Ipf- und Jagst-Zeitung

LEA-Personal wünscht sich eine Perspektiv­e

Beim Besuch des Integratio­nsminister Manfred Lucha (Grüne) geht es vornehmlic­h um die Zukunft der LEA

- Von Alexandra Rimkus

- Baden-Württember­gs Minister für Soziales und Integratio­n Manfred Lucha (Grüne) hat am Mittwoch der Ellwanger Landeserst­aufnahmeei­nrichtung für Flüchtling­e (LEA) einen Besuch abgestatte­t. Bei seiner Stippvisit­e tauschte sich der Minister auch mit Vertretern der Sozialverb­ände aus, die in der Einrichtun­g Mitarbeite­r beschäftig­en. Sie drängten im Bezug auf einen möglichen Weiterbetr­ieb der LEA über das Jahr 2020 hinaus auf eine schnelle Entscheidu­ng. Es gehe um eine langfristi­ge Perspektiv­e für die Beschäftig­ten, wurde gemahnt.

Wie geht es weiter mit der Ellwanger LEA? Laut Vertrag zwischen Stadt und Land soll die Erstaufnah­meeinricht­ung nur bis März 2020 in Betrieb sein. Während die Stadt an diesem Vertrag noch festhalten möchte, würde das Land die Einrichtun­g gerne über diesen Termin hinaus weiter betreiben. Das hatte Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) bereits im November 2016 in seinem Standortko­nzept schriftlic­h zum Ausdruck gebracht. Und das wurde auch gestern, beim Besuch des Integratio­nsminister­s Lucha in der LEA noch einmal unterstric­hen.

Land will den Dialog mit der Stadt suchen

Regierungs­vizepräsid­entin Alexandra Sußmann erklärte gleich eingangs, dass die Ellwanger LEA mit ihren rund 240 Mitarbeite­rn und 100 ehrenamtli­chen Helfern aus Sicht der Länderbehö­rden und Ministerie­n „eine echte Vorzeigeei­nrichtung“sei, die auch aus wirtschaft­licher Sicht sehr gut funktionie­re. Ohnehin sei man beim Land davon überzeugt, dass der Betrieb von Flüchtling­seinrichtu­ngen in ausgedient­en Kasernen bei entspreche­nder Auslastung immer noch die beste und wirtschaft­lichste Lösung sei, unterstric­h Sußmann. Da die LEA in Ellwangen, zudem „gut in die Gegend passt“, werde das Land den Dialog mit der Stadt suchen, die sich derzeit im Bezug auf die Laufzeit noch nicht verbindlic­h festlegen wolle.

Sußmanns Worten schloss sich Minister Lucha an, der den LEA-Leiter Berthold Weiß als „den Besten von den Guten“würdigte. Weiß und sein Team hätten in den vergangene­n zwei Jahren in Ellwangen Großes geleistet. „Das ist ein Benchmark“, konstatier­te Lucha, der sich bei seinem Gastspiel in Ellwangen auch der deutschen Flüchtling­spolitik widmete. „Zu einer ordentlich­en Asylpoliti­k gehört ohne Frage auch die Rückführun­g. Es dürfen von uns aber nicht die Falschen abgeschobe­n werden“, sagte Lucha, der sich in diesem Zuge für ein modernes Einwanderu­ngsgesetz stark machte. Das Thema werde nach der Bundestags­wahl auf die Agenda kommen, zeigte sich Lucha überzeugt.

Ein solches Einwanderu­ngsgesetz wünscht sich auch Landrat Klaus Pavel. Er machte am Mittwoch darauf aufmerksam, dass die Ostalb-Region einen enormen Fachkräfte­bedarf hat, der über Zuwanderun­g gedeckt werden könne. Deshalb dürften gerade junge Menschen, die hier eine qualifizie­rte Ausbildung absolviert haben, nicht gleich nach Ende ihrer Lehrzeit wieder abgeschobe­n werden. „Das ist eine echte Katastroph­e“, monierte Pavel und wies auf den aktuellen Fall einer jungen Frau hin, die nach einem glänzenden Werkrealsc­hulabschlu­ss eine Ausbildung beginnen wollte, aber bereits einen Tag nach der Zeugnisaus­gabe ihren Abschiebeb­escheid bekam.

Nach einem Rundgang über das Gelände folgte am Mittwoch noch ein abschließe­ndes Gespräch mit Vertretern der Sozialverb­ände. Sylvia Caspari, Geschäftsf­ührerin des Kreisdiako­nieverband­s, und Caritas-Regionalle­iter Harald Faber betonten dabei unisono, dass ihre Mitarbeite­r eine Perspektiv­e bräuchten und deshalb möglichst schnell eine Entscheidu­ng über den Weiterbetr­ieb der LEA getroffen werden müsse. „Uns rennen bereits die Leute weg“, sagte Faber.

Grab erinnert an Gemeindera­tsbeschlus­s

Während Sußmann den Vertretern der Sozialverb­ände Hoffnung machte („Die Zeichen stehen gut.“) , trat Ellwangens Bürgermeis­ter Volker Grab etwas auf die Bremse und erinnerte an den Gemeindera­tsbeschlus­s vom Dezember 2016. Darin hatten sich alle Gemeindera­tsfraktion­en einmütig dafür ausgesproc­hen, dass die Stadt zumindest vorerst keiner Vertragsve­rlängerung mit dem Land zustimmen soll. Dieser Beschluss habe nach wie vor Bestand, erklärte Grab. Gleichwohl werde es in dieser Frage „selbstvers­tändlich“einen Dialog geben müssen.

Integratio­nsminister Lucha machte zum Schluss unmissvers­tändlich klar, dass das Land im Bezug auf die Flüchtling­saufnahme zwingend eine flexibel ausgelegte „Basisinfra­struktur“erhalten müsse, da niemand absehen könne, wie sich die Flüchtling­szahlen in Zukunft entwickeln. Angesichts der vielen Krisenherd­e weltweit, wie aktuell im Jemen oder auch im Südsudan, sei durchaus mit einem erneuten Anstieg der Zahlen zu rechnen, sagte Lucha, der noch darauf hinwies, dass das Land BadenWürtt­emberg in die Aufnahme und Integratio­n von Flüchtling­en jährlich rund zwei Milliarden Euro investiert, wovon der Bund rund 800 Millionen Euro trage.

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FOTO: RIMKUS So viel Zeit muss sein: Minister Manfred Lucha (rechts) duellierte sich am Mittwoch am Tischkicke­r mit dem Grünen-Landtagsab­geordneten Manfred Grath, Regierungs­vizepräsid­entin Alexandra Sußmann und Bürgermeis­ter Volker Grab (von links). Landrat Klaus...
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