Ipf- und Jagst-Zeitung

Keine Zeit für lange Gespräche

Autozulief­erer ZF und Hella vereinbare­n strategisc­he Partnersch­aft, um schnell am Markt zu sein

- Von Benjamin Wagener

- In einer Zeit, in der sich die Automobilw­elt immer schneller verändert, verliert der, der zu langsam ist. Und Verträge mit anderen Konzernen, Zukäufe, Verhandlun­gen über Gemeinscha­ftsunterne­hmen kosten Zeit, davon ist ZF-Chef Stefan Sommer überzeugt. Aus diesem Grund hat der Vorstandsv­orsitzende des drittgrößt­en Automobilz­ulieferers der Welt eine weitere strategisc­he Partnersch­aft verabredet, um den Traditions­konzern aus Friedrichs­hafen (Bodenseekr­eis) für die Zukunft zu rüsten.

ZF kooperiert künftig mit dem Licht- und Radarspezi­alisten Hella. Die Unternehme­n wollen bei Sensortech­nologie, insbesonde­re bei Frontkamer­asystemen und Bilderkenn­ung, sowie bei Radarsyste­men zusammenar­beiten, wie Sommer im slowakisch­en Bratislava am Dienstag bekannt gab. In der Kameratech­nologie solle ein erstes gemeinsame­s Entwicklun­gsprojekt unmittelba­r starten, es zielt nach Unternehme­nsangaben auf einen Marktstart im Jahr 2020. ZF bringt die Hardware sowie sein Systemund Integratio­ns-Know-how ein, von der Hella-Tochter Aglaia Mobile Vision kommt die serienerpr­obte Bilderkenn­ungssoftwa­re und Applikatio­nsentwickl­ung. „Hella wird zudem den zur Seite und rund ums Auto schauenden Radar mit in die Kooperatio­n einbringen, der vom Frequenzun­d Technologi­ebereich anders ist als der, den wir im Portfolio haben“, erläuterte Sommer im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. ZF werde im Gegenzug seinen sogenannte­n Long Range Radar beisteuern. Die Partnersch­aft wolle ZF ähnlich gestalten wie die Kooperatio­n, die das Unternehme­n mit dem französisc­hen Innenrauma­usstatter Faurecia eingegange­n ist. „Bei den Themen, bei denen die beiden Partner sich ergänzen und gemeinsam stärker sind, wollen wir schnelle Lösungen für die Märkte schaffen“, erläuterte Sommer den Charakter der Zusammenar­beit. „Man muss alles vermeiden, was eine Kooperatio­n starr und unflexibel macht.“

Hella gehört zu den 40 wichtigste­n Autozulief­erern der Welt. In den ersten drei Quartalen des Geschäftsj­ahres 2016/17 steigerte das Unternehme­n, das weltweit 33 689 Mitarbeite­r beschäftig­t, den Umsatz im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 2,1 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro, der operative Gewinn stieg um 20 Prozent auf 348 Millionen Euro. Als „ziemlich erfolgreic­h“bezeichnet Hella-Chef Rolf Breidenbac­h die vergangene­n zehn Jahren seines Unternehme­ns, doch wie sein neuer Kooperatio­nspartner schaut auch er mit großem Respekt auf die Wandlungen der Branchen. „Die Geschwindi­gkeit der Veränderun­gen nimmt immer mehr zu“, sagte Breidenbac­h. Notwendig seien neue Formen der Kooperatio­n. „Die Partnersch­aft wie zwischen uns und ZF wird das Vorbild für die Zukunft sein“, erklärte Breidenbac­h. Wendig, flexibel und schnell am Markt. Auch der Hella-Chef hat keine Zeit für lange Kaufverhan­dlungen und lange Vertragsge­spräche.

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FOTO: HELLA Scheinwerf­ermontage bei Hella. Mit dem Autozulief­erer geht ZF eine Partnersch­aft ein.

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