Polizistin weiter in Lebensgefahr
Schütze von Unterföhring in geschlossene Psychiatrie eingewiesen
(dpa) - Der Zustand der jungen Polizistin, die bei einer Schießerei in Unterföhring bei München lebensgefährlich verletzt wurde, ist weiter kritisch. „Die Kollegin schwebt noch immer in Lebensgefahr“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Ein Mann hatte am Dienstag am S-Bahnhof Unterföhring einem Polizisten seine Dienstwaffe entrissen und dessen 26-jähriger Kollegin in den Kopf geschossen. Der 37-jährige Schütze ist inzwischen in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung. Zunächst war ein Haftbefehl wegen versuchten Mordes beantragt worden.
Der Mann, der in Oberbayern geboren wurde, lebte zuletzt bei seinem Vater in den USA und war auf Europareise. Er kam am Montag aus Athen einreisend in München an, verbrachte die Nacht am Flughafen und fuhr dann mit der S-Bahn Richtung München. Zeugen hätten ausgesagt, er habe sich in der S-Bahn auffällig benommen, etwa Selbstgespräche geführt, berichtete Polizeipräsident Hubertus Andrä am Mittwoch.
Ohne ersichtlichen Anlass habe er dann einem Fahrgast mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Die Kontrolle durch eine herbeigerufene Polizeistreife am Bahnsteig Unterföhring sei zunächst Routine gewesen, sagte Andrä. Videoaufnahmen zeigen, dass der Beamte gerade etwas aufschrieb, als der Mann plötzlich auf den Polizeibeamten losging und versuchte, ihn ins Gleisbett zu stoßen.
„Die Situation war nicht nur ein Handgemenge, sondern tatsächlich ein heftiger Kampf“, sagte der Polizeipräsident. Bei dem Tumult gelang es dem Mann, dem Beamten die Dienstwaffe zu entreißen. Die Beamtin feuerte, der Mann feuerte – auch hier ist der genaue Ablauf noch unklar. Auch zwei Passanten wurden bei dem Gewaltausbruch verletzt, sie erlitten Schussverletzungen am Arm und am Bein. Der Täter selbst wurde durch einen Schuss leicht verletzt. Zur Tat hat er sich nicht geäußert.
Geschmackloser Tweet
Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks (BR) war der Mann der Polizei in den USA wegen Alkoholmissbrauchs, Diebstahls und Körperverletzung bekannt. Er sei der Sohn eines 1981 in die USA eingewanderten Paares, berichtete der BR unter Berufung auf US-Medien. Der Vater stamme aus Bayern, die Mutter aus Südafrika. Die Polizei konnte diese Informationen weder bestätigen noch dementieren.
Ein Bundestagskandidat der Piratenpartei Brandenburg sorgte mit einem geschmacklosen Tweet für Aufsehen. In der inzwischen gelöschten Kurzmitteilung auf Twitter bejubelte er die Bluttat und schrieb: „Weg mit dem Bullendreck.“Wie die Welt online berichtete, erwäge die Piratenpartei nun, ihre komplette Liste für die Bundestagswahl zurückzuziehen.