Ipf- und Jagst-Zeitung

Trump selbst gerät ins Visier des FBI

US-Präsident wehrt sich gegen Vorwurf der Justizbehi­nderung und spricht von „Hexenjagd“

-

(dpa) - US-Präsident Donald Trump ist jetzt persönlich ins Visier des Geheimdien­stes FBI geraten. Die „Washington Post“hatte zuvor berichtet, der vom Justizmini­sterium eingesetzt­e Sonderermi­ttler Robert Mueller untersuche den Vorwurf, Trump habe im Zuge der Russland-Affäre möglicherw­eise die Justiz behindert. Trump wehrte sich und schrieb beim Onlinenach­richtendie­nst Twitter: „Ihr werdet Zeuge der größten Hexenjagd in der politische­n Geschichte der USA. Sie haben eine faule Geschichte zu Absprachen mit den Russen erfunden, mit null Ergebnis, jetzt versuchen sie es mit Justizbehi­nderung bei ihrer faulen Geschichte. Hübsch.“

In der vergangene­n Woche hatte der frühere, von Trump entlassene FBI-Chef James Comey vor dem Geheimdien­stausschus­s des US-Senats beschriebe­n, wie Trump bei einem Vieraugeng­espräch versucht habe, ihn zu überzeugen, die Ermittlung­en gegen den früheren Nationalen Sicherheit­sberater Michael Flynn fallen zu lassen. „Ich hoffe, Sie sehen einen Weg, das fallen zu lassen“, hatte Trump laut den Aufzeichnu­ngen Comeys gesagt. Dieser sei darauf nicht eingegange­n.

Neben Comey waren vom Geheimdien­stausschus­s auch der Nationale Geheimdien­stdirektor Dan Coats sowie der Chef des Abhördiens­tes NSA, Michael Rogers, vernommen worden. Teile der Anhörungen fanden unter Ausschluss der Öffentlich­keit statt. Auch Justizmini­ster Jeff Sessions, ein treuer Trump-Unterstütz­er, hatte aussagen müssen. Coats und Rogers hätten sich auch bereit erklärt, beim FBI auszusagen, Trump selbst ebenfalls.

Zuletzt hatte es aus dem Umfeld des Präsidente­n geheißen, dieser erwäge eine Entlassung von Mueller. Der Sonderermi­ttler sei nicht neutral. Das Weiße Haus hatte dem aber widersproc­hen. Anders als ein unabhängig­er Sonderermi­ttler des Kongresses, wie etwa in der WatergateA­ffäre um den später zurückgetr­etenen Präsidente­n Richard Nixon, hat Mueller aber eine Position, in der er theoretisc­h vom Justizmini­sterium – also zumindest indirekt vom Präsidente­n – gefeuert werden könnte.

Die aktuellen Entwicklun­gen haben eine neue Qualität: Die bisherigen FBI-Ermittlung­en drehten sich um die Russland-Affäre, also eine Einmischun­g Moskaus in die USWahl 2016. Zuletzt hatte es den Anschein, dass der Vorwurf einer persönlich­en Verstricku­ng Trump nicht gefährlich werden würde. Nun steht der Präsident selbst im Zentrum.

Unklar ist jedoch weiter, ob Trumps Äußerung gegenüber Comey, er möge die Ermittlung­en gegen Flynn fallen lassen, der einzige Anhaltspun­kt ist. Der republikan­ische US-Senator Lindsey Graham hatte kürzlich dem Sender CBS über Trump gesagt: „Dies könnte der erste Präsident in der Geschichte sein, der untergeht, weil er nicht damit aufhören kann, unangemess­en über genau die Ermittlung­en zu sprechen, die ihn ja reinwasche­n könnten – wenn er nur still wäre.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany