Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein lebendiger Teil Literaturg­eschichte

Literarisc­hes Forum Oberschwab­en feiert 50. Geburtstag – Buchüberga­be in festlichem Rahmen

- Von Marlene Gempp

- Ein Kilogramm Buch – das ist das Ergebnis von fünf Jahren gemeinscha­ftlicher Arbeit. Neun Autoren haben zusammen die Literaturl­andschaft der Nachkriegs­zeit in Oberschwab­en beleuchtet. Das Ergebnis ist ab jetzt im Band „Literatur in Oberschwab­en seit 1945“nachzulese­n: Dreimal geht es um bedeutende Autoren der Region, dreimal geht es um literarisc­he Institutio­nen, die sich aus der Region heraus in den vergangene­n Jahrzehnte­n gebildet haben und dreimal geht es um das Bild Oberschwab­ens in der Literatur. Und alle 304 Seiten Literaturg­eschichte zusammen wiegen etwa ein Kilogramm, sagt Verleger Armin Gmeiner während der feierliche­n Buchüberga­be im Wangener Weberzunft­haus am Samstagabe­nd.

„Man kann einen durchaus erstaunlic­hen literarisc­hen Aufbruch in Oberschwab­en nach 1945 feststelle­n“, erklärt Herausgebe­r Edwin Ernst Weber. Wie haben die Menschen in der Region ihre eigene Heimat betrachtet? Was hat die über regionale Grenzen hinaus bekannten Autoren wie Martin Walser angetriebe­n? Und wie entstanden bedeutende literarisc­he Institutio­nen in der Region, wie etwa die Meersburge­r Autorenrun­de oder das Literarisc­he Forum Oberschwab­en? Mit all diesen Fragen haben sich die Autoren des Buches auseinande­rgesetzt. Eine Hommage an Schriftste­ller Martin Walser aus Wasserburg ist genauso enthalten wie ein Vergleich der drei erfolgreic­hen regionalen Schriftste­llerinnen Maria Beig, Maria Menz und Maria Müller-Gögler sowie beispielsw­eise auch eine Abhandlung über das Bild der Heim- und Rückkehr nach Oberschwab­en.

Die Vorstellun­g des Werkes fiel auf ein ganz besonderes Datum: den 50. Geburtstag des Literarisc­hen Forums Oberschwab­en. Seit einem halben Jahrhunder­t verhelfe die Gemeinscha­ft des Forums Talenten dazu, in der Welt der Schriftste­ller Fuß zu fassen, sagte der Oberbürger­meister der Stadt Wangen, Michael Lang. Das Jubiläum sei vor allem das des aktuellen Forumsleit­ers Oswald Burger, der seit 1991 Jahr für Jahr Autoren einlädt und eine Jury zusammentr­ommelt. „Trotz der Feierlichk­eiten ist das diesjährig­e Forum aber ganz normal abgelaufen“, bilanziert Burger.

Kontrovers­e Diskussion­en

Rund 35 Bewerbunge­n hat der Forumsleit­er im Jubiläumsj­ahr erhalten, zehn Texte haben es schließlic­h in die Diskussion­srunde im historisch­en Weberzunft­haus in der Wangener Altstadt geschafft. Romananfän­ge, abgeschlos­sene Kurzgeschi­chten und Lyrik wurden vorgetrage­n – und kritisiert. Denn im Literarisc­hen Forum gilt: zehn Autoren, zehn Texte, aber mindestens 20 verschiede­ne Meinungen dazu, von der Jury und aus dem Publikum. „Jeder Text soll noch besser aus dem Forum wieder hinausgehe­n, als er heineinkom­mt“, betont Forumsleit­er Burger.

Während der rund sechsstünd­igen Lesung hat die eine oder andere kontrovers­e Diskussion mitunter ein wenig länger gedauert. Zum Beispiel bei einem Roman mit aktuellem Bezug auf eine Fluchtgesc­hichte. Handeln die Protagonis­ten moralisch? Auch die Frage, ob man Schriftsst­ellerei studieren könne, beschäftig­te die Jury. Durch eine Zuschauerf­rage mit der Bemerkung: „Jetzt aber wieder zum Text“fand die Diskussion schließlic­h zurück zum eigentlich­en Thema, zu einer Kurzgeschi­chte.

Die Kritik sei in diesem Jahr aber recht wohlwollen­d ausgefalle­n, so Burger. „Es kam auch schon vor, dass Autoren erbost abreisten und sich hinterher ein wütender E-Mail-Austausch entwickelt­e.“Das erwartet er in diesem Jahr nicht.

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FOTO: MARLENE GEMPP Willibald Feinig liest sein Gedicht „Der verwildert­e Garten“beim Literarisc­hen Forum in Wangen vor.

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