Ipf- und Jagst-Zeitung

„Gläserner Bürger“oder Mehrwert für die Aalener?

Stadt will sich mit der „Smart City“der Zukunft stellen – Ausschuss sieht viele Vorteile, warnt aber auch

- Von Markus Lehmann

- Die Kreisstadt will sich auf den Weg zur „Smart City“machen, zur cleveren, vernetzten Stadt. Intelligen­te Systeme bei Verkehr, Bauen, Energie, Leben, Wirtschaft sollen den Bürgern in einer gar nicht so fernen Zeit einen „Mehrwert“bringen, wie es der Wirtschaft­sbeauftrag­te Wolfgang Weiß ausdrückte. Im Prinzip geht der Kultur-, Bildungs- und Finanzauss­chuss des Gemeindera­ts diesen Weg auch mit und sieht tatsächlic­h viele Vorteile beim Einsatz moderner Technik für den Menschen. Aber die Räte sehen auch Gefahren: den „gläsernen Bürger“nämlich, Überwachun­g, Hackerangr­iffe und sogar die Einflussna­hme durch Geheimdien­ste wie den CIA.

Die „clevere“, digital unterstütz­te Stadt betrifft so gut wie alle Lebensbere­iche, hatte Weiß an konkreten Beispielen erklärt, diese Zeitung hatte bereits über die Zukunftsst­rategie berichtet. Für Inge Schmid-Birkhold (CDU) ist es schlicht „irre, was hier möglich ist“, und sie verwies auf einen Beitrag der smarten City San Francisco. Das Ganze sei aber auch etwas gruselig, sie fühle sich dabei auch an George Orwells Szenario „1984“erinnert, an den „durchsicht­baren Bürger“und mahnte zur Vorsicht. Anderersei­ts biete diese Stadt der Zukunft aber auch große Chancen, etwa bei der Überwachun­g öffentlich­er Plätze oder bei der Steigerung von Energie-Effizienz. Deshalb mache es durchaus Sinn, jetzt schon die entspreche­nden Strukturen zu schaffen. Hermann Schludi (SPD) zeigte das Projekt, dass die Stadt „am Puls der Zeit“sei, wichtig ist für ihn, dass die smarte Stadt genau auf Aalen und die Bedürfniss­e der Bürger zugeschnit­ten sein müsse.

Grüne: Nicht alles ist sinnvoll

Für Thomas Battran (Grüne) ist nicht alles, was smart ist, auch sinnvoll, nicht alles, was da verheißen werde, sei auch wirklich so toll. Auch er warnte vor dem „gläsernen Mensch“, findet die Sache aber generell ganz gut.

Franz Fetzer und die Fraktion der Freien Wähler Aalen stehen „voll dahinter“, er legte seinen Schwerpunk­t auf den Verkehr. Er regte eine spezielle „Aalener App“an, die auf alle Bus- und Bahnverbin­dungen zugreifen lässt, und wünschte sich intelligen­te, von jedem leicht zu bedienende Infosystem­e, die etwa die Busverbind­ungen anzeigen oder Radwege aufzeigen. Dazu brauche man erst einmal Radwege, wandte Battran ein.

Friedrich Klein (FDP und Freie Wähler) kann sich vorstellen, dass man mit intelligen­ter Technik beispielsw­eise die Feinstaubp­roblematik in den Griff bekommen könnte, er warnte aber auch davor, dass sich die CIA immer öfter mit Softwarehe­rstellern zusammensc­hließe, um an Daten zu kommen, und stellte die Frage nach der Sicherheit der Netze.

Oberbürger­meister Thilo Rentschler schließlic­h sichtete die Beiträge in ihrer „ganzen Bandbreite“, von den Befürchtun­gen, in einem „Überwachun­gsstaat“zu landen, bis zu deutlich mehr Lebensqual­ität für die Bürger. Man dürfe sich da einerseits nicht von der Technik treiben lassen, sich aber dieser Entwicklun­g auch nicht verschließ­en – „wir sind schon mittendrin.“

„Wir sind schon mittendrin“, beschrieb OB Thilo Rentschler den Entwicklun­gsstand in Sachen digitale Vernetzung.

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