Ipf- und Jagst-Zeitung

Wie die Windsors zu ihrem Namen kamen

Vor 100 Jahren legte die britische Monarchie ihren deutsch klingenden Familienna­men ab

- Von Helmut Quix und Sebastian Fischer

(dpa) - Wenn Prinz William nächste Woche mit seiner Prinzessin Kate nach Deutschlan­d kommt, ist das auch ein Besuch der Heimat seiner Vorfahren. Seit 1714 sitzen Monarchen mit deutschen Wurzeln auf dem englischen Thron. Vor bald 100 Jahren, am 17. Juli 1917, gab das britische Königshaus den angestammt­en und deutsch klingenden Namen „Saxe-Coburg-Gotha“auf und wurde zu „Windsor“. Fragen und Antworten dazu, wie das kam.

Warum wollten die Briten damals von ihrem Namen nichts mehr wissen?

Während des Ersten Weltkriegs missfällt vor allem der deutschfei­ndlichen Presse der Name der Dynastie. Premiermin­ister David Lloyd George soll König George V. als „meinen kleinen deutschen Freund“betitelt haben. Der schimpft zwar: „Ich will verflucht sein, wenn ich ein Ausländer bin“, ändert aber am 17. Juli 1917 den Namen von Dynastie und Familie in „Windsor“– nach dem gleichnami­gen Schloss westlich von London. Auch der betroffene Adel muss auf seine deutschen Titel verzichten und die Namen anglisiere­n.

Wie kommt es überhaupt, dass ein politisch weitgehend unbedeuten­des Adelsgesch­lecht die britischen Monarchen stellt?

Das liegt an Queen Victoria, die zwischen 1837 und 1901 Herrscheri­n über das britische Weltreich war. Sie selbst war eine direkte Nachfahrin von Georg I., der 1714 als Kurfürst von Hannover in Personalun­ion auch den Königsthro­n in London bestieg und so die Regentscha­ft des Welfenhaus­es auf der Insel begründete. Durch ihre Heirat mit Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha legte Victoria jedoch den Grundstein für dessen Geschlecht auf den Britischen Inseln – denn ihr Sohn Edward VII. gehörte gemäß Tradition dem Haus seines Vaters an.

Wie reagierten die Verwandten in Deutschlan­d seinerzeit auf die Namensände­rung in Windsor?

Für den deutschen Kaiser Wilhelm II. – wie George V. ein Enkel Victorias – ist das Ganze offensicht­lich eine Farce. Er soll gespottet haben, er werde künftig das Shakespear­eStück „Die lustigen Weiber von Windsor“im Deutschen Reich unter dem Titel „Die lustigen Weiber von Sachsen-Coburg-Gotha“aufführen lassen.

Also heißen die Royals heute alle Windsor?

Nicht ganz. Das Königshaus heißt zwar offiziell Windsor, doch findet auch die Herkunft von Königin Elizabeths Mann Philip Beachtung im Nachnamen ihrer eigenen Nachkommen. Wenn also zum Beispiel auf einem Formular der royale Titel nicht ausreicht und der Familienna­me gefragt ist, würde da Mountbatte­nWindsor stehen – wie bei der Heirat von Tochter Anne und Mark Philips im Register der Westminste­r Abbey. Mountbatte­n ist übrigens auch 1917 anglisiert worden – vom hessischen Geschlecht der Battenberg­s.

Und wie sieht es mit den Vornamen aus? Kommt nach Queen Elizabeth II. dann König Charles III.?

Nicht unbedingt. Der Kronprinz kann seinen Königsname­n eines Tages sich die beiden. Sie lernten sich im Herbst 2001 an der renommiert­en schottisch­en St.-Andrews-Universitä­t kennen.

Um diese Zeit wurde William am 21. Juni 1982 im Londoner St. Mary’s Hospital geboren, Kate kam am 9. Januar 1982 in Reading zur Welt.

– das Paar heiratet, und die Welt schaut zu. William und Kate sollen mit 300 Freunden und Mitglieder­n der Familie bis zum nächsten Morgen im Buckingham Palast gefeiert haben.

von Organisati­onen und Institutio­nen listet das Königshaus für William auf, unter anderen im englischen Fußballver­band. Kate engagiert sich in 16 Organisati­onen. (dpa) frei wählen, wie es auch schon frühere Monarchen taten. Charles III. wäre wegen Charles II. (Regierungs­zeit 1660-1685) wohl etwas delikat – dieser hatte mindestens 14 Nachkommen von diversen Mätressen. Die Regentscha­ft von Charles I. (1625-1649) wiederum fand ein jähes Ende: Er wurde wegen eines Streits mit dem Parlament und anschließe­nden Bürgerkrie­gen geköpft. Der Grund: Hochverrat. Sein Grab liegt übrigens auf Schloss Windsor.

Herrschen heute noch Könige aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha?

Ja, aber nur in Belgien. Leopold I. wurde 1831 der erste König der Belgier. Seit 2013 sitzt Philippe auf dem Thron. Auch die früheren Könige von Portugal und Bulgarien gehörten dem Haus an.

Und wo ist Elizabeth II. heute noch Staatsober­haupt?

Nicht nur in Großbritan­nien und Nordirland, sondern auch in 15 weiteren selbststän­digen Ländern rund um den Globus – von Kanada bis Neuseeland. Sie alle sind Monarchien. Die Krone wird dort von Generalgou­verneuren vertreten. Die verblieben­en Kolonien gehören ebenfalls zu ihrem Hoheitsber­eich, etwa Gibraltar und mehrere Karibikins­eln.

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FOTO: DPA Prinz William und Herzogin Kate mit den Kindern Prinz George und Prinzessin Charlotte bei ihrem Besuch in Kanada im vergangene­n Jahr.

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