Tannhausens Störche sind jetzt beringt
Stefan und Julius Gerner erledigen den Job in luftiger Höhe
- Knappe sechs Wochen sind Tannhausens Jungstörche jetzt alt. Am Montag haben sie ihren „Personalausweis“erhalten. Die Vögel wurden beringt. Ein Job, der in luftiger Höhe erledigt werden musste. Denn der Horst der Tannhäuser Störche befindet sich auf dem Dach der Pfarrkirche Sankt Lukas.
Der Hobby-Ornithologe und ausgebildete Beringer Stefan Gerner erledigte am Montagabend die Aufgabe der Storchenberingung. Unterstützt wurde er dabei von seinem 19jährigen Neffen Julius Gerner. Die beiden Männer kletterten dazu gut gesichert auf das Dach der Tannhausener Kirche, wogen die beiden Jungstörche, die bereits knappe 2,5 Kilo auf die Waage bringen, und brachten die Ringe mit entsprechender Nummer an, über die sich Tiere künftig zweifelsfrei identifizieren lassen.
Wie Gerner bei dem Termin ausführte, musste die Beringung der Vögel jetzt erfolgen, da Jungstörche diese Prozedur nur bis zur sechsten Lebenswoche widerstandslos über sich ergehen lassen. Die jungen Vögel fallen in dem Moment, in dem ein Feind, in diesem Falle der Beringer, an ihrem Nest auftaucht, in eine Art Schockstarre, die sogenannte Akinese. Um den geringsten Anreiz für den Feind zu bieten, drücken sie sich in diesem Moment ganz flach und regungslos in ihr Nest und täuschen den Tod vor. In dieser Phase können vom Beringer dann einigermaßen problemlos die Ringe am Fuß der Vögel angebracht werden. Eine Prozedur, die schnell erledigt ist und am Montag in Tannhausen auch reibungslos über die Bühne ging.
Nur zwei Eier ausgebrütet
Ursprünglich hatten in dem Tannhausener Storchennest übrigens vier Eier gelegen (wir berichteten). Am Ende schlüpften dann aber doch nur zwei Küken. „Die zwei anderen Eier sind wahrscheinlich aufgrund der frostigen Temperaturen im Frühjahr abgekühlt“, vermutet Gerner. Was der Storchenexperte aber nicht allzu sehr bedauert. Denn dadurch hätten es die beiden Tannhausener Altstörche, für die es die erste Brut gewesen ist, deutlich leichter gehabt, ihre beiden geschlüpften Küken durchzubringen.
Gerner geht davon aus, dass die beiden Jungstörche noch die Heimatprimiz von Johannes Huber am 2. Juli vom Kirchendach aus miterleben werden. Erst ein, zwei Wochen danach würden sie ihren Horst verlassen, später folgen dann auch die beiden Altstörche. „Wenn wir Glück haben, werden sich unsere Störche an der Unteren Sechta zwischen Unterschneidheim und Kerkingen sammeln“, hofft Gerner, der sich seit 2005 unermüdlich für eine Ansiedlung von Störchen in Tannhausen eingesetzt hatte und dabei auch so manchen hämischen Kommentar einstecken musste. „Es gab nicht wenige, die gesagt haben, Tannhausen hatte noch nie Störche und wird auch nie welche haben. Diese Kritiker wurden eines Besseren belehrt“, freut sich Gerner, der zusammen mit einigen Mitstreitern, bereits im Jahr 2005 einen ersten Storchenhorst, damals noch auf dem stillgelegten Kamin des Gasthauses „Ochsen“, montiert hatte. 2006 wurde die Nisthilfe von den Tannhausener Storchenfreunden dann mit Hilfe eines Krans auf die Pfarrkirche gesetzt; 2015 wurde nochmal nachgebessert. Ein enormer Aufwand, der sich jetzt ausgezahlt hat. 2017 ließ sich erstmals ein Storchenpaar in Tannhausen nieder und brütete erfolgreich.
Ein kleines zur Storchenberingung gibt es unter www.schwaebische.de/tannhausen-storch