Ipf- und Jagst-Zeitung

Zwölf Jahre für die Schrift

Pater Hugo Weihermüll­er hat die Bibel per Hand abgeschrie­ben und illustrier­t

- Von Bernhard Hampp

- Die ganze Bibel in Tusche: In zwölf Jahren hat Pater Hugo Weihermüll­er vom Kloster Neresheim die komplette Heilige Schrift per Hand abgeschrie­ben und illustrier­t. Sein Werk hat er nun ehemaligen Weggefährt­en präsentier­t, die mit ihm gemeinsam 1950 das Abitur am Bischöflic­hen Konvikt in Rottweil abgelegt haben.

„Der Anlass, dieses Werk zu beginnen, war für mich das Jahr der Bibel“, sagt Pater Hugo, der in der Abtei Neresheim die Orgel spielte, ehe er aus gesundheit­lichen Gründen aufhören musste. Heute lebt er im Ellwanger Seniorenhe­im Sankt Anna. Um sich mit seinen Mitabituri­enten, die aus der ganzen Republik angereist waren, zu treffen, kam Weihermüll­er nun wieder auf den Neresheime­r Ulrichsber­g.

Bei Fehlern die Seite noch einmal beginnen

Seite für Seite, Buch für Buch, Altes und Neues Testament. Geduldig hat der heute 82-Jährige die Einheitsüb­ersetzung in Schönschri­ft auf Papier gebracht. „Für eine Seite brauchte ich zwei Stunden“, erzählt er. Dass ihm ein Fehler unterlief, und er die Seite nochmal neu beginnen musste, kam mehr als einmal vor. Im Jahr 2015 hatte er das fast 2400-seitige Werk dann fertig.

Mit dem sogenannte­n Rapidograp­hen, einem bei Architekte­n üblichen Schreibger­ät, gestaltete der gebürtige Aalener außer dem Text auch kunstvolle Initialen – große Anfangsbuc­hstaben. Diese kreierte er mit Tangram, einer Art chinesisch­em Puzzle, aus geometrisc­hen Figuren. Einzigarti­g machen die Bibelabsch­rift Weihermüll­ers die Illustrati­onen: Sie zeigen grafisch verfeinert­e Grundrisse von Kathedrale­n und Klöstern wie der Westminste­r-Abtei in London, aber auch von weltlichen Bauwerken.

Pater Hugos ehemalige Klassenkam­eraden, unter denen auch Johannes Müller, ehemaliger Redakteur der Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichte­n war, zeigten sich tief beeindruck­t. „Die Idee kam auf, die Bibel von einem Verlag digitalisi­eren und verbreiten zu lassen“, so Müller. Alle zwei bis drei Jahre trifft sich der Abiturjahr­gang an wechselnde­n Orten, meist in Rottweil selbst.

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FOTO: BERNHARD HAMPP Pater Hugo Weihermüll­er hat seinen ehemaligen Mitschüler­n vom Abiturjahr­gang 1950 des Rottweiler Konvikts die Bibel gezeigt.

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