„Industrie ist die Quelle des Wohlstands in der Region“
Industrie- und Handelskammer sowie Südwestmetall laden in der Industriewoche in den „Tiefen Stollen“ein
- „Die Industrie ist die Quelle des Wohlstands im Land und in Ostwürttemberg. Aber dieser Wohlstand ist nicht gottgegeben, er muss vielmehr immer wieder neu erarbeitet werden“. Dies hat Torsten Lang von der IW Consult GmbH bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Industrieund Handelskammer (IHK) Ostwürttemberg und des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall im Besucherbergwerk Tiefer Stollen unterstrichen. Anlass war die erste landesweite Industriewoche mit rund 300 Veranstaltungen.
In Ostwürttemberg ging man dazu nicht nur an den industriellen Ursprung, sondern auch in die Tiefe. Während draußen noch drückende Schwüle herrschte, sprach Lang bei angenehmer Kühle unter Tage zu seinen Zuhörern. Er wies darauf hin, dass im deutschen Südwesten 13,2 Prozent der Einwohner Deutschlands wohnen, die Wirtschaftskraft des Landes sei mit 15,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts jedoch deutlich höher. Der Grund: Hier werden überdurchschnittliche 22,5 Prozent der industriellen Wertschöpfung erwirtschaftet. Auch Ostwürttemberg trägt kräftig dazu bei.
Die starke Industrie sei also der Treiber des Wohlstands. Nicht zuletzt deswegen, weil sich die Industrieunternehmen über das ganze Land verteilten und nicht nur in den Zentren angesiedelt seien. Weil Baden-Württemberg ein Flächenindustrieland sei, gebe es überall im Land wenige Arbeitslose.
Produktionsanlagen werden trotz guter Konjunktur nicht ausgebaut
Doch Wohlstand sei kein Selbstläufer, mahnte Lang, er müsse immer wieder neu erarbeitet werden. Die Wirtschaft sei in einem permanenten Wandel. So gebe Anlass zur Sorge, dass die Produktionsanlagen trotz guter Konjunktur im Südwesten nicht ausgebaut würden. Produktionsausweitungen würden als unwahrscheinlich angesehen, weil andere Standorte bessere Bedingungen böten. Kräftig investierten die heimischen Firmen dagegen daher zurzeit im Ausland.
Produktivität, Rechtssicherheit und Innovationen seien ausschlaggebend, wenn sich Unternehmen trotz hoher Kosten für Baden-Württemberg entschieden. Nicht zuletzt die Politik müsse ebenfalls den Mut zu Innovationen haben: bei der Förderpolitik oder indem bürokratische Hürden für Forscher abgebaut würden. Auch müsste die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft gefördert werden.
Über Tage hatten IHK-Hauptgeschäftsführerin Michaela Eberle, Südwestmetall-Geschäftsführer Jörn Makko und Aalens Oberbürgermeister Thilo Rentschler die Gäste begrüßt. Der Ministerialdirektor im Wirtschaftsministerium des Landes, Hubert Wicker, nannte das ehemalige Erzbergwerk bei Wasseralfingen einen Inbegriff der schwäbischen Industriegeschichte. Es zeige beispielhaft, wofür das Land als stärkste Industrieregion Deutschlands stehe. Ein Drittel der Bruttowertschöpfung hier entfalle auf die Industrie, in der jeder vierte Erwerbstätige beschäftigt sei. Neben den Großen seien vor allem die mittelständischen, oft familiengeführten Unternehmen mit einer langen Tradition das Rückgrat der Wirtschaft. Sie alle trügen erheblich zum Wohlstand des Landes bei und nähmen darüber hinaus gesellschaftliche Verantwortung wahr.
Ziel der Landesregierung sei, dass Baden-Württemberg angesichts eines momentanen tiefgreifenden Wandels ein starker Industriestandort bleibe und die Technologieführerschaft behalte, unterstrich Wicker.
In einer abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Hendrik Rupp nach einer musikalischen Begrüßung der Gäste durch die SHW-Bergkapelle unter der Leitung von Günter Martin Korst, sagte IHK-Präsident Carl Trinkl, Ostwürttemberg habe enorm gute Voraussetzungen, sich weiterzuentwickeln. Wie vor 100 Jahren, als in der Region viele Unternehmen klein angefangen hätten, die heute Weltfirmen seien, „brenne“im positiven Sinne auch jetzt wieder die Hütte. Trinkl verwies auf die gute Beschäftigung, die ausgebaute Infrastruktur und die Familienfreundlichkeit. „Wann gab’s das jemals?“
Pavel: Hemmnisse durch zu viele Richtlinien
„Nicht auf der Ostalb!“, rief Landrat Klaus Pavel auf die Frage aus, ob Genehmigungen zu lange dauerten und damit Ansiedlungen und Erweiterungen hemmten. Jeden Monat habe er es mindestens mit zwei Anfragen in dieser Richtung zu tun, aktuell in Bopfingen und Lippach. Es gebe nach wie vor schnelle Genehmigungen, aber, schränkte der Landrat ein, es gebe auch Hemmnisse durch zu viele Richtlinien. Auch stehe sich die Gesellschaft selbst im Weg, weil sie alles geregelt haben wolle.
Das deutsche Arbeitsrecht sei ein Standortnachteil, sagte Christian Hühn von der Geschäftsleitung der SHW Werkzeugmaschinen GmbH. Es führe zu Leiharbeit und befristeten Verträgen, weil man sich von Mitarbeitern, die man einmal fest eingestellt habe, nur schwer wieder trennen könne. Im Übrigen rekrutiere man in seinem Unternehmen Facharbeiter schon längst nicht mehr überregional, weil sie in der Regel nicht dauerhaft blieben. „Wir ziehen uns unsere Fachkräfte selbst.“Sorgen mache ihm, dass viele qualifizierte Mitarbeiter in absehbarer Zeit in Ruhestand gingen und damit wertvolles know-how abfließe.