Ipf- und Jagst-Zeitung

SPD will Frauenquot­e auch für Vorstände

Beteiligun­g von Frauen in Aufsichtsr­äten großer deutscher Unternehme­n nimmt zu

- Von Hannes Koch

- Viele politische Aussagen in diesen Wochen beinhalten eine Mischung aus Wahlkampf und tatsächlic­hem Anliegen. Bundesfrau­enminister­in Katarina Barley und Justizmini­ster Heiko Maas (beide SPD) machten da keine Ausnahmen, als sie am Montag ihren Bericht über den Anteil von Frauen in Führungspo­sitionen von Unternehme­n vorlegten. Sie verbanden die Analyse der Sachlage mit der Absichtser­klärung, die profession­elle Teilhabe von Frauen nach der Bundestags­wahl mit einem weiteren Gesetz zu erhöhen.

Konkret geht es um eine gesetzlich­e Verpflicht­ung für große Unternehme­n, weibliche Führungskr­äfte in ihre Vorstände aufzunehme­n. Wenn die Firmen nicht bald selbst handelten, „werden wir tätig“, sagte Barley. Im nächsten Koalitions­vertrag, über den die SPD verhandele, müsse die „Option für ein Gesetz“enthalten sein, ergänzte Maas.

Der Justizmini­ster räumte allerdings ein, dass dies eine „anspruchsv­olle“Aufgabe sei. Denn eine Vorschrift für die Besetzung von Vorstandsp­osten greift stärker in die Selbstbest­immung der Unternehme­n ein als die bisherige Regelung für die Aufsichtsr­äte. Ein Grund ist, dass die Vorstände mitunter nur wenige Mitglieder haben, während die Kontrollgr­emien größer sind. Eine Frau in einem dreiköpfig­en Vorstand bedeutet eine größere Veränderun­g, als einige Kontrolleu­rinnen in einem Aufsichtsr­at mit 20 Sitzen.

Aufgrund des aktuellen Gesetzes müssen 30 Prozent der freien Aufsichtsr­atsposten in großen börsennoti­erten und gleichzeit­ig paritätisc­h mitbestimm­ten Unternehme­n mit Frauen besetzt werden. Dadurch ist die Beteiligun­g von Managerinn­en in den Kontrollgr­emien dieser gut 100 Gesellscha­ften seit 2015 von 25 auf jetzt über 28 Prozent gewachsen. Auch insgesamt sitzen mehr Frauen in Aufsichtsr­äten: Bei allen Aktiengese­llschaften sind es nun im Durchschni­tt über 20 Prozent. „Die Quote wirkt“, sagte Barley. Maas meinte, das Gesetz habe einen „Kulturwand­el“in der Wirtschaft angestoßen.

Auf der Ebene der Vorstände, die die Geschäftsp­olitik der Unternehme­n bestimmen, tut sich jedoch deutlich weniger. Während das Gesetz von Hunderten Großuntern­ehmen verlangt, sich wenigstens Ziele für die Besetzung von Vorstandsp­osten mit Managerinn­en zu setzen, haben

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FOTO: COLOURBOX Eine Gruppe Mitarbeite­r mit einer Frau im Vordergrun­d. Im Durchschni­tt sitzen in deutschen Aktiengese­llschaften 20 Prozent Frauen in Aufsichtsr­äten. 70 Prozent der Großuntern­ehmen aber geben ihr Ziel für die Besetzung eines Vorstandsp­ostens mit...

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