Souverän wie die Weltmeister
Goretzka spielt beim 4:1 der DFB-Elf gegen Mexiko groß auf – Sonntag Finale gegen Chile
(zak) - Joachim Löw hätte am liebsten verzichtet auf die sommerliche Reise nach Russland. Nun stehen der Bundestrainer und die Nationalmannschaft nach dem 4:1 (2:0) gegen Mexiko im Finale des Confed Cups. Am Sonntag (20 Uhr) treffen die Deutschen erneut auf den Südamerikameister Chile, gegen den sie in der Vorrunde 1:1 gespielt hatten. „So haben wir uns das vor dem Turnier erhofft, aber nicht erwartet. Die Jungs machen das super“, sagte Löw in der ARD, „die Freude war auf jeden Fall vorhanden, aber jetzt nicht überschwänglich. Das Spiel hat schon viel Kraft gekostet.“
Kein Wunder, das Spiel war furios. Nach acht Minuten war schon alles vorbei für die Mexikaner: Dank eines Doppelpacks des Schalkers Leon Goretzka (6./8.). Er sei „ein Spieler wie Lothar Matthäus“, titelte die „Süddeutsche Zeitung“über Goretzka kürzlich, weil der 22-Jährige den Ball gleichermaßen erobern wie verteilen, direkt vor der Abwehr wie auch hinter den Spitzen spielen könne. Beim Confed-Cup zeigt Goretzka, dass er auch ein Torjäger ist, der nicht lange fackelt, – und warum nicht nur der FC Bayern brennend an dem 1,89-Meter-Mann interessiert ist. Drei Treffer glückten Goretzka bereits, obwohl er beim 3:1 gegen Kamerun geschont wurde.
Beim ersten Tor gegen Mexiko spielte Goretzka mit einem 20-Jährigen Doppelpass, den man nie und nimmer in der Startelf erwartet hätte: Team-Küken Benjamin Henrichs von Bayer Leverkusen durfte erstmals im Confed Cup ran und machte seine Sache glänzend. Der rechte Mittelfeldspieler bedankte sich bereits nach sechs Minuten mit einem klugen Pass in die Mitte, den Goretzka, vom eigenen Strafraum gestartet, aus 20 Metern ins Eck zirkelte. Nur 55 Sekunden später legte Goretzka nach, diesmal nach Traumpass des gebürtigen Stuttgarters und bei Leipzig angestellten Timo Werner, der im 3-5-2 eine Doppelspitze mit Lars Stindl bildete. „Die spielen mir zweimal die Bälle sehr gut rein und so viel gehört dann gar nicht mehr dazu, die Bälle reinzuschieben“, sagte Goretzka später. Was dann doch etwas untertrieben war.
Noch nie hatte eine deutsche Nationalmannschaft in einem Turnier so schnell mit 2:0 geführt, es war das Ergebnis eines konsequenten Pressings und Forecheckings des LöwTeams, das nach Ballgewinn rasant nach vorne spielte.
Nach rund 20 Minuten aber ließ die DFB-Elf Mexiko kommen – und baute das Team um Leverkusens Chicharito so auf. Der nutzte den Freiraum und legte zunächst auf Giovani Dos Santos auf, dessen Schuss Marc-André ter Stegen mit einer famosen Fußaßbwehr parierte. Kurz darauf hatte Chicharito selbst die Riesenchance zum 2:1, lupfte frei vor dem Tor aber über die Latte (39.).
Auch wenn die deutsche DreierAbwehrkette mit Joshua Kimmich, Antonio Rüdiger und Matthias Ginter kaum Schwächen zeigte – die Deutschen hatten es sich nach ihrer frühen Führung etwas zu gemütlich gemacht.
Das änderte sich nach der Pause. Die Weltmeistermannschaft übernahm wieder das Kommando – und traf prompt. Werner, der sieben Minuten zuvor noch aus spitzem Winkel gescheitert war, hatte diesmal keine Mühe: Julian Draxler und Jonas Hector hatten ihm den Ball quasi auf den Fuß gelegt. Auch Werner hat nun drei Treffer auf dem Konto – und dürfte bei Löw glänzende WM-Karten haben. Gut möglich, dass Löws Gedankenspiele nach dem Turnier komplett von Neuem beginnen angesichts der üppigen Auswahl an Hochbegabten. Seine Perspektivspieler agieren auf Anhieb ähnlich souverän wie die Weltmeister von 2014.
Zwar konnte Frankfurts Fabián für Mexiko mit einem herrlichen Distanzschuss noch auf 1:3 verkürzen (89.), der eingewechselte Amin Younes (91.) aber stellte den alten Abstand wieder her. Die Deutschen brachten den Sieg souverän nach Hause – der zuvor so umstrittene Confed Cup macht ihnen weiter Spaß. „Wir müssen uns für diese Arbeit belohnen und wollen jetzt auch den Titel holen. Völlig klar!“, sagte Goretzka.
Deutschland: ter Stegen – Kimmich, Rüdiger, Ginter – Henrichs, Goretzka (ab 67. Can), Rudy, Hector – Draxler(81. Younes), Stindl (78. Brandt) – Werner. – Mexiko: Ochoa – Layún, Araujo, Moreno, Alanís, dos Santos (67. Márquez), Herrera, G. dos Santos (63. Fabián) – Jiménez, Hernández, Aquino (46. Lozano). – . Zuschauer: 37 000; Tore: 1:0/2:0 Goretzka (6./8.), 3:0 Werner (59.), 3:1 Fabian (89.), 4:1 Younes (90.+1).