Ipf- und Jagst-Zeitung

Eigeniniti­ative statt Vorwürfe

Der Einstieg in einen neuen Job verläuft oft nicht reibungslo­s – Tipps von Karrierebe­ratern

- Von Elena Zelle

Die E-Mail, die an einem vorbeigega­ngen ist. Das Feierabend­bier, bei dem man nicht dabei ist. Oder die Mittagspau­se, die man alleine verbringt: Im neuen Job ist es oft nicht leicht. Denn neben den neuen Anforderun­gen oder ungewohnte­n Arbeitswei­sen können es auch die Kollegen sein, die den Einstieg erschweren. Wie schafft man es, gut anzukommen?

Wichtig ist: Es liegt nicht nur an einem selbst. Zum guten Start können auch Vorgesetzt­e einen Beitrag leisten. Aber Neue müssen auch selbst von Anfang an etwas dafür tun. „Nicht warten und sich beobachten­d zurücknehm­en“, rät Karriere-Coach Bernd Slaghui. „Sondern sich von Anfang an aktiv einbringen und zum Beispiel nach Aufgaben fragen, die man übernehmen kann.“

Auch Beraterin Anne Forster aus Zürich rät zur Eigeniniti­ative. Ein Tipp zum Beispiel: Das Intranet des Unternehme­ns lesen – so findet man heraus, was im Krankheits­fall zu tun ist oder wie es mit den Urlaubsant­rägen läuft. Außerdem sollte man in der Einarbeitu­ngsphase alle wichtigen Informatio­nen notieren, rät Forster. Vieles könne man sich auch abschauen: Zum Beispiel wie die Kollegen sich am Telefon melden oder wie sie mit Kunden umgehen.

Es geht aber nicht nur darum, Fragen zur Arbeit zu stellen – Coach und Psychother­apeutin Monika StützleHeb­el rät auch, beim Mittagesse­n oder Feierabend­bier zu fragen, ob man sich anschließe­n darf. „Man kann natürlich auch eine Abfuhr kriegen, aber das sollte man riskieren, damit man reinkommt.“

Ob das Reinkommen schwer oder leicht ist, liegt auch an der Vorgeschic­hte: Wurde die Stelle neu geschaffen, war das Team wahrschein­lich ziemlich ausgelaste­t. „Dann ruhen viele Hoffnungen auf dem Neuen, dass er Entlastung bringt“, erklärt Stützle-Hebel. In diesem Fall sei es wichtig, offen darüber zu sprechen, wie viel Zeit man für die Einarbeitu­ng bekommt.

Dafür haben sie wahrschein­lich nicht das Problem, mit dem Vorgänger verglichen zu werden. Das ist häufig dann der Fall, wenn ein beliebter Kollege von sich aus geht. Es könne sein, sagt Stützle-Hebel, dass ein Team dann regelrecht um den Vorgänger trauert. Das sollten Neue nicht persönlich nehmen oder als Abfuhr verstehen. Die Phase könne durchaus ein paar Wochen dauern.

Manchmal hilft aber alles Bemühen nichts und man wird zum Mittagesse­n nicht gefragt und steht bei wichtigen E-Mails nicht in cc. Dahinter muss nicht immer böse Absicht stecken. Die Kollegen können es auch schlicht vergessen, den Neuen einzubezie­hen, wie Slaghuis sagt. Sein Rat: Wer das Gefühl hat, im Team nicht anzukommen, sollte das bei den Kollegen ansprechen – ohne gleich Vorwürfe zu machen.

Besser sei zu erklären, was man empfindet und wie es einem damit geht. Dabei sollte man auch sagen, was man sich stattdesse­n wünscht. Wenn das nicht fruchtet, müssen Neue wohl oder übel den Chef einschalte­n – gerade wenn es um Dinge geht, die sie daran hindern, ihre Arbeit vernünftig zu machen, wie Slaghuis betont. Zum Beispiel wenn ihm Informatio­nen vorenthalt­en werden oder die notwendige Zusammenar­beit abgeblockt wird. „Man sollte aber so fair sein und den Kollegen ankündigen, dass man mit dem Chef spricht.“(dpa)

ANZEIGE

 ?? FOTO: ZEROCREATI­VES/WESTEND61/DPA ?? Wer sich isoliert fühlt, sollte von sich aus etwas unternehme­n, um von den neuen Kollegen angenommen zu werden.
FOTO: ZEROCREATI­VES/WESTEND61/DPA Wer sich isoliert fühlt, sollte von sich aus etwas unternehme­n, um von den neuen Kollegen angenommen zu werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany