„Gläserner Bürger“oder Mehrwert für die Aalener?
Stadt will sich mit der „Smart City“der Zukunft stellen – Ausschuss sieht viele Vorteile, warnt aber auch
- Die Kreisstadt will sich auf den Weg zur „Smart City“machen, zur cleveren, vernetzten Stadt. Intelligente Systeme bei Verkehr, Bauen, Energie, Leben, Wirtschaft sollen den Bürgern in einer gar nicht so fernen Zeit einen „Mehrwert“bringen, wie es der Wirtschaftsbeauftragte Wolfgang Weiß ausdrückte. Im Prinzip geht der Kultur-, Bildungs- und Finanzausschuss des Gemeinderats diesen Weg auch mit und sieht tatsächlich viele Vorteile beim Einsatz moderner Technik für den Menschen. Aber die Räte sehen auch Gefahren: den „gläsernen Bürger“nämlich, Überwachung, Hackerangriffe und sogar die Einflussnahme durch Geheimdienste wie den CIA.
Die „clevere“, digital unterstützte Stadt betrifft so gut wie alle Lebensbereiche, hatte Weiß an konkreten Beispielen erklärt, diese Zeitung hatte bereits über die Zukunftsstrategie berichtet. Für Inge Schmid-Birkhold (CDU) ist es schlicht „irre, was hier möglich ist“, und sie verwies auf einen Beitrag der smarten City San Francisco. Das Ganze sei aber auch etwas gruselig, sie fühle sich dabei auch an George Orwells Szenario „1984“erinnert, an den „durchsichtbaren Bürger“und mahnte zur Vorsicht. Andererseits biete diese Stadt der Zukunft aber auch große Chancen, etwa bei der Überwachung öffentlicher Plätze oder bei der Steigerung von Energie-Effizienz. Deshalb mache es durchaus Sinn, jetzt schon die entsprechenden Strukturen zu schaffen. Hermann Schludi (SPD) zeigte das Projekt, dass die Stadt „am Puls der Zeit“sei, wichtig ist für ihn, dass die smarte Stadt genau auf Aalen und die Bedürfnisse der Bürger zugeschnitten sein müsse.
Grüne: Nicht alles ist sinnvoll
Für Thomas Battran (Grüne) ist nicht alles, was smart ist, auch sinnvoll, nicht alles, was da verheißen werde, sei auch wirklich so toll. Auch er warnte vor dem „gläsernen Mensch“, findet die Sache aber generell ganz gut.
Franz Fetzer und die Fraktion der Freien Wähler Aalen stehen „voll dahinter“, er legte seinen Schwerpunkt auf den Verkehr. Er regte eine spezielle „Aalener App“an, die auf alle Bus- und Bahnverbindungen zugreifen lässt, und wünschte sich intelligente, von jedem leicht zu bedienende Infosysteme, die etwa die Busverbindungen anzeigen oder Radwege aufzeigen. Dazu brauche man erst einmal Radwege, wandte Battran ein.
Friedrich Klein (FDP und Freie Wähler) kann sich vorstellen, dass man mit intelligenter Technik beispielsweise die Feinstaubproblematik in den Griff bekommen könnte, er warnte aber auch davor, dass sich die CIA immer öfter mit Softwareherstellern zusammenschließe, um an Daten zu kommen, und stellte die Frage nach der Sicherheit der Netze.
Oberbürgermeister Thilo Rentschler schließlich sichtete die Beiträge in ihrer „ganzen Bandbreite“, von den Befürchtungen, in einem „Überwachungsstaat“zu landen, bis zu deutlich mehr Lebensqualität für die Bürger. Man dürfe sich da einerseits nicht von der Technik treiben lassen, sich aber dieser Entwicklung auch nicht verschließen – „wir sind schon mittendrin.“
„Wir sind schon mittendrin“, beschrieb OB Thilo Rentschler den Entwicklungsstand in Sachen digitale Vernetzung.