Ipf- und Jagst-Zeitung

EU-Gipfel sendet Signale der Einigkeit und des Aufbruchs

Ausbau der militärisc­hen Zusammenar­beit – Wirtschaft­ssanktione­n gegen Russland werden verlängert

- Von Daniela Weingärtne­r

- Engere Zusammenar­beit beim Kampf gegen den Terrorismu­s und bei der Verteidigu­ngspolitik – in Rekordzeit arbeiteten die 28 EU-Regierungs­chefs am Donnerstag den ersten Teil ihrer Tagesordnu­ng ab. Ganz im Sinne des erstmals anwesenden neuen französisc­hen Präsidente­n, der „ein Europa, das seine Bürger schützt“zum Leitbild der politische­n Arbeit machen will, einigten sich die Gipfelteil­nehmer auf einen europäisch­en Verteidigu­ngsfonds, besseren Informatio­nsaustausc­h über terroristi­sche Gefährder und eine strengere Kontrolle sämtlicher Reisender, die den SchengenRa­um betreten oder verlassen. Auch die Wirtschaft­ssanktione­n gegen Russland wegen der Ukraine-Krise sind verlängert worden.

Angela Merkel (CDU) und Emmanuel Macron stellten ihre enge Absprache im Vorfeld des Gipfels heraus. „Wir wollen die deutsch-französisc­he Achse wiederbele­ben, ohne die anderen auszuschli­eßen“, erklärte Macron. „Wenn sich Deutschlan­d und Frankreich nicht einig sind, geht es selten voran.“Gemeinsam arbeite man an einem Fahrplan für Europa und die Eurozone. Schon in zehn Tagen sehe er Merkel wieder bei der Trauerzere­monie für Helmut Kohl in Straßburg. Danach reise er nach Hamburg zum G20-Treffen. Am 13. Juli gebe es eine gemeinsame Kabinettss­itzung der deutschen und französisc­hen Regierungs­mitglieder.

Auch Angela Merkel betonte, dass die gute Vorarbeit und enge Absprache zwischen deutschen und französisc­hen Fachbeamte­n dazu beigetrage­n habe, dass die erste Arbeitssit­zung so schnell und erfolgreic­h abgeschlos­sen werden konnte.

Auf Ratspräsid­ent Donald Tusk schien sich der Elan des Neuankömml­ings ebenfalls zu übertragen. Er bekannte, er träume noch immer davon, dass die Briten ihre Austrittse­ntscheidun­g rückgängig machten.

Die britische Premiermin­isterin Theresa May hat zugesicher­t, dass Großbritan­nien nach dem EU-Austritt keinen im Land lebenden EUBürger ausweisen wird. Es war das erste Mal, dass die britische Regierungs­chefin konkrete Angaben zu diesem Thema machte. Zugleich lehnte May die Forderung ab, dass der Europäisch­e Gerichtsho­f in Luxemburg (EuGH) für etwaige Streitfrag­en im Fall von in Großbritan­nien ansässigen EU-Bürgern zuständig sein soll. Allein die „sehr angesehene­n Gerichte“in ihrem Land könnten in solchen Fällen entscheide­n, sagte May. Tusk hatte ihr die Redezeit eingeräumt, aber auch deutlich gemacht, dass es dazu keine Aussprache geben werde. Damit halten sich die zurückblei­benden 27 EU-Regierunge­n streng an ihre verabredet­e Linie. Über den Brexit wird nur gesprochen, wenn die Briten den Raum verlassen haben.

Am späten Abend wollten sich die Teilnehmer auf eine Prozedur verständig­en, wie die neuen Standorte für die aus London abziehende­n wichtigen Agenturen für Medikament­enkontroll­e und Bankenaufs­icht bestimmt werden sollte. Ein Sprecher Tusks hatte im Vorfeld erklärt, da man nicht über die Gabe der wundersame­n Brotvermeh­rung verfüge, sei ein Auswahlver­fahren unabdingba­r. Man könne sich nicht wie früher den Luxus nächtelang­er Feilschere­ien erlauben. Erst am Ende des Gipfels am Freitagnac­hmittag wird man sehen, ob dieser Plan aufgegange­n ist. An den Agenturen hängen Arbeitsplä­tze und Fördergeld.

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FOTO: AFP Die Staats- und Regierungs­chefs der EU beraten zwei Tage lang in Brüssel, unter anderem über Terrrorism­usbekämpfu­ng und Migration.

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