Keine Zeit für lange Gespräche
Autozulieferer ZF und Hella vereinbaren strategische Partnerschaft, um schnell am Markt zu sein
- In einer Zeit, in der sich die Automobilwelt immer schneller verändert, verliert der, der zu langsam ist. Und Verträge mit anderen Konzernen, Zukäufe, Verhandlungen über Gemeinschaftsunternehmen kosten Zeit, davon ist ZF-Chef Stefan Sommer überzeugt. Aus diesem Grund hat der Vorstandsvorsitzende des drittgrößten Automobilzulieferers der Welt eine weitere strategische Partnerschaft verabredet, um den Traditionskonzern aus Friedrichshafen (Bodenseekreis) für die Zukunft zu rüsten.
ZF kooperiert künftig mit dem Licht- und Radarspezialisten Hella. Die Unternehmen wollen bei Sensortechnologie, insbesondere bei Frontkamerasystemen und Bilderkennung, sowie bei Radarsystemen zusammenarbeiten, wie Sommer im slowakischen Bratislava am Dienstag bekannt gab. In der Kameratechnologie solle ein erstes gemeinsames Entwicklungsprojekt unmittelbar starten, es zielt nach Unternehmensangaben auf einen Marktstart im Jahr 2020. ZF bringt die Hardware sowie sein Systemund Integrations-Know-how ein, von der Hella-Tochter Aglaia Mobile Vision kommt die serienerprobte Bilderkennungssoftware und Applikationsentwicklung. „Hella wird zudem den zur Seite und rund ums Auto schauenden Radar mit in die Kooperation einbringen, der vom Frequenzund Technologiebereich anders ist als der, den wir im Portfolio haben“, erläuterte Sommer im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“. ZF werde im Gegenzug seinen sogenannten Long Range Radar beisteuern. Die Partnerschaft wolle ZF ähnlich gestalten wie die Kooperation, die das Unternehmen mit dem französischen Innenraumausstatter Faurecia eingegangen ist. „Bei den Themen, bei denen die beiden Partner sich ergänzen und gemeinsam stärker sind, wollen wir schnelle Lösungen für die Märkte schaffen“, erläuterte Sommer den Charakter der Zusammenarbeit. „Man muss alles vermeiden, was eine Kooperation starr und unflexibel macht.“
Hella gehört zu den 40 wichtigsten Autozulieferern der Welt. In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2016/17 steigerte das Unternehmen, das weltweit 33 689 Mitarbeiter beschäftigt, den Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,1 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro, der operative Gewinn stieg um 20 Prozent auf 348 Millionen Euro. Als „ziemlich erfolgreich“bezeichnet Hella-Chef Rolf Breidenbach die vergangenen zehn Jahren seines Unternehmens, doch wie sein neuer Kooperationspartner schaut auch er mit großem Respekt auf die Wandlungen der Branchen. „Die Geschwindigkeit der Veränderungen nimmt immer mehr zu“, sagte Breidenbach. Notwendig seien neue Formen der Kooperation. „Die Partnerschaft wie zwischen uns und ZF wird das Vorbild für die Zukunft sein“, erklärte Breidenbach. Wendig, flexibel und schnell am Markt. Auch der Hella-Chef hat keine Zeit für lange Kaufverhandlungen und lange Vertragsgespräche.