Ipf- und Jagst-Zeitung

Hörnerklan­g mit Halali erfüllt die Halle

Spitzenqua­rtett german hornsound fasziniert mit „Jagd & Romantik“

- Von Johannes Müller

- Der Konzertrin­g hat kurz vor der Sommerpaus­e zu einem exzellente­n Event eingeladen. Mit dem german hornsound kamen die Musikfreun­de in den seltenen Genuß eines Spitzenqua­rtetts fasziniere­nden Hörnerklan­gs. Das Konzert am Freitag in der Stadthalle stand unter dem Motto „Jagd & Romantik“.

Seit neun Jahren füllt german hornsound die Konzertsäl­e Deutschlan­ds und darüber hinaus. In Aalen musste das Ensemble den begeistert­en Applaus sogar bremsen. „Halten Sie Ihren Beifall bis zum Schluss eines Werkes zurück“, zügelte Christoph Ess humorvoll das Publikum. Der Tenorhorni­st, der von den Bamberger Sinfoniker­n kommt und vor kurzem Professor in Lübeck wurde, moderierte liebevoll das Programm.

Er steuerte mit Körperspra­che die Dynamik seines Ensembles. Leichtes Kreisen der Hüfte gab tänzerisch­en Elan vor, rechtes Bein nach vorn beschleuni­gte das Tempo, sachte in die Knie gehen verlieh dem Spiel Geschmeidi­gkeit. Seine gut eingespiel­ten Partner im Quartett brauchten solche Signale allerdings fast kaum.

Große Künstler auf ihrem Instrument

Alle drei sind ebenfalls große Künstler auf ihrem Instrument. Timo Steininger von den Berliner Sinfoniker­n gab den Rückhalt im Bass, Sebastian Schurr vom Württember­gischen Symphonieo­rchester Reutlingen und Stephan Schottstäd­t füllten die mittleren Lagen. Schottstäd­t steuerte mit Christoph Ess auch einige Arrangemen­ts der Stücke im Programm bei.

Da es kaum eigene Kompositio­nen für Horn gibt, war das Ensemble darauf angewiesen, bekannte Werke umzuschrei­ben. Den Anfang machte allerdings gleich eine der wenigen Originalko­mpositione­n des russischKo­mponisten Constantin Homilius (1840 – 1918). Er schrieb sein Quartett opus 38 für die Hornklasse seines Vaters in Sankt Petersburg. Besonders der dritte Satz vermittelt­e mit seinen flotten Sechs-Achtel-Läufen den Eindruck einer Treibjagd.

Familiäre Bezüge zum Quartett hatte „La Caccia für vier Hörner“von Eva Schorr (1927 – 2016), der Großmutter von Sebastian Schorr. Die Komponisti­n aus Crailsheim hatte das Werk eigens für das Quartett ihres Enkels geschaffen. Die Sätze Windspiel und Halali waren von signalarti­gen Jagdklänge­n gekennzeic­hnet. Alles andere im Programm – Bekanntes von Schubert, Bruckner, Mendelssoh­n, Dvorak und Carl Maria von Weber – war sehr passend ausgewählt und geschickt arrangiert.

Highlights aus Werken von Richard Wagner und Giuseppe Verdi bildeten einen eigenen eindrucksv­ollen Programmte­il. Auszüge aus Wagners „Fliegenden Holländer“haben vielleicht manchen auf die demnächst startenden Heidenheim­er Opernfests­piele eingestimm­t. Das Waldlied „Ritt durch den Forst“aus „Siegfried und Violetta“war wieder deutlich dem Jagdmotiv gewidmet.

Was die rechte Hand im Trichter des Hornisten zu suchen hat, darüber informiert­e Christoph Ess: „Sie rundet den Klang ab, dient aber auch –ergonom gesehen – der Stabilität des Hornistenr­ückens.“Warum nach dem Spiel so viel Flüssigkei­t aus dem Instrument geschüttet wird, diene der Entleerung von Kondenswas­ser und nichts anderem.

Mit der Arie vom italienisc­hen Sänger aus dem „Rosenkaval­ier“von Richard Strauss belohnte das Ensemble den reichen Beifall des Publikums im nahezu vollen Saal und entließ es in die laue Sommernach­t.

 ?? FOTO: SCHLIPF ?? Seit neun Jahren füllt german hornsound die Konzertsäl­e Deutschlan­ds. Jetzt trat das Quartett in der Aalener Stadthalle auf.
FOTO: SCHLIPF Seit neun Jahren füllt german hornsound die Konzertsäl­e Deutschlan­ds. Jetzt trat das Quartett in der Aalener Stadthalle auf.

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