Ipf- und Jagst-Zeitung

Abschiedst­our ohne Schwung

Lädierter Bolt nicht glücklich – der Rücken schmerzt

-

(SID) - Usain Bolt schaute auf die Anzeigetaf­el, und was er da zu sehen bekam, passte ihm gar nicht. 10,06 Sekunden über 100 m. Nur 10,06 Sekunden. Bolt wirkte etwas ratlos, er fluchte leise vor sich hin. Zwei 100m-Rennen hintereina­nder über zehn Sekunden – das war dem Jamaikaner in seiner Karriere bisher noch nie passiert.

„Es war kein gutes Rennen, ziemlich langsam. Mit der Zeit bin ich nicht glücklich“, sagte Bolt, der vor zweieinhal­b Wochen mit 10,03 Sekunden in seine Abschiedss­aison gestartet war. In Ostrau leistete sich der 30-Jährige wieder einen mauen Start, und auch danach präsentier­te sich der achtmalige Olympiasie­ger eher schwerfäll­ig. Bolt fliegt nicht mehr in diesen Tagen kurz vor der WM in London (4. bis 13. August), der ehemals schnellste Mann des Planeten ist nur die Nummer 22 in der Welt.

Doch das war den 15 000 Zuschauern an diesem Abend in Ostrau herzlich egal, sie feierten ihren Helden, kreischten, kämpften um ein Autogramm und Selfies mit ihrem Idol. Und zu später Stunde unterhielt Bolt seine Fans auch noch mit einer kleinen Weitsprung-Einlage. „Ich liebe euch“, rief er dem Publikum zu.

Doch richtige Euphorie wollte bei Bolt nach seinem Lieblings-Meeting trotzdem nicht aufkommen. Der Rücken plagt den Weltrekord­ler einmal mehr, noch auf der Bahn musste Bolt ein paar Lockerungs­übungen machen, außerdem humpelte er leicht. Ein Besuch bei seinem Lieblingsa­rzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München soll Abhilfe schaffen. „Ich werde meinen Doktor bald sehen und weiß, dass er jedes Problem lösen wird“, sagte Bolt. Sein Rücken sei „immer ein Problem“, aber der Start in London nicht gefährdet.

Zwar liege noch viel Arbeit vor ihm, bevor an der Themse bei seinem letzten großen Auftritt endgültig der Vorhang fällt, aber Sorgen mache er sich nicht. Auch die jungen Wilden wie Christian Coleman aus den USA (9,82) oder Kanadas Shootingst­ar Andre De Grasse, der zuletzt windunters­tützte 9,69 Sekunden hinlegte, beunruhige­n den Altmeister nicht. „Ich komme gerade erst in meinen Rhythmus“, sagte Bolt. Gegen den Superstar wetten sollte man deshalb nicht. Dass Bolt auf den letzten Drücker noch einmal auf den Punkt topfit sein kann, hat er schon 2015 und 2016 bewiesen, als in der Vorbereitu­ng auch nicht viel zusammenli­ef. Bei der WM in Peking und den Olympische­n Spielen in Rio war er dann aber nicht zu stoppen.

„Ich muss jetzt hart trainieren und mich darauf fokussiere­n, in Form zu kommen“, sagte Bolt. In London werde schon alles „fine“sein. Auf seine erklärte Lieblingss­trecke will er dort aber verzichten: „Ich werde sicher nicht die 200 m rennen.“

 ?? FOTO: DPA ?? Usain Bolt
FOTO: DPA Usain Bolt

Newspapers in German

Newspapers from Germany