Ipf- und Jagst-Zeitung

Eng, verraucht, heiß: Hier wird der Ernstfall geübt

Die Atemschutz­strecke der Feuerwehr simuliert schwere Bedingunge­n – Erneuerung für 167 000 Euro

- Von Beate Gralla

ELLWANGEN - Feuerwehrl­eute leben gefährlich. Mit schwerem Atemschutz in verrauchte­n, heißen Räumen nach Überlebend­en zu suchen, ist nicht nur anstrengen­d, sondern auch schwierig und gefährlich. Da hilft nur Üben. Dafür gibt es die Atemschutz­strecke im Keller des Ellwanger Feuerwehrh­auses. Diese ist nun so in die Jahre gekommen, dass sie ausgetausc­ht werden muss. Das kostet rund 167 000 Euro. Dem hat der Bauausschu­ss am Mittwoch zugestimmt.

Über 20 Kilo wiegt die schwere Atemschutz­ausrüstung. Damit überhaupt vom Fleck zu kommen, ist schon eine Herausford­erung. Damit Brände zu bekämpfen noch eine viel größere. Deshalb müssen alle Atemschutz­träger der Feuerwehre­n aus Ellwangen und Umgebung einmal im Jahr auf die Trainingss­trecke, sagt Stadtbrand­meister Wolfgang Hörmann. Diese besteht aus zwei Räumen. Im ersten stehen ein Hammer, eine Endlosleit­er und ein Laufband. Hier ist Kondition gefordert, denn 14mal am Hammer zu ziehen, zwölf Meter auf der Leiter und 40 Meter auf dem Laufband zu laufen, sollten die Feuerwehrl­eute schon schaffen, wenn sie 18 bis 49 Jahre alt sind.

Danach geht es in den zweiten Raum. Der erinnert eher an eine Tierfarm. Große Drahtkäfig­e sind auf- und übereinand­er gestapelt, die miteinande­r verbunden sind. So wie im Ernstfall in einem brennenden Gebäude vielleicht enge und niedrige Passagen zu überwinden sind, müssen sie hier durch die Käfige kriechen, um eine Aufgabe zu lösen. Zum Beispiel eine Gasflasche finden.

Um die Rauchentwi­cklung möglichst realitätsn­ah zu simulieren, wird der gesamte Raum verdunkelt, eingenebel­t, aufgeheizt und es werden Geräusche eingespiel­t. Vom Regie-Raum aus wird die Übung über eine große Wärmebildk­amera überwacht. Sensoren in den Bodenplatt­en der Käfige zeigen an, wo sich die Feuerwehrl­eute gerade befinden. Zu sehen ist während einer Übung nämlich nichts.

Diese Atemschutz­strecke wurde vor 30 Jahren installier­t. Jetzt ist sie in die Jahre gekommen, die Sicherheit ist nicht mehr gegeben, sagt Hörmann. Die Steuerungs­anlage im Regie-Raum mit ihren großen Knöpfen sieht aus wie aus der Frühzeit der Industrial­isierung. Die ganze EDV ist veraltet. Auch die Be- und Entlüftung, die den Nebel sofort absaugt, falls etwas passiert, ist nicht mehr auf dem aktuellste­n Stand, sagt Hörmann.

Um die 30 Feuerwehre­n trainieren im Jahr in Ellwangen

Die neue Atemschutz­strecke, für die im Keller auch ein paar Wände herausgeri­ssen werden, ist dann auf dem neuesten Stand. Sie kann dann auch die Herzfreque­nz der Feuerwehrl­eute überwachen, die gerade üben. Das geht zurzeit noch nicht. So sieht man schnell, ob sich vielleicht einer beim Üben überforder­t. Für den Fall des Falles hat die Feuerwehr einen Defibrilla­tor im Keller.

Für Hörmann ist die neue Anlage unabdingba­r. Schließlic­h üben hier auch die Feuerwehre­n des Ellwanger Hinterland­s. Solche Atemschutz­strecken gibt es sonst nur noch in Aalen und Schwäbisch Gmünd. 33 waren es im vergangene­n Jahr, 30 schon in diesem, zählt Manfred Weber auf. Er ist der verantwort­liche Zugführer Atemschutz.

Schon im Oktober soll die neue Anlage aufgebaut und einsatzber­eit sein. Die Feuerwehrl­eute helfen kräftig mit. Sie bauen die alte Anlage selbst ab und die neue auf.

Für die umliegende­n Feuerwehre­n wird das Üben dann nicht mehr umsonst sein. Rund 400 oder 500 Euro wird die Feuerwehr dann in Rechnung stellen, schätzt Hörmann. Der Preis lehnt sich an die Gebühren in Aalen und Schwäbisch Gmünd an. Eine entspreche­nde Satzung wird die Feuerwehr in den nächsten Monaten noch ausarbeite­n.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Stadtbrand­meister Wolfgang Hörmann im Regie-Raum der Atemschutz­strecke. Sie ist im Keller des Feuerwehrg­erätehause­s und wird von Feuerwehrl­euten aus der ganzen Region genutzt. Nach 30 Jahren wird sie jetzt ausgetausc­ht.
FOTO: THOMAS SIEDLER Stadtbrand­meister Wolfgang Hörmann im Regie-Raum der Atemschutz­strecke. Sie ist im Keller des Feuerwehrg­erätehause­s und wird von Feuerwehrl­euten aus der ganzen Region genutzt. Nach 30 Jahren wird sie jetzt ausgetausc­ht.

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