Rockmusik mit klassischem Schlagobers
Ein Cellist aus Österreich unterstützt seit drei Jahren das Galgenberg-Vereinsorchester
- Eine Zeitlang firmierte das Vereinsorchester des Aalener Galgenberg-Festivals unter dem Namen „Aalen-All-Star-Band“. Stimmt nicht ganz. Denn eigentlich ist die diesmal 30-köpfige Rock-Bigband international. Seit drei Jahren hilft der österreichische Cellist und Tenor Gernot Cernajsek aus. Seine Ansagen mit dem sympathischen österreichischen Dialekt sind Kult, sein E-Cello fester Bestandteil des Vereinsorchester-Abends. Diesmal hat der 39-Jährige aus Steinhaus am Semmering zudem im Vorfeld die Streicher- und Bläsersätze arrangiert. Rockmusik mit klassischem Schlagobers.
Aber was verschlägt einen waschechten Österreicher aufs Aalener Galgenberg-Festival? Natürlich die Liebe. Cernajsek ist seit sechs Jahren mit der gebürtigen Abtsgmünderin Sigrun Rupp verheiratet. Und die ist eine Schulfreundin von Vereinsorchester-Sängerin Sonja Felkel. So kam eins zum anderen. „Ich war quasi auf der Durchreise zu meinem Schwiegervater und hatte mein Cello dabei. Da habe ich die Probe des Vereinsorchesters besucht, weil’s mich einfach interessiert hat, wie Rockbands funktionieren. Damit hatte ich ja vorher eigentlich nichts zu tun“, sagt der klassisch ausgebildete Musiker, der aus Mödling im Wienerwald stammt.
Cernajsek war von Anfang an begeistert. „Ich traf auf eine große Gruppe, die unheimlich nett miteinander umgeht. Das bin ich von Sinfonieorchestern nicht unbedingt gewohnt“, resümiert er. Und beeindruckt war er auch von der Art, wie geprobt wird, „dass es keinen Dirigenten gibt und doch alles funktioniert, die Freiheit, die jeder Musiker hat.“Nun sind die Cellisten in der Rockliteratur nicht gerade häufig vertreten. „Nach dem ersten Festival 2014 habe ich mich intensiv mit dem Cello in der Rockmusik beschäftigt, habe experimentiert und einiges an Technik angeschafft“, erzählt Gernot Cernajsek, den sie in Aalen alle Gustl nennen. „Mein Fazit: Auch wenn man mit klassischen Instrumenten Rockmusik spielt, so bleibt es trotzdem Klassik.“Referenzen gibt es ja: „Emerson Lake & Palmer mit ,Pictures at an Exhibition’ zum Beispiel, das ist schon sehr spannend. Ich könnte mir auch Dvorák oder Beethoven vorstellen oder ein fetziges Menuett. Vielleicht geht das Vereinsorchester auch mal ein BachPräludium an, wer weiß“, sagt Cernajsek.
Und wie kommt er mit den Schwaben klar? „Ganz mein Fall“, sagt der 39-Jährige lachend, „vor allem die schwäbische Küche.“So entstand übrigens auch sein Spitzname Gustl: „Ich wurde gefragt, wie’s mir im Vereinsorchester gefällt. Meine Antwort: Da ist kein Ungustl, also kein unsympathischer Mensch mit dabei.“Schon war’s passiert. Und weil die Österreicher im Allgemeinen und Cernajsek im Besonderen so humorvolle Zeitgenossen sind, zitiert Cernajsek ganz zum Schluss noch einen der berüchtigten Musikerwitze: „Was macht ein Tenor, wenn der Regen an das Fenster seines Zimmers prasselt? Er verneigt sich!“Regen gab’s nun genug. Der Beifall beim Galgenberg-Festival darf durchaus handgemacht sein. Die Wetterprognosen sind nicht die schlechtesten.
„Die Schwaben? Ganz mein Fall – vor allem die schwäbische Küche“, sagt Gernot Cernajsek aus Steinhaus am Semmering.
Freitag, 4. August: Tightrope, SWR Big Band & Fola Dada, Füenf, Herrn Stumpfes Zieh & Zupf Kapelle, anschließend Disco. Samstag,
5. August: Gallow Mountain Express (Jugendvereinsorchester), Das Vereinsorchester, anschließend Disco. Vorverkauf: MusikA (Telefon 07361 / 55810), RMS Reisebüro (07361 / 6735), TouristInformation am Marktplatz (07361 / 5222358) in Aalen, unter www.galgenberg-festival.de, www.reservix.de oder www.xaver.de.