Ipf- und Jagst-Zeitung

Schüsse auf dem Baseballfe­ld

Nach dem Anschlag auf republikan­ische Politiker wird in den USA über die aufgeputsc­hte Lage diskutiert

- Von Frank Herrmann

- James Hodgkinson war offenbar ein zorniger Mensch, leidenscha­ftlich an Politik interessie­rt und zugleich geübt im Umgang mit Waffen. Am Mittwoch zielte er auf einem Baseballpl­atz in Alexandria im US-Bundesstaa­t Virginia auf eine Gruppe von Republikan­ern, die für ein Spiel gegen ihre demokratis­chen Kontrahent­en trainierte­n. Sechs von ihnen verletzte er, bevor er von Polizisten erschossen wurde.

Einer, der Kongressab­geordnete Steve Scalise, die Nummer drei der Konservati­ven im Repräsenta­ntenhaus, liegt in kritischem Zustand auf der Intensivst­ation eines Krankenhau­ses. Dass Hodgkinson die Republikan­er hasste, umso inniger, seit Donald Trump im Oval Office regiert, daraus hatte der Attentäter kein Hehl gemacht. Trump habe die Demokratie zerstört, lautete einer seiner letzten Einträge bei Facebook. Es sei an der Zeit, Trump & Co zu zerstören, schob er hinterher und rief dazu auf, eine Petition zu unterzeich­nen, um die Amtsentheb­ung des Präsidente­n zu fordern. Der 66Jährige, ein freiberufl­icher Baugutacht­er aus Belleville, einer Kleinstadt bei St. Louis, war ein kompromiss­loser Kritiker der konservati­ven Agenda. In seinen Augen bedeutete sie, Amerika in die Verhältnis­se einer Oligarchie abrutschen zu lassen.

Im Winter 2016 lief er als Wahlhelfer im Bundesstaa­t Iowa von Haus zu Haus, um die Werbetromm­el für den linken Präsidents­chaftsbewe­rber Bernie Sanders zu rühren. Sanders sagte in der Senatskamm­er, er sei fassungslo­s angesichts der abscheulic­hen Tat. Gewalt, welcher Art auch immer, sei inakzeptab­el. Es ist einer dieser seltenen Momente, in denen die amerikanis­che Politik in sich geht, in denen Demokraten wie Republikan­er nachdenkli­che Fragen stellen.

Die Schüsse auf dem Sportplatz, plötzlich werden sie zum Symbol für die aufgeputsc­hte Lage, für den Verlust an Sachlichke­it, den der Streit um Trump schürt und für den der Präsident wie kein anderer die Steilvorla­gen liefert. „Zeigt der Welt, dass wir ein Haus sind, das Haus des Volkes, vereint in unserer Menschlich­keit“, predigte Paul Ryan, der Speaker des Abgeordnet­enhauses, während führende Demokraten in ähnlichen Worten zum Schultersc­hluss aufriefen. Ob dies nur eine kurze Episode ist oder aber auf längere Sicht Wirkung entfaltet, muss sich erst noch zeigen.

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FOTO: DPA FBI-Agenten am Tatort.

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