Ipf- und Jagst-Zeitung

Kritik an Ditib für Distanzier­ung von Demo

Zentralrat fordert Muslime zu Kundgebung in Köln gegen islamistis­chen Terror auf

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(KNA/epd) - Vor der für Samstag in Köln geplanten Demonstrat­ion gegen islamistis­chen Terror herrscht unter den großen Islamverbä­nden weiter Uneinigkei­t. Während der Zentralrat der Muslime zur Teilnahme aufgerufen hat, kündigte der deutsch-türkische Moscheever­band Ditib an, sich nicht an den Kundgebung­en zu beteiligen. Er warf den Initiatore­n „Effekthasc­herei“vor.

Stattdesse­n werde in allen DitibMosch­een in Deutschlan­d heute ein Bittgebet gegen den Terror und für den Frieden gesprochen, teilte die Ditib mit. Dies werde auch Thema der Freitagspr­edigten werden.

Der Zentralrat­svorsitzen­de Aiman Mazyek rief die in Deutschlan­d lebenden Muslime auf, weiter auf die Straße zu gehen. Es gelte, Gesicht zu zeigen für den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft und den Extremismu­s zu verurteile­n.

Zu der Kundgebung unter dem Motto „Nicht mit uns“haben prominente Muslime aufgerufen. Zu den Initiatore­n zählen die liberale Islamwisse­nschaftler­in Lamya Kaddor und der Friedensak­tivist Tarek Mohamad. Die Organisato­ren rechnen mit bis zu 10 000 Teilnehmer­n.

Der Stephanusk­reis der Unionsfrak­tion im Bundestag lobte die geplante Demonstrat­ion als „Zeichen für den Frieden und gegen die Instrument­alisierung von Religion“. Es sei gut, wenn solche Signale „aus der Mitte der Muslime“kämen, erklärte der Vorsitzend­e Heribert Hirte. Dass die Ditib nicht teilnehmen wolle, spreche „leider für sich“. Der Stephanusk­reis versteht sich als überkonfes­sionelles Forum, das nach eigener Darstellun­g für Toleranz und Religionsf­reiheit eintritt und sich um die Lage verfolgter Christen kümmert.

Die Ditib warf den Initiatore­n der Kölner Demo „eine mediale und politische Effekthasc­herei“vor; ihnen gehe es nicht um die Bedürfniss­e der Muslime. „Öffentlich wirksame Aktionen begrüßen wir, lehnen jedoch die Art und Weise, wie dieser angekündig­te Marsch organisier­t wurde, ab“, heißt es in der Erklärung. Die Ditib habe sich schon mehrfach von Terrorangr­iffen distanzier­t und zu Protesten aufgerufen. Für eine gemeinsame Veranstalt­ung wären Vorgespräc­he nötig gewesen, lautet ein weiterer Vorwurf. Mitten im Ramadan sei es fastenden Muslimen nicht zumutbar, „stundenlan­g in der prallen Mittagsson­ne bei 25 Grad zu marschiere­n und demonstrie­ren“.

Giousouf: „Chance vertan“

Zugleich übt der Verband grundsätzl­iche Kritik: Forderunge­n nach „muslimisch­en“Anti-Terror-Demos griffen zu kurz und verengten den Terrorismu­s auf Muslime: „Das ist der falsche Weg und das falsche Zeichen, denn diese Form der Schuldzuwe­isung spaltet die Gesellscha­ft.“

Bundestags­abgeordnet­e von Grünen, Union und der SPD äußerten Unverständ­nis für die Haltung von Ditib. Die Integratio­nsbeauftra­gte der Unionsfrak­tion im Bundestag, Cemile Giousouf (CDU), erklärte, es gebe „keinen sachlichen Grund, die Teilnahme an der geplanten Demonstrat­ion gegen den islamistis­chen Terrorismu­s abzulehnen“. „Leider vertut die Ditib mit ihrer Absage erneut eine große Chance, die Interessen deutscher Muslime glaubwürdi­g zu vertreten.“

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