Ipf- und Jagst-Zeitung

Hoffnung für Bopfinger Frauenarzt­sitz

Kreistag stimmt Gründung eines Medizinisc­hen Versorgung­szentrums mehrheitli­ch zu

- Von Eckard Scheiderer

- Nach langer und intensiver Diskussion hat der Kreistag am Dienstag der Gründung eines Medizinisc­hen Versorgung­szentrums (MVZ) in Bopfingen in Trägerscha­ft der Kommunalan­stalt Kliniken Ostalb mehrheitli­ch zugestimmt. Ziel soll sein, damit den Facharztsi­tz der Ende März aufgegeben­en Frauenarzt­praxis für Bopfingen und die ganze östliche Raumschaft des Kreises zu erhalten. Ob dies allerdings gelingen wird, ist nicht sicher. Denn die größte Sorge derzeit sei, das Personal dafür zu finden, sagte Landrat Klaus Pavel.

Mit der Schließung der gynäkologi­schen Facharztpr­axis in Bopfingen zum 31. März hatte auch der Wettlauf um den Erhalt dieses Facharztsi­tzes begonnen. Kann er nicht wieder besetzt werden, wird er nach den Maßgaben der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) zum 1. Oktober gestrichen. Alle Bemühungen, einen neuen Frauenarzt oder eine Frauenärzt­in nach Bopfingen zu holen oder aus der Praxis eine Dependance einer anderen gynäkologi­schen Praxis zu machen, seien bislang fehlgeschl­agen, sagte Pavel. Zudem hätten, wie Kreisrätin Carola Merk-Rudolph (SPD) später in der Debatte erklärte, etwa die Nördlinger Frauenärzt­e nur schwangere Patientinn­en aufgenomme­n. Alle anderen Frauen in der Raumschaft Bopfingen stünden seitdem ohne Frauenarzt da oder suchten im Bedarfsfal­l die Notfallpra­xen oder Notaufnahm­en der Kliniken auf.

Pavel: Man muss es wagen

Aus dieser Not heraus war die Idee entstanden, aus der Bopfinger Frauenarzt­praxis ein MVZ zu machen und dafür durch die Kommunalan­stalt Kliniken Ostalb eine Trägergese­llschaft gründen zu lassen. Das wäre, wie Pavel sagte, im Vorgriff auf ein jüngst im Sozial- und Gesundheit­sausschuss beschlosse­nes, zu erarbeiten­des Facharztko­nzept für den ganzen Ostalbkrei­s (wir berichtete­n) eine Sofortmaßn­ahme, „von der ich ihnen aber nicht sagen kann, ob es funktionie­rt“. Denn die größte Sorge derzeit sei, für ein solches MVZ das Personal zu finden. Man müsse es aber dennoch wagen, so appelliert­e er an den Kreistag, sonst sei der Facharztsi­tz weg. Pavel räumte zugleich ein, man habe dabei im Moment noch mehr unüberwind­bare Hinderniss­e als „Flachetapp­en“vor sich, unter anderem auch wegen der Vertragsst­rukturen der KV. Trotzdem „sollten wir jetzt politisch sagen, ob wir das wollen“, so der Landrat.

Die anschließe­nde ausführlic­he und intensive Diskussion entspann sich auch deshalb, weil die Fraktion der Freien Wähler einen eigenen Antrag einbrachte, in dem sie unter anderem eine hälftige finanziell­e Beteiligun­g der Stadt Bopfingen an einem solchen MVZ verlangte. Außerdem wurde mehrfach die Sorge geäußert, mit einem MVZ in Bopfingen schaffe der Kreis einen Präzedenzf­all, auch für den Fall, wenn es in einer der Kreisgemei­nden um den Erhalt einer Hausarztpr­axis gehe.

Für Bopfingen, so sagte Peter Högerle (CDU), wäre es ein Fehler, die Hände in den Schoß zu legen. Gleichwohl gelte es, mit externer Hilfe einen Masterplan für die kreisweite Fachärztev­ersorgung zu erarbeiten. „Ein MVZ in jeder Kommune macht keinen Sinn.“Merk-Rudolph machte sich geradezu leidenscha­ftlich für ein MVZ in Bopfingen stark. Zukunft werde aus Mut gemacht, allerdings brauche man dazu auch ein dauerhafte­s personelle­s Konzept. Immerhin könnten sich aber nach Rechtslage bis zu vier Personen einen Arztsitz teilen.

Freie: Ein Fass ohne Boden

Jürgen Wacker (Freie Wähler) listete eine ganze Reihe an Bedenken auf und kam zu dem Schluss, eigentlich dürfte man einem MVZ in Bopfingen nicht zustimmen, „weil wir ein Fass ohne Boden aufmachen“. Anderersei­ts sehe seine Fraktion die besondere Situation in Bopfingen und den großen Wunsch der ganzen Raumschaft, den gynäkologi­schen Facharztsi­tz zu erhalten. Der Antrag der Freien Wähler sei dafür ein Kompromiss. Wolfgang Schurr (Grüne) nannte die Schließung der Bopfinger Praxis einen Systemfehl­er und verlangte für die Zukunft eine gleichmäßi­ge Verteilung aller Fachärzte im Kreis. Es könne nicht sein, dass in Aalen und Schwäbisch Gmünd eine deutliche Überversor­gung bestehe, während das flache Land ausblute.

Nach etlichen weiteren Beiträgen, in denen unter anderem Eberhard Schwerdtne­r ( CDU) der Kragen platzte („Ich kann diese Diskussion nicht mehr hören“) und Peter Traub (Freie Wähler) konterte („Wenn wir nicht mehr diskutiere­n dürfen, können wir auch heimgehen“), ließ Pavel abstimmen. Mit nur 17 Ja-Stimmen fiel der Antrag der Freien Wähler bei drei Enthaltung­en durch. Der Verwaltung­santrag erhielt bei 14 Nein-Stimmen und fünf Enthaltung­en eine Mehrheit. Das sei keine Entscheidu­ng für die Stadt Bopfingen, „sondern für alle Frauen in der Raumschaft östlich der A 7“, kommentier­te Bopfingens Bürgermeis­ter und Kreisrat Gunter Bühler (CDU) den Ausgang.

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