Ein Meister der poetischen Sprachkunst
Jan Wagner erhält den Georg-Büchner-Preis
(epd) - Der Lyriker Jan Wagner wird mit dem Georg-Büchner-Preis 2016 ausgezeichnet. „Seine Gedichte verbinden spielerische Sprachfreude und meisterhafte Formbeherrschung, musikalische Sinnlichkeit und intellektuelle Prägnanz“, teilte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung am Dienstag in Darmstadt mit. Der mit 50 000 Euro dotierte Preis gilt als renommierteste Literaturauszeichnung in Deutschland. Er wird am 28. Oktober in Darmstadt verliehen. Der Autor zeigte sich „glücklich, verwirrt und sehr froh“über die unerwartete Ehrung.
„Aus neugierigen, sensiblen Erkundungen des Kleinen und Einzelnen, mit einem Gespür für untergründige Zusammenhänge und mit einer unerschöpflichen Fantasie lassen Wagners Gedichte Augenblicke entstehen, in denen sich die Welt zeigt, als sähe man sie zum ersten Mal“, lobte die Jury. Das Wort „spielerisch“in der Begründung der Preis-Jury „ist etwas, das ich sehr gut mit meinen Gedichten verbinden kann“, sagte der 45-jährige Wagner in einer ersten Reaktion. Spiel und kindliche Freude am Klang seien wichtig für die Lyrik. Das Gedicht solle kein Rätsel sein, sondern zu einem spielerischen Umgang mit Sprache und Welt anregen. Ein neuer Lyrikband von ihm ist nach eigenen Angaben nicht vor dem Herbst des kommenden Jahres zu erwarten.
Sein Debüt erschien 2001
Der in Hamburg geborene Jan Wagner wuchs im schleswig-holsteinischen Ahrensburg auf und lebt seit 1995 in Berlin. Er studierte Anglistik in Hamburg, Dublin und an der Humboldt-Universität Berlin. Sein Werk umfasst Gedichtbände, Essays und Kritiken, Anthologien sowie Übersetzungen englischsprachiger Lyrik und ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.
Wagners lyrisches Debüt „Probebohrung im Himmel“erschien 2001. Es folgten die Gedichtbände „Guerickes Sperling“(2004), „Achtzehn Pasteten“(2007), „Australien“(2010) und „Die Eulenhasser in den Hallenhäusern“(2012). Im Jahr 2014 veröffentlichte er die „Regentonnenvariationen“, für die er den Leipziger Buchpreis erhielt. Im vergangenen Jahr erschien „Selbstporträt mit Bienenschwarm. Ausgewählte Gedichte 2001-2015“.
Neben den Gedichtbänden veröffentlichte Wagner in diesem Frühjahr die Prosasammlung „Der verschlossene Raum“, zuvor 2011 „Die Sandale des Propheten“. Außerdem hat er als Herausgeber gemeinsam mit Thomas Girst von 1995 bis 2003 die Loseblatt-Anthologie zur zeitgenössischen Weltpoesie „Die Außenseite des Elements“herausgegeben, 2003 und 2008 folgten umfassende Sammlungen junger deutschsprachiger Lyrik zusammen mit Björn Kuhligk.
Mit dem Büchner-Preis ehrt die Akademie für Sprache und Dichtung Autoren, „die in deutscher Sprache schreiben, durch ihre Arbeiten und Werke in besonderem Maße hervortreten und die an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens wesentlichen Anteil haben“. Zu seinen Trägern gehören unter anderen Heinrich Böll, Friedrich Dürrenmatt, Günter Grass und Erich Kästner. Namensgeber der Auszeichnung ist der in Goddelau bei Darmstadt geborene Schriftsteller Georg Büchner (1813-1837). Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Dramen „Woyzeck“und „Dantons Tod“.