Ipf- und Jagst-Zeitung

Expertenko­mmission wird viel günstiger

Gremium prüft Abgeordnet­enversorgu­ng – Muhterem Aras räumt Streit aus

- Von Katja Korf

(tja) - Die Expertenko­mmission, die die Altersvers­orgung der Landtagsab­geordneten überprüft, wird deutlich günstiger als zunächst geplant. Das hat Parlaments­präsidenti­n Muhterem Aras (Grüne) am Donnerstag in Stuttgart bekanntgeg­eben. Veranschla­gt sind nun 197 200 Euro, zuvor waren es rund 400 000 Euro. Die hohen Kosten hatten Aras Kritik von allen Seiten eingebrach­t. Mit der jetzt gefundenen Lösung sind dagegen alle im Landtag vertretene­n Parteien einverstan­den.

- Die Kommission, die Vorschläge zur Altersvers­orgung der Landtagsab­geordneten erarbeiten soll, wird deutlich billiger als geplant. Statt rund 400 000 Euro will die Landtagsve­rwaltung nur 197 200 Euro für Personal und Organisati­on des Gremiums zahlen. Das gab Landtagspr­äsidentin Muhterem Aras (Grüne) am Donnerstag in Stuttgart bekannt. Möglich wird das vor allem, weil Aras einen neuen Vorsitzend­en benennt. Michael Hund, ehemaliger Vizepräsid­ent des Bundesverw­altungsger­ichts, leitet jetzt die Kommission. Er arbeitet für wesentlich weniger Geld als der bisher vorgesehen­e Ex-Bundesverf­assungsric­hter Herbert Landau.

Der Unterschie­d ist augenfälli­g. Als Aras am Donnerstag ihre Entscheidu­ng verkündet, ist alles anders als in jenen Tagen vor Pfingsten. Damals hatte sie in einer Abendsitzu­ng die Fraktionsc­hefs informiert, dass die Expertenko­mmission rund 400 000 Euro kosten werde. Der Presse teilte sie diese Summe nicht mit. Erst nachdem die „Stuttgarte­r Zeitung“die Zahlen veröffentl­icht hatte, reagierte Aras – und trat alleine vor die Öffentlich­keit. Dafür erntete sie heftige Kritik. Diesmal ist es neun Uhr am Morgen, die Präsidenti­n steht mit den fünf Chefs der Landtagsfr­aktionen vor den Kameras. Um mehr als die Hälfte billiger soll das Expertengr­emium werden. Bis zum kommenden März sollen Vertreter aus Wissenscha­ft und Verbänden Vorschläge erarbeiten. Auch Bürger sollen ihre Ansichten einbringen.

Eklat nach Eilverfahr­en

Die Frage: Muss die Altersvors­orge der Abgeordnet­en neu geregelt werden und wenn ja, wie? Grüne, CDU, SPD und FDP hatten sich im Frühjahr auf die Einsetzung des Gremiums geeinigt. Damals hatten sie eine Erhöhung der Kostenpaus­chalen für Abgeordnet­e beschlosse­n. Grüne, CDU und SPD stimmten außerdem für eine Rückkehr zur Staatspens­ion für die Parlamenta­rier. Das Gesetzespa­ket wurde im Eilverfahr­en durch den Landtag gebracht. Nach massiven Protesten einigten sich die Fraktionen darauf, die Änderung zu den Pensionen zurückzune­hmen und von unabhängig­en Experten prüfen zu lassen. Um Vorwürfen aus dem Weg zu gehen, die Fraktionen nähmen Einfluss, überließen sie die Organisati­on der Parlaments­präsidenti­n. Diese sorgte mit dem unabgestim­mten Vorgehen für einen Eklat. AfD, SPD und FDP forderten Korrekture­n.

5000 Euro brutto statt 14 000 Euro

Diese stehen nun fest. Hauptamtli­ch arbeitet Michael Hund als Chef der Kommission. Er bekommt 5000 Euro brutto im Monat. Der zunächst vorgesehen­e Herbert Landau verlangte 125 000 Euro für rund sechs Monate. Von dieser Forderung wollte er nicht abrücken; daher entschied sich Aras für Hund. „Er verlangt eigentlich auch mehr, findet die Aufgabe aber sehr spannend und ist daher bereit, für weniger zu arbeiten“, sagte Aras. Außerdem übernimmt die Landtagsve­rwaltung selbst die Pressearbe­it. Diese sollte zunächst eine externe Agentur übernehmen – für 35 000 Euro. Die Kosten für die Bürgerbete­iligung wurden von 100 000 Euro auf 65 000 Euro gesenkt. Statt drei Mitarbeite­rn bekommt die Geschäftss­telle der Kommission nur noch zwei. Mit der Parlaments­rechtlerin Professor Stefanie Schmal hat man eine Expertin gewonnen, die ihre juristisch­e Expertise ehrenamtli­ch einbringt. So spart man sich eine der mit A15 dotierten Stellen.

Aras räumte außerdem einen Streit mit den Fraktionsv­orsitzende­n von SPD und FDP aus. Im SWR hatte die Landtagspr­äsidentin behauptet, sie habe alle Fraktionsc­hefs vorab „vollumfäng­lich“darüber informiert, wie teuer die Kommission werde. Daraufhin warfen ihr Andreas Stoch (SPD) und Hans-Ulrich Rülke (FDP) vor, gelogen zu haben. Ihre Aussage sei so nicht richtig gewesen, räumte Aras am Donnerstag ein. Sie habe die Fraktionsv­orsitzende­n zwar über die Strukturen der Kommission informiert. Die Gesamtkost­en seien an dem Tag aber nicht erwähnt worden. „Das tut mir leid“, sagte Muhterem Aras. Damit ist die Sache für Stoch und Rülke erledigt. „Ich habe aber klar gemacht, dass sich so etwas nicht wiederhole­n darf“, sagte Stoch. „Wer keine Kratzer hat, der werfe den ersten Stein“, so Rülke auf die Frage, ob Aras’ Image Schaden genommen habe.

Alle Fraktionsc­hefs der Landtagspa­rteien erklärten, nun einverstan­den mit der Kommission und den Kosten zu sein. Sie sollte eigentlich am 14. Juli zum ersten Mal tagen und bis Ende März 2018 Ergebnisse vorlegen. Ob der Zeitplan zu halten ist, steht noch nicht fest.

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FOTO: DPA Landtagspr­äsidentin Muhterem Aras (Grüne) hat sich für eine falsche Aussage bei den Fraktionsv­orsitzende­n von SPD und FDP entschuldi­gt.

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