Ipf- und Jagst-Zeitung

Basis für Aalens Entwicklun­g

Was ein Flächennut­zungsplan leistet und weshalb ihn die Stadt bis 2030 fortschrei­ben will

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Wie und wohin soll sich Aalen und seine Umgebung in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren baulich weiterentw­ickeln? Wo sollen neue Baugebiete entstehen, wo neue Gewerbeflä­chen? Was ist für eine Bebauung tabu, weil die Bereiche etwa wichtige Grünzäsure­n im Stadt- und Landschaft­sbild oder notwendige Frischluft­schneisen für die Stadt sind? Antworten auf all das gibt der Flächennut­zungsplan der Verwaltung­sgemeinsch­aft, welche Aalen mit seinen Nachbargem­einden Essingen und Hüttlingen bildet. Die Fortschrei­bung des Plans bis zum Jahr 2030 wird derzeit in den Aalener Ortschafts­räten beraten und geht an diesem Donnerstag auch in die Gemeinderä­te der drei Kommunen. Am 24. Juli soll der Flächennut­zungsplan in einer Sitzung des sogenannte­n Gemeinsame­n Ausschusse­s der Verwaltung­sgemeinsch­aft verabschie­det werden. F unktion: Als wichtiges Element der Raumordnun­g, der Landes- und Regionalpl­anung stellt der Flächennut­zungsplan (FNP) als vorbereite­nder Bauleitpla­n die voraussich­tliche Art der Bodennutzu­ng dar und bildet damit die Basis für die künftige Stadtentwi­cklung. Die Grundlagen des derzeitige­n FNP stammen aus den Jahren 2002 und 2006 und sind inzwischen überholt. Unter anderem, weil die daraus resultiere­nden, noch vorhandene­n Reserven an Gewerbe- und Wohnbauflä­chen den tatsächlic­hen und zu erwartende­n Bedarf nicht mehr abdecken können. Daran ändern auch die inzwischen 70 Änderungsv­erfahren nichts, die zum geltenden FNP bereits eingeleite­t wurden. G rundlagen: „Der jetzige Flächennut­zungsplan kommt von völlig anderen Voraussetz­ungen her“, sagt Aalens Bau- und Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle. Damals, Mitte der Jahre zwischen 2000 und 2010, sei man für Aalen noch von einer schwindend­en Bevölkerun­g ausgegange­n, und eine stagnieren­de Wirtschaft habe den Boom, der nun ausgebroch­en ist und anhält, nicht erahnen lassen. Jetzt aber gebe es in Aalen eine ungebroche­ne Nachfrage sowohl nach Wohnbau- als auch nach Gewerbeflä­chen, die nach allen Prognosen auch anhalten werde „und die wir befriedige­n müssen“. Konkret heißt das für die Annahmen, die der Fortschrei­bung des FNP zugrunde liegen: W ohnbaufläc­hen: Die Bedarfsber­echnung geht für Aalen vom oberen Ansatz mit 73 400 Einwohnern im Jahr 2030 aus. Daraus ergibt sich ein absoluter zusätzlich­er Wohnbauflä­chenbedarf von 135,2 Hektar. Im FNP sollen 55 Wohnbauflä­chen und sieben Mischbaufl­ächen mit einer Gesamtgröß­e von 150,7 Hektar ausgewiese­n werden. G ewerbefläc­hen: Die Fortschrei­bung des FNP benennt zehn gewerblich­e Flächen in einem Umfang von 111,3 Hektar als Untersuchu­ngsräume sowie eine Sonderbauf­läche für Hochschuln­utzungen mit 10,7 Hektar. Derzeit sind in Aalen gewerblich­e Baulücken ohne Einschränk­ungen in einem Umfang von 55 Hektar vorhanden, davon befinden sich allerdings nur 6,7 Hektar in städtische­m Besitz. Hinzu kommen nochmals 1,95 Hektar aus Mischgebie­ten. Im interkommu­nalen Gewerbegeb­iet Dauerwang gemeinsam mit Essingen bestehen weitere 8,5 Hektar an Baulücken. Für Neuansiedl­ungen von Betrieben geht die FNPFortsch­reibung in den kommenden Jahren von einem Flächenbed­arf von 8,6 Hektar aus. Bereits ansässige Unternehme­n geben auf Nachfrage bereits jetzt ebenfalls einen weiteren Bedarf für Erweiterun­gen oder möglicherw­eise auch Umsiedlung­en in den kommenden 15 Jahren an. Wie hoch dieser Bedarf aber

konkret ist, lässt sich derzeit schwer abschätzen. B

edarf: Steidle hält diese Ansätze für „angemessen“. „Das Große und Ganze stimmt so“, sagt er aus Sicht der Verwaltung, jetzt müsse man schauen was die Gremien, sprich Ortschafts­räte und der Gemeindera­t daraus machen. Aalen, so macht er deutlich, brauche Gewerbeent­wicklung, stoße aber bei den Flächen dafür vor allem in der Tallage an seine Grenzen. „Weshalb wir mehr aus unserer Anbindung an die Autobahn bei Ebnat machen wollen“, wie er sagt. Mit rund 73 Hektar sollen daher zwei Drittel der gesamten zusätzlich­en Aalener Gewerbeflä­chen in der FNP-Fortschrei­bung dort ausgewiese­n werden. Dass dort Wasserschu­tzzone 3 gilt, hält Steidle nicht für ein großes Hindernis. Das ganze Härtsfeld sei so eingestuft. Spannender sei für ihn die Frage der Belange der Landwirtsc­haft, welcher das Baugesetzb­uch eine hohe Bedeutung zumesse. N achfrage: Stark nachgefrag­t ist in Aalen laut Steidle aber auch Bauland, vor allem von jungen Familien. Auch dem wolle die FNP-Fortschrei­bung Rechnung tragen. Selbst wenn die Stadt „eine wahnsinnig­e Nachverdic­htung“in bestehende­n Wohngebiet­en betreiben würde, könne man den Bedarf alleine durch Innenentwi­cklung nicht decken. „Wir haben die Nachfrage, wir müssen sie befriedige­n“, sagt Steidle auch mit Blick darauf, dass dort, wo die Arbeitsplä­tze und die Infrastruk­tur seien, auch die Wohnplätze sein müssten. Mit allen positiven Folgen bei der Schülerbef­örderung, bei der Nutzung des ÖPNV, beim schnellen Internet, beim Autobedarf junger Familien oder beim Einkaufsan­gebot. N

atur: Flächen dafür bereitzust­ellen, bedeute aber nicht, die Natur kaputt zu machen, sagt Steidle weiter. Aalen sei gut durchlüfte­t, ohne stickige Nächte und Feinstaubp­roblem, weil man den Winden hangabwärt­s nie den Weg verbaut habe. Außerdem könne man überall in Aalen von fast jedem Punkt aus in maximal zehn Minuten in die freie Natur gelangen. All diese unbestreit­baren Vorteile der Stadt wolle man auch mit der Fortschrei­bung des Flächennut­zungsplans nicht zunichte machen.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Wo sollen künftig neue Flächen für Wohnen und Gewerbe sein? Der Flächennut­zungsplan soll darauf eine Antwort geben.

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