Ipf- und Jagst-Zeitung

Kreistagsa­usschuss lobt das Jobcenter

Joachim Bläse spricht von einem Glücksfall mit Blick auf die kommunale Trägerscha­ft

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(tu) - Er sei froh darüber, dass der Kreis das Jobcenter trotz vielfach geäußerter Bedenken in kommunaler Trägerscha­ft übernommen habe. Das hat Landrat Klaus Pavel in der Sitzung des Kreistagsa­usschusses für Arbeit und Grundsiche­rung unterstric­hen. Dies habe sich bewährt, wenngleich die Zusammenar­beit mit der Agentur für Arbeit sehr gut sei.

Von einem Glücksfall mit Blick auf die kommunale Trägerscha­ft sprach gar Joachim Bläse (CDU), denn so könne man gut dezentral arbeiten. Arbeit sei nämlich elementar für die gesellscha­ftliche Teilhabe und sie sorge für eine Befriedung der Gesellscha­ft, da sie sozialem Sprengstof­f vorbeuge. Ausdrückli­ch dankte Bläse dem Jobcenter dafür, dass es Anträge im Schnitt binnen 3,8 Tagen bescheide.

Diese Zahl hatte zuvor Geschäftsf­ührer Thomas Koch genannt. Diese rasche Bearbeitun­g sei für die Betroffene­n wichtig, sagte Bläse. So könne man auf individuel­le Herausford­erungen reagieren. Er sprach aber auch von einem Bedarf an Zuwanderun­g auf den Arbeitsmar­kt.

Zuvor hatte Koch von zurückgehe­nden Arbeitslos­enzahlen im Ostalbkrei­s berichtet. Seit 2011 sei die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten um 12 692 Personen oder zwölf Prozent gestiegen. Im Jahr 2016 seien 2012 Personen in Arbeit integriert worden, eine Quote von 27,1 Prozent. Dabei habe sich das Jobcenter auch um besondere Zielgruppe­n gekümmert. So benötigten Menschen mit multiplen Handicaps und/oder schwierige­m persönlich­en Lebensumfe­ld mehr als zuvor die Hilfe und Unterstütz­ung des Jobcenters. Ein wichtiges Thema sei auch die Integratio­n von Flüchtling­en gewesen. Dafür erhielt er auch Lob von SPD-Sprecherin Marlies Büker. Allerdings gebe es einen weniger erfreulich­en Beigeschma­ck, fügte sie hinzu: Die Armut im Land und die Zahl der prekären Arbeitsplä­tze stiegen trotzdem, das Wirtschaft­swachstum komme nicht bei allen an. Rolf Siedler (Grüne) lobte die Qualifizie­rungsmaßna­hmen, auch wenn dies dazu führe, dass die Teilnehmer nicht in der Arbeitslos­enstatisti­k auftauchen. „Wir werden einen sozialen Arbeitsmar­kt – seither zweiter Arbeitsmar­kt genannt – brauchen“, prophezeit­e der Landrat. Denn es werde immer Familien geben, die vom Jobcenter abhängig seien. Jedoch sei nicht zu akzeptiere­n, wenn jemand das Jobcenter brauche, weil er nicht über die Runden komme, obwohl er 40 Stunden in der Woche arbeite. Pavel: „Da stimmt im System etwas nicht.“

Sehr belastend sei aber auch die Tätigkeit im Jobcenter, mutmaßte der Landrat, denn es gebe nirgends eine so hohe Personalfl­uktuation. „Man hat jeden Tag die pure Not am Schreibtis­ch“, stellte Pavel fest und stieß auf keinen Widerspruc­h.

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