Trotz Spätfrost ein Durchschnittsjahr
Im Betrieb Schweizer in Böbingen fand die jährliche Erntepressekonferenz statt
- Trotz des extremen Spätfrostes ist das Erntejahr 2017 ein Durchschnittsjahr. Dies war eine der Kernaussagen bei der Erntepressekonferenz, die im Betrieb der Familie Schweizer in Böbingen stattfand. Einzig, dass die derzeitige Ernte teils von starken Niederschlägen begleitet wird, bereitet den Landwirten Sorge.
Zu der Pressekonferenz, die jedes Jahr in einem anderen landwirtschaftlichen Betrieb ist, hatten Landrat Klaus Pavel und der Geschäftsbereich Landwirtschaft des Ostalbkreises eingeladen. Pavel verwies wie so oft auf die wichtige Bedeutung der hiesigen Landwirtschaft sowie die 3000 dort verankerten Arbeitsplätze und meinte: „Wir sind stolzer ländlicher Raum.“Und dafür, so Pavel, seien die landwirtschaftlichen Betriebe verantwortlich. Betriebe, zu denen auch jener der Familie Schweizer gehört, den es seit 1950 gibt und der sich mittlerweile auf Ferkelerzeugung und Ackerbau spezialisiert hat. „Solche Landwirte und Landwirtsfamilien brauchen wir“, so Pavel. 2017 sei klimamäßig so kurios wie selten zuvor gewesen, so der Landrat, der sich aber auch optimistisch zeigte: Die Natur entwickle plötzlich Kräfte, die phänomenal seien.
Doch was es bedeutet der Witterung ausgeliefert zu sein, das zeigt sich auch jetzt wieder. Begleitet von teils starken Niederschlägen findet die Ernte statt. Und mehr als einmal war zu hören: „Hoffentlich bleibt es trocken.“Denn schon jetzt ist die Ernte – rund eine Woche wird noch bis in die Abendstunden gearbeitet – durch die Regenfälle behindert.
Und auch mit erheblichen Qualitätseinbußen ist deshalb zu rechnen. „Wir hätten uns gewünscht, dass der Regen früher kommt“, so Helmut Hessenauer, Leiter des Geschäftsbereichs Landwirtschaft am Landratsamt des Ostalbkreises. So fehlte Ende Juni an einigen trockenen Standorten Wasser. Dennoch war am Mittwoch davon die Rede, dass von einer durchschnittlichen bis leicht überdurchschnittlichen Getreide- und Rapsernte ausgegangen werden kann. Auch der extreme Spätfrost konnte dem ganzen keinen Strich durch die Rechnung machen.
Niederschläge wirken sich beim Winterweizen aus
Die starken Niederschläge werden sich beim Winterweizen auswirken. Wurden hier überdurchschnittliche Erträge erwartet, wird nun angenommen, dass der Regen kurz vor der Ernte zu niedrigen Fallzahlen führt und infolgedessen die Backqualität erheblich darunter leiden kann. Bei der Wintergerste hingegen wurden durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Erträge geerntet. Abwartende Haltung hingegen beim Winterraps, wo durchschnittliche Erträge erwartet werden, der Kälteeinbruch im April vermutlich aber nur für leichte Schäden gesorgt hat. Der wirtschaftliche Schaden beim Streuobstbau hält sich zumindest im Ostalbkreis in Grenzen. „Wir haben nur wenig Erwerbsobstbau“, so Hessenauer.
Franz Dießl von der BayWa AG berichtete auch bei der am Dienstag begonnenen Dinkelernte von Problemen mit den Fallzahlen. Ein wenig früher begonnen werden konnte mit der Ernte im Hohenlohischen. Es sei eine gute Wintergerste eingefahren worden, so Kurt Färber, Prokurist bei der BAG Hohenlohe-Raiffeisen AG. Der Winter habe sich zudem vorteilhaft auf den Raps ausgewirkt. Aufmerksam machte er auch darauf, dass in der Region 12 000 Tonnen Dinkel vermarktet werden. Auch verwies er darauf, dass die derzeitige Situation nicht allein vom Wetter abhängt, sondern sehr stark auch von der Preisentwicklung. Beim Export tue man sich derzeit schwer wegen des EuroKurses. „Aus Deutschland müssten 40 Prozent Weizen raus, damit die Weizen-Preise stabil sind“, so Färber.
Bemerkenswert nannte Landrat Klaus Pavel die Anzahl der landwirtschaftlichen Flächen – 30 480 Hektar Grünland gibt es im Ostalbkreis; des Weiteren 33 780 Hektar Ackerland. Hubert Kucher, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, verwies auf die Wichtigkeit einer hervorragenden Ausbildung. Hier, so Kucher, sei der Ostalbkreis Vorreiter. Ein Anliegen war es ihm, noch auf etwas anderes hinzuweisen. „Es kann nicht sein, dass wir mit Verordnungen überzogen werden“, so Kucher. Die Gülle auszubringen sei mit der jetzigen Technik nicht möglich, gerade die kleinen Betriebe seien im Nachteil.
Karl Dambacher, stellvertretender Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, wünscht sich ein anderes Denken der Brauwirtschaft. Viel Gerste, so erklärte er, komme aus Dänemark und den osteuropäischen Ländern. Die EU, so findet er, solle die hiesigen Landwirte stärken. Und: „Wir erwarten auch vom Gesetzgeber, dass er uns unterstützt.“