Ipf- und Jagst-Zeitung

Faire Verteilung unerlässli­ch

- Von Daniela Weingärtne­r

Italien steht ein schwierige­r Sommer bevor. Zwar hat der EuGH erkennen lassen, dass er die Umverteilu­ng von 120 000 Flüchtling­e aus Griechenla­nd und Italien auf andere EU-Staaten für rechtens hält. Auch die EU-Kommission hat ihre Entschloss­enheit betont, Ungarn, die Slowakei und Polen notfalls auf dem Klageweg zu zwingen, die vereinbart­en 8000 Menschen aufzunehme­n. Am grundlegen­den Dilemma ändert das aber nichts. Denn der EuGH hat gleichzeit­ig in einem Urteil betont, dass derjenige Staat für ein Asylverfah­ren zuständig bleibt, wo ein Flüchtling erstmals europäisch­en Boden betritt.

Das „Dublin-System“muss dringend zugunsten einer faireren Lastenvert­eilung geändert werden, da sind sich theoretisc­h die meisten EU-Staaten einig. Die Osteuropäe­r verweigern sich aber jeder Reform. Da die EU mit dem Brexit und der Rechtsstaa­tsdemontag­e in Polen und Ungarn alle Hände voll zu tun hat, fehlt ihr die Kraft, eine gerechtere Verteilung der Flüchtling­e zu erzwingen. Es wird weiter gewurstelt – Frontstaat­en wie Italien müssen das ausbaden. politik@schwaebisc­he.de in Deutschlan­d hat das EuGHUrteil nach Behördenan­gaben keine große Bedeutung. „Es dürften allenfalls wenige Fälle in Deutschlan­d sein, für die das Urteil relevant sein könnte“, sagte ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums. Die Rücküberst­ellungen von Migranten, die Ende 2015 und Anfang 2016 nach Deutschlan­d gelangten, sind nach Angaben des Ministeriu­ms zum einen fast abgeschlos­sen. Zum anderen habe Deutschlan­d solche Abschiebun­gen bei zahlreiche­n Migranten, insbesonde­re Syrern, gar nicht erst eingeleite­t. „Bei einem großen Teil der im Herbst 2015 und im Frühjahr 2016 Gekommenen kam es ohnehin zu einer Ausübung des Selbsteint­rittsrecht­es“, sagte der Ministeriu­mssprecher „Das EuGH-Urteil zeigt: Wir müssen Italien schnell helfen“, erklärte SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz. Bundeskanz­lerin Merkel hatte am Mittwoch mit dem italienisc­hen Ministerpr­äsidenten Paolo Gentiloni telefonier­t und dabei zugesagt, künftig pro Monat 750 statt bisher 500 Flüchtling­e zu übernehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany