Schreckgespenst Remstalautobahn
BUND Ostwürttemberg und Nordostring-Gegner wollen enger zusammenarbeiten
- Es ist bekannt: Die Ost-West-Autobahnen im Land A 6 und A 8 sind notorisch überlastet. Eine dritte Achse gibt es nicht – noch nicht, meinen der BUND Ostwürttemberg und die Arbeitsgemeinschaft Nordost. Sie befürchten, dass diese entsteht, wenn der Nordostring zwischen Waiblingen/Fellbach und Ludwigsburg gebaut wird: „Das ist nicht bloß eine Ortsumfahrung für Remseck, sondern eine Autobahn.“Man dürfe nicht allein den „Wurmfortsatz“Nordostring betrachten.
Für den BUND Ostwürttemberg und die ARGE Nordost ist dies Grund, über den regionalen Tellerrand hinauszuschauen und die Zusammenarbeit zu suchen, sagen Werner Gottstein, der gleichzeitig Sprecher der BI B 29 Härtsfeld ist, und Josef Michl, der Sprecher der ARGE Nordost.
Sie wittern einen größeren Zusammenhang zwischen den einzelnen Straßenbaumaßnahmen: Nördlich von Stuttgart werde der vierspurige Nordostring geplant, im Remstal und darüber hinaus soll die B 29 abschnittsweise aus- und neugebaut werden. Westlich von Stuttgart ist geplant, die B 10 vierspurig auszubauen, für Bruchsal wird eine Umfahrung geplant. „In der Summe dieser Baumaßnahmen entsteht eine neue leistungsfähige Kraftfahrzeugstraße für den Fernverkehr“, meinen Michl und Gottstein, „eine autobahnähnliche Verbindung von Augsburg und Ingolstadt bis ins Rheintal.“Damit würden Autobahn-Planungen wieder aufgenommen, die um 1980 in den Schubladen verschwunden seien: die A 80 vom Rheintal nach Ulm (Karlsruhe – Stuttgart – Ulm) und die A 87, die Remstal-Autobahn, deren Teil der Nordostring ursprünglich gewesen sei und die bis zur A 7 führen sollte.
Eigentliches Ziel wird von der Politik nicht genannt
Das eigentliche Ziel werde aber von „der Politik“nicht benannt. Gottstein hat vor allem vier Politiker im Auge, denen er „Salamitaktik“vorhält: Ostalb-Landrat Klaus Pavel, den Gmünder Bundestagsabgeordneten und Verkehrs-Staatssekretär Norbert Barthle (CDU), Aalens Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter (CDU) und den CSU-MdB und verkehrspolitischen Sprecher Ulrich Lange (Donau-Ries). Sie verkauften den Bau von Ortsumfahrungen wie der im Bau befindlichen von Mögglingen „als Wohltaten, verlieren aber das große Ziel der Remstalautobahn nicht aus den Augen.“Durch die Remstalautobahn werde der Verkehr enorm zunehmen, dies werde nicht angesprochen. Auf dem Nordostring rechneten die Straßenplaner mit 60 000 Kraftfahrzeugen/Tag, doch es werde so dargestellt, als käme nichts davon auf der B 29 an: „Hier wird systematisch falsch gerechnet“, behauptet Josef Michl.
„Der Nordost-Ring zeigt direkt aufs Remstal.“Um Mögglingen herum werde derzeit ein „Straßenmonstrum“mit vier Spuren und einer Kapazität von 60 000 Kfz/Tag gebaut – was den CSU-Kreisverband Donau-Ries jubeln lasse. Kleinräumig ergebe sich eine Verkehrsentlastung, großräumig komme es hingegen zu einer Verkehrsverlagerung, „vor allem hier, wo die Autobahnen am Anschlag sind. Ein Teil des Verkehrs macht nichts lieber, als über das Remstal zur A 7 zu kommen.“Dies habe nicht zuletzt für Schwäbisch Gmünd Folgen, das seit dem Bau des 29-Tunnels mehr Lebensqualität zu bieten habe: „Wir haben in Gmünd eine Engstelle. Klar ist, dass wir in diesem Jahrhundert keine zweite Tunnelröhre kriegen werden. Der Tunnel war eine der teuersten Straßenbau-Einzelmaßnahmen in Deutschland.“Wenn der Tunnel wegen Störungen oder Unfällen gesperrt werde, seien die Verhältnisse in der Stadt jetzt schon chaotisch, „was passiert, wenn wir mit dem Nordostring das Tor aufmachen?“Auch an der Aalener Westumgehung würde eine kritische Situation entstehen, weshalb sich die Stadt Aalen gegen den Nordostring wehre.
Gründe, warum Umweltschützer enger zusammenarbeiten
Im ohnehin zersiedelten Raum nördlich von Stuttgart durchschneide der Nordostring das Lange Feld und das Schmidener Feld, fruchtbare Ackerflächen und Naherholungsgebiete, die noch Freiflächen sind. Der Ballungsraum Stuttgart sei belastet durch die B 10/B 27 in Zuffenhausen, die ARGE Nordost fordere deshalb für Zuffenhausen die Untertunnelung.
Kornwestheim und Fellbach hätten sich gegen den Nordostring ausgesprochen, Waiblingen wolle ihn nur zweispurig.
Dies seien die Gründe, welche die Umweltschützer bewögen, enger zusammenzuarbeiten. Ihre Forderung: Vor allem der Lkw-Fernverkehr soll auf den Autobahnen bleiben und nicht durchs Remstal. Langfristig müsse der Straßenverkehr reduziert werden.
„Der Nordost-Ring zeigt direkt aufs Remstal.“ Josef Michl, der Sprecher der ARGE Nordost.