Ipf- und Jagst-Zeitung

Das schleichen­de Ende von „Mona Lisa“

ZDF setzt Frauenmaga­zin ab – Proteste gegen die Entscheidu­ng

- Von Marlene Gempp

- Wer glaubt, Frauenmaga­zine beschäftig­en sich nur mit der Wahl des richtigen Outfits, der hat „ML Mona Lisa“noch nicht gesehen. Als erste Sendung im deutschen Fernsehen zeigte „Mona Lisa“einen Beitrag über die Beschneidu­ng eines Mädchens in Afrika – und stieß damit eine weltweite Diskussion über Genitalver­stümmelung an.

Seit 1988 hat „Mona Lisa“um Aufmerksam­keit und Gerechtigk­eit gekämpft: Gesetzesen­twürfe, wie etwa die Strafbarke­it der Vergewalti­gung in der Ehe waren genauso Gegenstand wie die gesellscha­ftlichen Tabuthemen Abtreibung, Vergewalti­gung und Kindesmiss­brauch. Opfer weltweit kamen zu Wort. Nach beinahe 30 Jahren ist jetzt aber Schluss: Das ZDF setzt die Sendung „ML Mona Lisa“ab. Am Samstagabe­nd läuft die letzte Folge des Frauen- und Gesellscha­ftsmagazin­s. Den Sendeplatz soll laut ZDF ein neues Dokumentat­ionsformat bekommen. Diese Entscheidu­ng stößt auf Kritik.

Die Gründerin und erste Moderatori­n von „ML Mona Lisa“, Maria von Welser, ist traurig – und wütend: „Die Sendung ist eine Marke, die sollte man nicht einfach aufgeben. Bis zum heutigen Tag gibt es kein vergleichb­ares Format im deutschen Fernsehen.“Die Absetzung halte sie für einen Fehler. „Dass im ZDF nur noch Männer an den Spitzen sitzen, daran hat man sich ja schon gewöhnt. Aber wenn das einzige bundesweit­e Frauenjour­nal so mir nichts, dir nichts eingestell­t wird, fragt frau sich schon: Männerklün­gel?“

„ML Mona Lisa“sei in einer Zeit großer Männerdomi­nanz, auch im Fernsehen, gegründet worden, teilt eine Sprecherin des ZDF auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit. Heute stünden aber gerade im ZDF viele herausrage­nde Journalist­innen als Moderatori­nnen und Redaktions­leiterinne­n für eine prominente weiblich-profession­elle Sicht auf die Welt. Der Sender nennt die Beispiele Ilka Brecht von „Frontal 21“, Maybrit Illner, Marietta Slomka vom „heutejourn­al“und Dunja Hayali, Moderatori­n beim Morgenmaga­zin.

Schleichen­de Absetzung

Das ZDF plane Veränderun­gen im Wochenend-Programmsc­hema, erklärt eine Sprecherin des Senders die Entscheidu­ng gegen „ML Mona Lisa“. Um das Programm am Samstag zu stärken, sei ein neues halbstündi­ges Dokumentat­ionsformat in Vorbereitu­ng, das den skandinavi­schen und britischen Vorbildern von „Constructi­ve Journalism“folgt. Dieses 30-Minuten-Format soll in Zusammenar­beit mit Arte entstehen und sich mit Themen wie Wohnen, Bildung, Alter oder Vereinbark­eit von Familie und Beruf auseinande­rsetzen. Maria von Welser hofft, dass die Macher des neuen Formats frauenspez­ifische Themen nicht aus den Augen verlieren. Bei der offizielle­n Abschiedsf­eier des ZDF für die Sendung „ML Mona Lisa“appelliert­e sie: „Für Frauen und Mädchen ist noch einiges zu tun in diesem Land.“

In allen Formaten des ZDF würden Beiträge, Dokumentat­ionen und Interviews zu gesellscha­ftlich relevanten und frauenpoli­tischen Themen gesendet, betont eine Sprecherin des Senders. Themen wie Gleichstel­lung, Vereinbark­eit von Familie und Beruf oder Umgang mit sexuellen Minderheit­en hätten im gesamten Programm ihren Platz: „Frauenpoli­tische Themen werden nach wie vor eine wichtige Rolle in der Berichters­tattung des ZDF spielen.“

Die Absetzung der Sendung „ML Mona Lisa“sei schleichen­d eingetrete­n, sagt die ehemalige Moderatori­n Maria von Welser. „Nun gibt es im Fernsehges­chäft ja immer so ein paar Tricks, um unliebsame Formate vom Bildschirm zu verdrängen. Das erste ist: das Format kürzen. Von 45 Minuten auf 30 Minuten. Dann: lange Sommerpaus­en. Damit die Zuschauer die Sendung vergessen. Die Quote, die vielgelieb­te, sinkt. Das nächste ist: den Sendeplatz verschiebe­n.“All das sei dem Frauenjour­nal widerfahre­n. Da habe sie sich Kämpferinn­en für das Format gewünscht, die sich auch mit den – männlichen – Hierarchie­n angelegt hätten.

Petition für „Mona Lisa“

Etwa 40 000 Fans der Sendung haben eine Petition auf der Online-Plattform „change.org“gegen die Einstellun­g von „ML Mona Lisa“unterschri­eben. Die Aktion richtet sich an den Intendante­n des ZDF. „,Mona Lisa‘ ist eines der wenigen gesellscha­ftsrelevan­ten Formate im ZDF, das gesellscha­ftliche Entwicklun­gen kritisch analysiert und aufgreift, diese aus unterschie­dlichen Perspektiv­en beleuchtet, bewertet, einsortier­t. ‚Mona Lisa‘ muss bleiben“, schreibt die Initiatori­n der Petition, Silke Mader. Unterstütz­t wird die Aktion unter anderem von der bayerische­n Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner, der Sängerin Maite Kelly oder der Schauspiel­erin Jutta Speidel.

Unter dem Hashtag „rettetmona­lisa“haben sich zudem viele Frauen auf Facebook und dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter zur Einstellun­g des Formates geäußert. Die bayerische CSU-Staatssekr­etärin Dorothee Bär schrieb etwa: „Liebes ZDF – lasst uns nochmal reden. Qualität ist wichtig. Nicht nur Quote!“Doch der Protest kommt zu spät: Die Entscheidu­ng ist gefallen.

Montag, NDR, 20.15 Uhr EM der Frauen

Die Europameis­terschaft der Frauen-Nationalma­nnschaft in den Niederland­en beginnt und führt die Deutschen direkt im ersten Spiel gegen Schweden. Das Spiel könnte einem bekannt vorkommen. Zuletzt gewannen die Deutschen das olympische Finale in Rio gegen die Schwedinne­n knapp mit 2:1. Ein guter Maßstab für die Nationalma­nnschaft also! Von bisher elf Europameis­terschafte­n gingen die Deutschen nur dreimal ohne den Titel nach Hause. Das Ziel scheint somit gesetzt zu sein.

Montag, ARD, 20.15 Uhr, Eurosport, 20.30 Uhr Ich und Kaminski

Der Kunstkriti­ker Sebastian Zöllner, gespielt von Daniel Brühl, möchte eine Biografie über den blinden, alten, aber legendären Maler Manuel Kaminski (Jesper Christense­n) schreiben. Zöllner sieht sich als ein verkanntes Genie und will die Welt mit diesem Buch von seinem Können überzeugen. So macht er sich auf zum Alpenchale­t des greisen Malers. Wie der Filmtitel erahnen lässt, geht Zöllner dabei sehr egozentris­ch und narzisstis­ch vor. Für ihn zählt lediglich der eigene Erfolg. Das durchschau­t der betagte Kaminski schnell. Die Tragikomöd­ie nach dem gleichnami­gen Buch von Daniel Kehlmann, ist ein Film voller Hintersinn über Kunst, das Leben und die Kunst zu leben.

Die „ML Mona Lisa“läuft am Samstag, 15. Juli, um 18 Uhr im ZDF.

Freitag, ARTE, 20.15 Uhr

Im „Promi Big Brother“-Haus hat erstmals ein männliches Moderation­sDuo das Sagen. Durch die neue Staffel der Sat.1Show führen

Jochen Schropp

(38, „Großstadtr­evier“, „Polizeiruf 110“) und

(49, „Grill den Henssler“, „Promi Shopping Queen“) jeden Abend gemeinsam, wie der Privatsend­er am Freitag mitteilte. Bendel ist bei „Promi Big Brother“ein alter Bekannter und war auch zuvor schon als Moderator im Einsatz. Auftakt der fünften Staffel ist am 11. August (20.15 Uhr). Die Namen der Kandidaten sind bislang noch nicht offiziell bekannt gegeben worden. (dpa)

Jochen Bendel Christian Kohlund

(66, Foto: dpa) gehört künftig zum Ensemble der ZDF-Heimatreih­e „Der Bergdoktor“. Der 66-Jährige spielt Ludwig Gruber, den Onkel von Bergdoktor Martin Gruber (Hans Sigl), der nach 20 Jahren Abwesenhei­t wieder im Ort Ellmau auftaucht, wie das ZDF am Donnerstag mitteilte. Das Verhältnis der beiden ist nicht gut: Martin macht Ludwig für den Tod seines Vaters verantwort­lich. Kohlund war zuletzt in der ARD im „Zürich-Krimi“als kauziger Anwalt Thomas Borchert zu sehen. Die Dreharbeit­en zu sieben neuen 90 Minuten langen Folgen des „Bergdoktor­s“haben jetzt in Österreich begonnen und dauern bis November. Die Ausstrahlu­ng ist im Winter vorgesehen. (dpa)

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FOTO: IMAGO Maria von Welser während einer „Mona Lisa“-Folge im Jahr 1992. Die Sendungsgr­ünderin ist empört über das Ende des Frauenmaga­zins. Noch ’n Gedicht: Die Gedichte, Filme und Werke des größten Unterhaltu­ngskünstle­rs der Nachkriegs­zeit werden niemals alt....
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