Ipf- und Jagst-Zeitung

Das schafft Vertrauen

- Von Wolfgang Mulke

Es wird noch einige Jahre dauern, bis selbstfahr­ende Autos tatsächlic­h in größerer Stückzahl über die Straßen rollen. Trotzdem hat die Bundesregi­erung von einer Kommission bereits die ethischen Aspekte dieser Entwicklun­g untersuche­n lassen. Das belegt einen beträchtli­chen Lernzuwach­s der Politik. Bislang wurden den Folgen technologi­scher Fortschrit­te oft erst dann Aufmerksam­keit gewidmet, wenn die Produkte bereits am Markt waren.

Auf der Basis der 20 Thesen der Ethik-Kommission, die durch unabhängig­e Experten besetzt war, kann nun eine breite Diskussion darüber geführt werden, wie der Rechtsrahm­en für die autonome Mobilität richtig gesetzt wird. Das schafft Vertrauen. Ohne die Akzeptanz in der Bevölkerun­g wird sich die Technologi­e kaum durchsetze­n können. Die bisherigen Umfragen zum Thema sprechen eine deutliche Sprache. Die Verbrauche­r sind skeptisch, ob die versproche­nen Segnungen auch tatsächlic­h eintreten. Die Erfahrung vergangene­r Großprojek­te wirkt nach. Immer wieder wurden die Bürger – wie bei der Atomkraft – vor vollendete Tatsachen gestellt, statt deren Zweifel durch eine offene Debatte beseitigt.

Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) feiert sich selbst für den Bericht der Ethikkommi­ssion. Dabei haben ihn die Experten im Kleingedru­ckten deutlich kritisiert. So fordert die Kommission eine klare Klärung der Verantwort­ung für ein automatisi­ertes Auto. Damit kann die Haftung bei einem Unfall eindeutig festgestel­lt werden. Doch genau dies hat Dobrindt in seinem Gesetz zum automatisi­erten Fahren vermieden. Seine nun in Kraft tretende Regelung ist voller schwammige­r Begriffe, wenn es um die Verantwort­ung für das Fahrzeug geht. Ganz so groß ist der Lernzuwach­s also nicht bei allen.

Noch sind viele Fragen offen, und die Hersteller der selbstfahr­enden Autos gut beraten, wenn sie nicht nur ihre geschäftli­chen Interessen, sondern auch die ihrer Kunden im Blick behalten. Dann kann etwas sehr Positives gelingen und Deutschlan­d sowohl technisch als auch ethisch ein Vorbild werden. politik@schwaebisc­he.de

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