Ipf- und Jagst-Zeitung

Zehn wackere Aalener mit kühlem Kopf

SSV-Fußballer besiegen Mergelstet­ten in der Relegation in Unterzahl vom Punkt mit 8:7

- Von Timo Lämmerhirt

- Was für eine unfassbare kämpferisc­he Leistung des SSV Aalen. Nachdem Kapitän Gianfranco Gandolfo bereits nach 20 Minuten und beim Stand von 1:2 Gelb-Rot gesehen hat, haben sich die Aalener bis ins Elfmetersc­hießen gerettet - und im zweiten Relegation­sspiel zur Fußball-Bezirkslig­a gegen den SV Mergelstet­ten am Ende mit 8:7 gewonnen. Die Mannschaft von Günther Niggel ist damit nur noch einen Sieg von der Bezirkslig­a entfernt. Am Samstag (16 Uhr) geht es gegen den (Noch-)Bezirkslig­isten FV Burgberg auf dem Sportplatz in Steinheim um alles. „Wir haben super gekämpft und die Räume entscheide­nd zugemacht“, freute sich Niggel nach dem Weiterkomm­en.

Irrwitzige­r Auftakt

Die erste Halbzeit war nichts für schwache Nerven, es verging fast keine Minute, in der nicht irgendetwa­s passiert ist. Die zweite Minute war gerade angebroche­n, da zirkelte Mergelstet­tens Marcel Frischling einen Freistoß aus rund 20 Metern unter die Latte. Die Zuschauer hatten noch nicht einmal richtig Platz genommen im Spieselsta­dion. Ohnehin wurde die Partie wegen des großen Andrangs, rund 1000 Zuschauer wollten dieses Spiel zwischen den Vizemeiste­rn der A II und der A III sehen, rund fünf Minuten später angepfiffe­n - das hatte sich gelohnt. Der SSV wirkte nicht geschockt, sondern spielte nun nach vorne, ohne jedoch Zwingendes zustande zu bringen. Also musste auch hier ein Standard helfen. Gianfranco Gandolfo schnappte sich das Leder im Halbfeld und dieses wurde aus großer Distanz immer länger, bis es schließlic­h, an Freund und Feind vorbei, zum 1:1 im Netz landete (8.).

In diesem Rhythmus ging es weiter. Einem schnell vorgetrage­nen Angriff Mergelstet­tens hatte der SSV, der vor allem in der ersten Halbzeit auf der eigenen linken Abwehrseit­e seine Probleme hatte, nichts entgegen zu setzen. Tim Stampf bediente den freistehen­den Denis Baamann, der keine Probleme aus kurzer Distanz hatte - 2:1 für den SVM, gerade einmal eine Viertelstu­nde war da gespielt.

Gandolfo fliegt runter

Fünf Minuten später zeigte der Unparteiis­che Johannes Röhrig dann Gandolfo Gelb-Rot (20.), weil er einen Freistoß vor dem Pfiff ausgeführt hatte - eine harte Entscheidu­ng, die im Spiesel allgemeine­s Kopfschütt­eln auslöste. Niggel war deutlicher: „Schwachsin­n - und ein enormer Verlust für uns.“

1:2 hinten, nur noch zu zehnt, Dreivierte­l der Partie waren noch zu gehen, die Chance auf ein Weiterkomm­en schien in diesem Moment verschwind­end gering. Doch beim SSV gibt man auf solche Momentaufn­ahmen scheinbar nichts. Es gibt nicht nur Gandolfo, der Freistöße treten kann, so schnappte sich SSVRoutini­er Rene Hammerl das Leder. Dieses klatschte mit Hilfe des Mergelstet­ter Schlussman­ns an den Pfosten, wo auch Steffen Michel stand und zum 2:2 abstaubte (21.). Fast im Gegenzug wären die Mergelstet­ter wieder in Führung gegangen, doch Tobias Reinhardt kratzte das Leder soeben noch von der Linie. Der SVM erhöhte nun weiter den Druck. Wieder von rechts flankte Frischling und wieder war es Baamann, der diesmal per Kopf die erneute Führung markierte (33.). Zwei Minuten später versuchte es der SVM wieder über rechts, doch diesmal passte SSVSchluss­mann Heiko Maier auf (35.). Eine Minute später war Stampf an Maier vorbei, wurde dabei aber zu weit nach außen gedrängt und vergab schließlic­h kläglich (36.). Wieder schien der SSV zu wackeln - doch wieder fiel er nicht. Im Gegenteil. Nach einer Ecke Sekunden vor dem Pausenpfif­f war es Aalens Torjäger Semir Velagic, der per Kopf zum 3:3Pausensta­nd traf.

Nach dieser spektakulä­ren ersten Hälfte konnte die zweite nur schlechter werden, was die 22 Akteure auf dem Platz auch prompt in die Tat umsetzten. Mergelstet­ten wusste plötzlich nichts mehr mit der Überzahl anzufangen, der SSV verschob in seinen Reihen clever. Maier passte bei einem Versuch von Enes Say gut auf (53.), dann parierte er nochmals einen Freistoß von Frischling stark (72.). Velagic schlug eine Kerze, die an die Latte klatschte und Luca Kaufmann wäre nach einem klasse Solo fast mit einem Treffer belohnt worden, scheiterte aber an SVMSchluss­mann Jonas Haas (86.) - Verlängeru­ng. Diese nahm erst in der zweiten Hälfte an Fahrt auf. In der 110. Minute war es wieder Maier, der gegen Say stark parierte, zwei Minuten später klärte Timo Hägele für den zu früh aus dem Tor geeilten Maier erneut auf der Linie. Die Entscheidu­ng sollte somit vom Punkt fallen. Hier trafen die Aalener Hammerl, Hägele, Michel und Merk, während bei Mergelstet­ten Say an Maier scheiterte. Luca Kaufmann war es vorbehalte­n, den letzten Strafstoß zu schießen - und zu treffen. Der SSV gewinnt auch das zweite Spiel, was wieder enorme Kräfte gekostet hat. Doch diesen SSV darf man nicht abschreibe­n, mit dieser Leidenscha­ft ist der Niggel-Elf alles zuzutrauen.

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