Ipf- und Jagst-Zeitung

Vettel schimpft über Sieger Bottas

Sebastian Vettel fährt Platz zwei in Österreich brav nach Hause – ganz ohne Maulen schafft er es aber nicht

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(SID) - Ferrari-Pilot Sebastian Vettel hat seine Führung in der Formel-1-WM ausgebaut. Nach dem zweiten Platz hinter MercedesPi­lot Valtteri Bottas beim Großen Preis von Österreich am Sonntag in Spielberg, war der Heppenheim­er dennoch verärgert. Er warf dem Finnen Bottas vor, zu früh gestartet zu sein. Nach neun von 20 Läufen führt Vettel (171 Punkte) nun mit 20 Zählern vor Lewis Hamilton (151), der im Mercedes Vierter wurde.

(dpa/SID/sz) - Es geht auch ohne Rammbockak­tionen. Ferrari-Star Sebastian Vettel hat sich im heißen Formel-1-Titelkampf mit Lewis Hamilton mehr Luft verschafft. Und das ohne sich mit ihm auf der Strecke duellieren zu müssen. Während der Heppenheim­er den Sieg um eine halbe Sekunde verpasste und hinter Hamiltons Silberpfei­l-Kollege Valtteri Bottas Zweiter wurde, landete Hamilton nach einer Aufholjagd auf Rang vier. Dritter wurde Daniel Ricciardo im Red Bull.

Zwei Wochen nach seinem Wutrempler von Baku feierte Vettel mit dem zweiten Platz sein bestes Ergebnis in Österreich; der Red-Bull-Ring bleibt eine Mercedes-Piste, seit der Formel-1-Rückkehr 2014 gewann immer ein Silberpfei­l. In der WM-Wertung vergrößert­e Vettel mit nun 171 Punkten seinen Vorsprung auf Hamilton nach dem neunten Grand Prix auf 20 Punkte.

„Hätte eine Runde mehr gebraucht“

„Ich hätte nur eine Runde mehr gebraucht, natürlich wollte ich den Sieg. Aber es ist auch so ein gutes Ergebnis“, sagte Vettel, der Bottas immer näher gekommen war. Hamilton indes bekannte einsilbig: „So richtig Spaß hat es nicht gemacht, es war ziemlich hart.“So zahm der wegen seines prall gefüllten Sündenregi­sters von einer Sperre bedrohte Vettel sich diesmal auf der Strecke gegeben hatte und so fair und herzlich er hinterher Bottas auch gratuliert­e – ganz ohne Polemik kam Vettel auch in Österreich nicht aus und beharrte darauf, dass Bottas einen Frühstart hingelegt hatte: „Ich möchte Valtteri nichts absprechen, aber ich glaube nicht, dass seine Reaktionsz­eit so schnell war“, sagte er, „das ist nämlich eine unmenschli­che Reaktionsz­eit.“Es sei aber nicht an ihm, „das zu beurteilen“.

Das taten dafür die Rennkommis­sare, die Bottas nach einer eingehende­n Untersuchu­ng des Starts eine ebenso fantastisc­he wie regelkonfo­rme Reaktionsz­eit von 0,2 Sekunden bescheinig­ten. „Das war der perfektest­e Start meiner Karriere“, sagte der Finne, der sich über den zweiten Sieg seiner Karriere freute. Mercedes-Teamaufsic­htsrat Niki Lauda befand: „Die Jammerei von Sebastian versteh ich nicht.“

Lauda mahnte sein Team zudem trotz des knappen Sieges zur Konzentrat­ion. „Ferrari ist auf einem sehr guten Weg“, sagte der Österreich­er bei RTL, „ich werde mich jetzt mit Toto Wolff zusammense­tzen, da muss etwas passieren, 20 Punkte sind eine Menge Holz. Mercedes muss jetzt nachlegen ohne Ende“. Lauda forderte unverblümt „einen Doppelsieg beim nächsten Rennen in Silverston­e“.

Vor dem Rennen war die Stimmung zwischen Vettel und Hamilton angespannt gewesen. Der Ausraster von Baku, als der Heppenheim­er seinem WM-Kontrahent­en absichtlic­h gegen den Reifen gefahren war, hat die Beziehung der beiden Topstars abkühlen lassen. Vettel bat mit Verspätung zwar um Entschuldi­gung und räumte sein Fehlverhal­ten ein, doch Hamiltons Ärger scheint noch längst nicht verraucht.

Zudem war Hamilton mit einem Handicap nach Österreich gereist. Weil sein Getriebe gewechselt werden musste, war schon vorher klar, dass der dreimalige Weltmeiste­r fünf Startplätz­e weiter hinten starten würde. In der Qualifikat­ion kam Hamilton dann wegen einiger Fahrfehler nicht über Rang drei hinter Bottas und Vettel hinaus, am Start ordnete er sich daher auf Platz acht ein.

Mit etwas Glück kam Hamilton unbeschade­t durch die erste Kurve. Direkt hinter ihm räumte Toro-Rosso-Fahrer Daniil Kwjat Fernando Alonso im McLaren und Red-BullPilot Max Verstappen von der Strecke, der Russe kassierte dafür später eine Durchfahrt­strafe. Den 12 000 angereiste­n Verstappen-Fans half das kaum über ihren Schock hinweg. „Es ist sehr enttäusche­nd“, sagte Verstappen nach dem fünften Aus innerhalb der letzten sieben Rennen.

Wehrlein am Ende auf Platz 14

Vorn zog Bottas davon, Vettel konnte zunächst nicht mithalten. Dahinter wühlte sich Hamilton durchs Feld und war bald Fünfter. Allerdings warnte ihn sein Renningeni­eur wegen überhitzen­der Bremsen, Hamilton musste den Angriff auf Kimi Räikkönen im Ferrari vorerst abbrechen. Erst durch seine Reifenstra­tegie kam der Brite später am Finnen vorbei. Die Ferrari-Hoffnung, dass der zwischenze­itlich führende Räikkönen vor seinem späten Boxenstopp Bottas etwas aufhalten und damit Vettel helfen könnte, erfüllte sich nicht. Bottas zog bei nächster Gelegenhei­t vorbei und strebte unbeirrt dem Sieg entgegen. Vettel kam in den Schlussrun­den zwar noch einmal ganz nahe, für eine echte Attacke aber reichte es nicht mehr. Nico Hülkenberg (Emmerich) blieb im Renault auf Platz 14 ebenso ohne Punkte wie der Worndorfer Pascal Wehrlein. Der 22-Jährige musste nach einem Motorenwec­hsel aus der Boxengasse starten und landete auf Rang 14.

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FOTO: AFP Sebastian Vettel (li.) gratuliert­e nach der Zielankunf­t Gewinner Valtteri Bottas fair – obwohl er den Silberpfei­lpiloten eines Frühstarts verdächtig­te.

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