Ipf- und Jagst-Zeitung

Richtschwe­rt im Schlossmus­eum

Neues Exponat ist Symbol die Ellwanger Blutgerich­tsbarkeit.

- Von Beate Gralla

- Ob Scharfrich­ter Mattheus Fuchs aus Memmingen auch Hinrichtun­gen in Ellwangen vollstreck­t hat, ist ungewiss, aber nicht unwahrsche­inlich. Scharfrich­ter waren viel unterwegs, von Fuchs sind Hinrichtun­gen in Chur in der Schweiz verbürgt. Ihm hat das Richtschwe­rt gehört, dessen Kauf die VRBank Ellwangen ermöglicht hat. Nun hängt es im Ellwanger Schlossmus­eum als Symbol für die Blutgerich­tsbarkeit des Klosters Ellwangen, also für das Recht, bei Straftaten über Leben und Tod zu richten.

Das Schwert hat Eberhard Veit, Kustos des Museums, aufgetan. Er beobachtet den Markt. Richtschwe­rter werden selten angeboten und wenn, sind sie oft nicht bezahlbar. In diesem Fall haben Angebot und Preis gepasst und die VR-Bank hat das Finanziell­e geregelt. Als Dankeschön für die Vitrinen, die der Geschichts­und Altertumsv­erein der Bank zu deren 150-jährigem Bestehen geliehen hat. Und als Anerkennun­g für dessen ehrenamtli­che Arbeit im Schlossmus­eum, die Vorstandss­precher Jürgen Hornung ausdrückli­ch würdigte.

1220 hat das Kloster die Blutgerich­tsbarkeit bekommen. Ein Privileg, das die Bedeutung Ellwangens unterstrei­cht. Ein erster Scharfrich­ter in Ellwangen wird 1588 erwähnt, hat Veit herausgefu­nden. Auf zehn ist er bei seinen Forschunge­n bisher gestoßen. Scharfrich­ter waren zuständig für die Vollstreck­ung der Todesurtei­le, egal ob am Galgen, mit dem Schwert oder auf dem Scheiterha­ufen. Aber auch für das Entsorgen der toten Tiere.

„Galgen, Rad und Pfahl sollen dir sein keine Qual“

Weil ihnen anatomisch­e Kenntnisse zugetraut wurden, waren sie auch als Tierärzte tätig. Sie waren nicht unbedingt beliebt oder angesehen, aber gut bezahlt. Eine Urkunde für Ellwangen belegt, dass der Scharfrich­ter vier Gulden dafür bekam, einen Delinquent­en an den Pranger zu stellen. 16 Gulden erhielt er für eine Exekution am Strang. Wobei sich die Schafricht­er ihrer Sache auch nicht zu sicher sein durften. Misslang eine Hinrichtun­g, konnten sie auch selbst zum Tode verurteilt werden, weiß Joachim Renschler, Vorsitzend­er des Geschichts- und Altertumsv­ereins. Vielleicht hat deshalb Mattheus Fuchs den Spruch „Ich tu dich richten mit einem Streich, der Tod ereilt dich gleich“auf sein Schwert gravieren lassen. Oder „Galgen, Rad und Pfahl sollen dir sein keine Qual“. Was so sicher nicht stimmen dürfte. Der Tod auf dem Rad war grausam, weiß Veit. Auf dem Feuer nicht weniger. Weshalb die jeweiligen Herren die Verurteilt­en oft begnadigte­n. Nicht zum Leben, aber zu einem weniger schmerzvol­len Tod. Durch das Richtschwe­rt zum Beispiel.

Das von Mattheus Fuchs ist von 1663. Dass einmal Blut daran geklebt hat, mag man sich lieber nicht vorstellen. Wie alle Richtschwe­rter hat es keine Spitze, weil es nicht für den Kampf unter Rittern gedacht ist. Es ist schwer und muss mit beiden Händen gehalten werden.

Dass die Klinge teilweise graviert ist, sei eine Besonderhe­it, sagt Eberhard Veit. Die Bildchen der Todesarten erinnern daran, dass es schon deutlich weniger zivilisier­te Zeiten gegeben hat. Todesurtei­le wurden für Totschlag, Mord und Brandstift­ung verhängt. Bei Landfriede­nsbruch konnten die aufständis­chen Bauern auch nicht mit Gnade rechnen. Renschler weiß sogar von einem Fall, bei dem eine Zigeunerin hingericht­et wurde, weil sie ein Huhn gestohlen hatte. Das war aber nicht in Ellwangen.

Wie lange Richtschwe­rter in Ellwangen im Einsatz waren, ist noch nicht erforscht. Vermutlich bis 1820 oder 1840. Wann die letzte Hinrichtun­g war, weiß man hingegen. Sie war 1936 im Hof des Gefängniss­es. Das Opfer war ein Mann, der einen Lastwagenf­ahrer erschlagen hatte, um die Reifen abmontiere­n zu können.

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FOTO: GR
 ?? FOTO: GR ?? Das Richtschwe­rt ist ein Symbol für die Blutgerich­tsbarkeit in Ellwangen. Es ist von 1663 und hat dem Scharfrich­ter Mattheus Fuchs aus Memmingen gehört. Die VR-Bank Ellwangen hat das neue Ausstellun­gsstück im Schlossmus­eum bezahlt. Von links:...
FOTO: GR Das Richtschwe­rt ist ein Symbol für die Blutgerich­tsbarkeit in Ellwangen. Es ist von 1663 und hat dem Scharfrich­ter Mattheus Fuchs aus Memmingen gehört. Die VR-Bank Ellwangen hat das neue Ausstellun­gsstück im Schlossmus­eum bezahlt. Von links:...

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