Polizei nimmt mutmaßlichen Kriegsverbrecher am See fest
Irakischer Ex-Soldat soll tote IS-Kämpfer verhöhnt und herabgewürdigt haben
- Ein 23-jähriger mutmaßlicher irakischer Kriegsverbrecher ist am Mittwoch in Immenstaad am Bodensee festgenommen worden. Dies teilte die Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart am Mittwoch mit.
Auf einem Mobiltelefon des Mannes, der als Flüchtling nach Deutschland eingereist war, sei ein Bild gefunden worden, auf dem er neben sechs vom Körper abgetrennten Köpfen von Kämpfern der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) für ein Foto posiert. Damit habe der irakische Soldat die getöteten Kampfgegner verhöhnt und sie in ihrer Totenwürde herabgewürdigt, heißt es.
Außerdem soll der Mann im November 2016 in einer Flüchtlingsunterkunft im Raum Böblingen einen Mitbewohner mit dem Tod bedroht haben. Dort soll er auch wohnhaft gewesen sein. Nach der Drohung habe der Mitbewohner den Mann angezeigt, so die Generalstaatsanwaltschaft Stuttgart auf Nachfrage. Im Zuge der Ermittlungen gegen den Iraker wurde im März auch seine Wohnung durchsucht. Dabei wurden drei Handys gefunden. Auf einem der Mobiltelefone wurden die Fotos mit den Köpfen der getöteten ISKämpfer entdeckt. Nach den bisherigen Ermittlungen soll der Beschuldigte das Foto zu einem noch nicht näher bekannten Zeitpunkt zwischen dem 30. Dezember 2013 und dem 9. September 2015 als Angehöriger der irakischen Streitkräfte gemacht haben. Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“soll der Beschuldigte in Immenstaad festgenommen worden sein. Derzeit ist noch unklar, wo genau sich der Festgenommene im Raum Immenstaad genau aufgehalten hat oder welcher Arbeit er dort nachgegangen ist. Dort soll er gearbeitet oder ein Praktikum bei einer Firma absolviert haben.
Der Mann wird am heutigen Donnerstag beim Ermittlungsrichter des Stuttgarter Oberlandesgerichts vorgeladen. Der soll über den Vollzug der Untersuchungshaft entscheiden.
Die Generalstaatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 23-Jährige voraussichtlich im Herbst 2015 nach Deutschland gekommen ist. Es gebe jedoch „keine Anhaltspunkte für eine Anschlagsplanung“.
Der Beschuldigte sei dringend verdächtig, „mehrere nach dem humanitären Völkerrecht zu schützende Personen in schwerwiegender Weise entwürdigend oder erniedrigend behandelt und durch eine weitere Tat einen anderen mit der Begehung eines gegen ihn gerichteten Verbrechens bedroht zu haben“, heißt es nun weiter von der Staatsanwaltschaft zu dem auf dem Handy gefundenen Foto. Das sei als Kriegsverbrechen gegen Personen sowie Bedrohung gemäß Völkerstrafgesetzbuch und Strafgesetzbuch anzusehen.
Den örtlichen Behörden war der Mann auf „SZ“-Nachfrage nicht einschlägig bekannt.