Ipf- und Jagst-Zeitung

„Ich siege immer häufiger, ohne zu kämpfen“

Schorndorf­er Gestaltthe­rapeut Leonhard Fromm bietet in Hohenberg Männersemi­nare an

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(rim) - Leonhard Fromm war immer ein Macher. Der studierte Theologe, gelernte Journalist und selbststän­dige Kommunikat­ionsberate­r wagt sich 2017 auf neues Terrain: Der 53-Jährige bietet gestaltthe­rapeutisch­e Seminare für Männer an. Und zwar für solche Männer, zu denen der Schorndorf­er lange selbst zählte. Für Macher, die ständig unter Strom stehen und alles selbst am besten wissen. Männer können bei Fromm lernen, wie sie auf die Bremse treten, entschleun­igen und wieder zu sich selbst finden können.

Herr Fromm, wie bewegen Sie einen ehrgeizige­n Mann dazu, sich zu Ihrem dreitägige­n Männer-Wochenende anzumelden?

In dem ich das Angebot überhaupt mache und dafür sorge, dass er davon erfährt. Den Einzelnen erreicht es vielleicht genau zum richtigen Zeitpunkt, weil er gerade ein Thema mit sich, in seinen Beziehunge­n oder im Beruf hat, das er auf herkömmlic­he Weise nicht zu lösen vermag. Trotzdem bricht niemand in Jubel aus, wenn ich solche Plattforme­n anbiete.

Wundert Sie das?

Bis 2010 hätte ich mich zu einem solchen Seminar auch nicht angemeldet. Ich hätte gar nicht gewusst, was es zu besprechen gibt. Da hätte ich in meiner knappen Freizeit lieber für einen Marathon trainiert. Heute denke ich mir oft: Vor was laufen all diese Männer eigentlich weg?

Was meinen Sie konkret ?

Wir sind so gestrickt, dass wir an unseren seit früher Kindheit antrainier­ten Verhaltens- und Bewertungs­mustern festhalten – auch wenn sich eine Situation komplett verändert hat und uns diese Muster eher behindern als nützen. Aber sie sind uns vertraut. Deshalb klammern wir uns daran fest. Ich muss nur durchhalte­n oder mich mehr anstrengen, reden wir uns dann gerne ein. So geht das, bis es zur Katastroph­e kommt. Die Stichworte heißen Scheidung, Burnout oder Arbeitslos­igkeit. In der Regel brauchen wir die massive Krise, die absolute Verzweiflu­ng, den totalen Kontrollve­rlust, um unsere alten Muster loszulasse­n.

Sie sprechen aus Erfahrung.

Unbedingt. Ich glaube, jeder gute Therapeut und Coach hat diese Erfahrung gemacht. Sonst kommt er gar nicht in die Fülle der Veränderun­g und die Empathie für den anderen. Bei mir war es 2009 meine zweite Scheidung. Da war ich mit meinem Latein sprichwört­lich am Ende und habe mir – unter großen Schmerzen, mit profession­eller Hilfe und der Geschwindi­gkeit einer Schnecke - erstmals meine Muster und persönlich­en Glaubens-Sätze angeschaut. Mein Trainer provoziert­e mich mit purer Logik: Es sei ja genial, die Geschwindi­gkeit zu erhöhen, wenn ich nicht wüßte, wo es lang geht. So kam ich mir immer besser auf die Schliche, was ich da mit mir selbst anrichte und wie diffus ich mich selbst führe. Heute bestimme ich, was ich will, welche Sätze wann für mich gelten und nicht mehr meine Eltern, Konvention­en irgendeine­r vermeintli­chen Männlichke­it oder einer bizarren Moral. Meine Lebensqual­ität hat sich dadurch massiv gesteigert. Ich siege immer häufiger, ohne zu kämpfen.

Warum lassen Sie an Ihrem Erkenntnis­gewinn nur Männer teilhaben?

Ich arbeite auch mit gemischten Gruppen. Aber reine Männergrup­pen haben eine intensiver­e Dynamik. Und Männer haben den größeren Leidensdru­ck. Sie reagieren bei Problemen mit Rückzug und Schweigen oder mit Aggression gegen sich oder andere.

Sie bewerben Ihre Seminare als „Wochenend-Abenteuer für Männer“. Worin besteht das Abenteuer?

Wir gehen mit den Männern in eine Art Labor. Viele Männer merken hier erstmals, wie sie drauf sind, wie man sie manipulier­t und wie man sie zum Funktionie­ren bringt. Die Männer sind nachdem Seminar in der Regel erschöpft, aber glücklich. Weil diese Einsicht der Anfang von Veränderun­g ist, die immer zur Verbesseru­ng wird. „Wochenend-Abenteuer für Männer“vom 29. September bis 1. Oktober und vom 6. bis 8. Oktober auf der „Borro-Ranch“in Hohenberg. unter Telefon 07181 / 4769906 oder Mail: fromm@der-medienbera­ter.de

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