Olympia soll schriller werden
Darts-Verband ist zuversichtlich, spätestens 2028 bei den Olympischen Spielen dabei sein zu dürfen
- Ob dann auch die Walkon-Girls oder der von einem donnernden Einlaufsong untermalte Einmarsch durch die Zuschauermenge zum Rahmenprogramm gehören werden? Darts soll jedenfalls auf dem besten Weg sein, eine olympische Sportart zu werden. Der Darts-Verband WDF setzt sich schon seit einiger Zeit dafür ein, den Präzisionssport in das olympische Programm aufzunehmen. Nun will man einen Schritt weiter sein. „Wir sind im Prozess der olympischen Anerkennung“, erklärte WDF-Boss Bill Hatter jetzt der „Daily Mail“.
Dies sei der zweite Schritt und notwendig, um schlussendlich eine Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) einzureichen. Auch mit der olympischen Charta und dem Welt-Anti-DopingKodex sei der Verband im Einklang – damit würde der Prozess langsam, aber stetig voranschreiten. Für die Olympischen Spiele in Tokyo 2020 sei es zwar zu spät, 2024 noch offen, aber 2028 soll es wahrscheinlich soweit sein, heißt es.
Dass allein diese Nachricht für Diskussionen sorgt, liegt auch an dem Image, dass der immer noch häufig als Kneipensport titulierten Disziplin anhaftet. Auch die optisch meist nicht auf den ersten Blick wie Athleten anmutenden Profis bewirken ihr Übriges. Doch in Zeiten, in denen Skateboarden, Golf und bald auch Sportklettern olympisch sind, ist eine nähere Auseinandersetzung unumgänglich. Der zweimalige Weltmeister Gary „the Flying Scotsman“Anderson meinte kürzlich zur „Sportsmail“: „Ist Schießen ein Sport? Ich denke Darts ist es, weil wir im Millimeterbereich arbeiten und du ein Ziel treffen musst, das acht Fuß (2,37 Meter) entfernt ist.“
Doch nicht nur Anderson, auch die übrigen Stars der Szene sind von der Olympia-Chance begeistert – allen voran Michael van Gerwen, der Dominator der letzten Jahre, der mit seinem auffälligen Jubel, der Glatze und dem grünen Poloshirt genauso unverwechselbar daherkommt wie die anderen echten Typen der Szene. Allen voran Peter „Snakebite“Wright, der mit schriller Kleidung, einer gefärbten Irokesen-Frisur und einrasierter Schlange sicherlich einer der auffälligsten Olympioniken wäre.
Und noch einen entscheidenden Vorteil bringt Darts mit, der das IOC sicher nicht unwesentlich beeinflussen dürfte – der Sport boomt. Der Spartensender Sport1 feiert regelmäßig Rekordquoten, wenn die schrillen Pfeilkünstler zu sehen sind. Und die Fangemeinde, auch und gerade in Deutschland wächst.
Allein die durch die Professional Darts Corporation (PDC) im vergangenen Dezember ausgetragene Weltmeisterschaft brach wieder alle Rekorde: Allein in Deutschland schalteten beim Finale zwischen van Gerwen und Anderson in der Spitze etwa zwei Millionen Menschen ein. Zehntausende waren live im Alexandra Palace in London vor Ort. Und so meinte auch Anderson zur „Sportsmail“: „Zeigt mir einen olympischen Sport, bei dem es nur halb so laut wird wie bei uns im Ally Pally. Ich glaube nicht, dass ihr einen findet.“Und auch das dürfte in Zeiten der schwindenden Aufmerksamkeit für die Olympia-Entscheider nicht unwichtig sein.