Amerdingen sagt Nein zu Windpark
Gemeinderat lehnt Anlage im Südries einstimmig ab
- Bürgermeister Hermann Schmidt hatte schon erwartet, dass der Andrang zur Sitzung seines Gemeinderats diesmal größer sein würde als bisher. Schmidt hatte daher den geräumigeren Saal des Amerdinger Feuerwehrhauses herrichten lassen. Einziger Punkt auf der Tagesordnung: Die Windkraftanlagen, die südlich von Amerdingen im Südries entstehen könnten.
Zum Hintergrund: Der regionale Planungsverband für Windkraftanlagen hat in seinem aktuellen Atlas für die Region insgesamt fünf Gebiete im Landkreis Donau-Ries als mögliche Standorte für Windräder aufgeführt. Der einzige Bereich im Ries bildet ein sogenanntes Vorbehaltsgebiet südlich von Amerdingen. Das elf Hektar große Grundstück gehört Prinzessin Camilla zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Sie hatte Interesse signalisiert, auf ihrem Grund einen Windpark mit zwei bis drei Anlagen zu errichten. Ob sie diesen mit ihrem Mann selbst betreiben würde oder eine externe Firma dafür zuständig wäre, sei laut Sayn-WittgensteinBerleburg noch nicht entschieden.
Bürgermeister Hermann Schmidt sagte, dass sich die Gemeinde seit Jahren mit dem Thema Windkraft befasse. Ein zunächst ins Auge gefasster Bereich sei wegen eines nahen Vogelschutzgebietes vom Planungsverband abgelehnt worden. „Wir waren sehr überrascht und gleichzeitig verwirrt, dass nun plötzlich ein Grundstück in unmittelbarer Nähe wieder zur Diskussion steht“, sagte Schmidt.
Für den Menschen, so Schmidt, gebe es durch die Windräder keine Nachteile, wohl aber für die Natur und Tiere. „Die Anlagen würden das wunderschöne Gebiet, durch das unter anderem ein beliebter Wanderweg führt, zerstören.“Auch für die Rotmilane, die in der Umgebung leben, würden die Windkraftanlagen eine Einschränkung bedeuten. Darauf hatte der Dillinger Vogelschützer Reimut Kayser bereits auf einer Informationsveranstaltung, die die Gemeinde für die Bürger zu den geplanten Windkraftanlagen kürzlich organisiert hatte, eindringlich hingewiesen.
Den Richtlinien des Winderlasses nach darf eine Windkraftanlage nicht in weniger als 1200 Meter Abstand zu europäischen Vogelschutzgebieten errichtet werden. Das ist in dem Gebiet südlich von Amerdingen Kaysers Rotmilan-Kartierungen nach jedoch der Fall. „Wir machen als Gemeinderat keine Gesetze, sondern müssen sie befolgen“, meinte Bürgermeister Schmidt.
Der Gemeinderat, so schien es, hatte die Entscheidung ohnehin längst gefällt. Mit 7:0 Stimmen entschieden sich die Räte gegen den möglichen Windpark. Und bestätigten damit die Bedenken, die schon die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts geäußert hatte (wir berichteten). Ein Vertreter der Familie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg war am Dienstagabend nicht anwesend. Die Entscheidung, ob Windkraftanlagen in Amerdingen gebaut werden dürfen, obliegt nun dem regionalen Planungsverband. Dieser wird sich den Stellungnahmen der Behörden nach voraussichtlich auch gegen den Windpark im Kesseltal entscheiden.
Die einzige Chance für die Befürworter wäre vermutlich ein neues Gutachten, das eine Beeinflussung der Tiere – oder deren Existenz – im Bereich der Windanlagen widerlegt.