Die Burg hat eine Königin in dieser Nacht
Gianna Nannini: Es hätte für das Festival keinen besseren Abschluss geben können
- Es hätte für das Kapfenburg-Festival keinen besseren Abschluss geben können, als Gianna Nannini. In einer lauen Sommernacht hat sie die Kapfenburg gerockt.
Ob Gianna Nannini nun 60 oder 62 Jahre alt ist – da streiten sich die Quellen. Eines steht fest: Sie dient als weibliches Rollenmodell für all ihre Fans. Sie ist so ausgesprochen normal, die Haare sind verstrubbelt, ihr Gesicht ungeschminkt, sonst könnte sie sich nicht ohne weiteres mit einem weißen Handtuch den Schweiß aus dem Gesicht wischen. Sie trägt schlichte Jeans und eine Jacke im Michael-Jackson-Style, später Oversize-Glitzershirts.
Die kleine Frau flitzt wie ein Derwisch über die Bühne und haut dabei ihre Hits raus, dass es eine wahre Freude ist. 40 Jahre Gianna Nannini – komprimiert auf knapp zwei Stunden. Gleich zu Beginn fressen ihr ihre Fans aus der Hand, als sie mit „America“, einem ihrer bekanntesten Hits, loslegt. Mit diesem Song fing 1980 die Karriere der Nannini an. Das Konzert ist ausverkauft. Die Stimmung ist grandios.
„Profumo“und „Bello e impossibile“sind Welthits und dürfen nicht fehlen. Und genau so ist sie auch: schön und unglaublich! Es ist fast wie eine erzählte Geschichte all ihrer Erfolge. Auch der bei der Fußball-WM gespielte Hit „Un Estate Italiana“von 1990 ist dabei. Ungewohnt ruhig und mit ganz viel Herz singt sie „Notti senza cuore“, nur begleitet vom Keyboard – und schon flammen die Handys und Feuerzeuge auf. Sie röhrt und flüstert, kreischt und singt. Und alle kreischen, singen und röhren mit. Die Fans haben die Texte auswendig gelernt. Lieder aus vier Jahrzehnten über die Liebe, die Lust und die Freude.
Mutter mit 50 – eine Verjüngungskur
Die Frau ist nicht zu stoppen und das ist gut so. Keine Altersmüdigkeit, auch nicht in der Stimme. Ganz im Gegenteil. Seit ihrer Schwangerschaft ist nach ihren eigenen Angaben die Stimme noch kraftvoller geworden. Mutter werden mit über 50 ist dann wohl eine Verjüngungskur.
Der Mikrofonständer ist ihr Tanzpartner, sie steht niemals still. Hüpft auf den Podest des Streichersextetts, das sie auf der Tour begleitet. Sie war auch immer etwas anzüglich, hat aus ihrer Bisexualität keinen Hehl gemacht und immer mal wieder für einen Skandal gesorgt. Als Königin der Burg ist sie vergleichsweise harmlos. Sie spielt mit ihrer Band, lässt das Publikum singen und redet wenig. Nur einmal kommt klar auf Deutsch: Ich bin sehr zufrieden! Das Publikum auch.