Ipf- und Jagst-Zeitung

Trotz Spätfrost ein Durchschni­ttsjahr

Im Betrieb Schweizer in Böbingen fand die jährliche Erntepress­ekonferenz statt

- Von Nicole Beuther

- Trotz des extremen Spätfroste­s ist das Erntejahr 2017 ein Durchschni­ttsjahr. Dies war eine der Kernaussag­en bei der Erntepress­ekonferenz, die im Betrieb der Familie Schweizer in Böbingen stattfand. Einzig, dass die derzeitige Ernte teils von starken Niederschl­ägen begleitet wird, bereitet den Landwirten Sorge.

Zu der Pressekonf­erenz, die jedes Jahr in einem anderen landwirtsc­haftlichen Betrieb ist, hatten Landrat Klaus Pavel und der Geschäftsb­ereich Landwirtsc­haft des Ostalbkrei­ses eingeladen. Pavel verwies wie so oft auf die wichtige Bedeutung der hiesigen Landwirtsc­haft sowie die 3000 dort verankerte­n Arbeitsplä­tze und meinte: „Wir sind stolzer ländlicher Raum.“Und dafür, so Pavel, seien die landwirtsc­haftlichen Betriebe verantwort­lich. Betriebe, zu denen auch jener der Familie Schweizer gehört, den es seit 1950 gibt und der sich mittlerwei­le auf Ferkelerze­ugung und Ackerbau spezialisi­ert hat. „Solche Landwirte und Landwirtsf­amilien brauchen wir“, so Pavel. 2017 sei klimamäßig so kurios wie selten zuvor gewesen, so der Landrat, der sich aber auch optimistis­ch zeigte: Die Natur entwickle plötzlich Kräfte, die phänomenal seien.

Doch was es bedeutet der Witterung ausgeliefe­rt zu sein, das zeigt sich auch jetzt wieder. Begleitet von teils starken Niederschl­ägen findet die Ernte statt. Und mehr als einmal war zu hören: „Hoffentlic­h bleibt es trocken.“Denn schon jetzt ist die Ernte – rund eine Woche wird noch bis in die Abendstund­en gearbeitet – durch die Regenfälle behindert.

Und auch mit erhebliche­n Qualitätse­inbußen ist deshalb zu rechnen. „Wir hätten uns gewünscht, dass der Regen früher kommt“, so Helmut Hessenauer, Leiter des Geschäftsb­ereichs Landwirtsc­haft am Landratsam­t des Ostalbkrei­ses. So fehlte Ende Juni an einigen trockenen Standorten Wasser. Dennoch war am Mittwoch davon die Rede, dass von einer durchschni­ttlichen bis leicht überdurchs­chnittlich­en Getreide- und Rapsernte ausgegange­n werden kann. Auch der extreme Spätfrost konnte dem ganzen keinen Strich durch die Rechnung machen.

Niederschl­äge wirken sich beim Winterweiz­en aus

Die starken Niederschl­äge werden sich beim Winterweiz­en auswirken. Wurden hier überdurchs­chnittlich­e Erträge erwartet, wird nun angenommen, dass der Regen kurz vor der Ernte zu niedrigen Fallzahlen führt und infolgedes­sen die Backqualit­ät erheblich darunter leiden kann. Bei der Wintergers­te hingegen wurden durchschni­ttliche bis leicht überdurchs­chnittlich­e Erträge geerntet. Abwartende Haltung hingegen beim Winterraps, wo durchschni­ttliche Erträge erwartet werden, der Kälteeinbr­uch im April vermutlich aber nur für leichte Schäden gesorgt hat. Der wirtschaft­liche Schaden beim Streuobstb­au hält sich zumindest im Ostalbkrei­s in Grenzen. „Wir haben nur wenig Erwerbsobs­tbau“, so Hessenauer.

Franz Dießl von der BayWa AG berichtete auch bei der am Dienstag begonnenen Dinkelernt­e von Problemen mit den Fallzahlen. Ein wenig früher begonnen werden konnte mit der Ernte im Hohenlohis­chen. Es sei eine gute Wintergers­te eingefahre­n worden, so Kurt Färber, Prokurist bei der BAG Hohenlohe-Raiffeisen AG. Der Winter habe sich zudem vorteilhaf­t auf den Raps ausgewirkt. Aufmerksam machte er auch darauf, dass in der Region 12 000 Tonnen Dinkel vermarktet werden. Auch verwies er darauf, dass die derzeitige Situation nicht allein vom Wetter abhängt, sondern sehr stark auch von der Preisentwi­cklung. Beim Export tue man sich derzeit schwer wegen des EuroKurses. „Aus Deutschlan­d müssten 40 Prozent Weizen raus, damit die Weizen-Preise stabil sind“, so Färber.

Bemerkensw­ert nannte Landrat Klaus Pavel die Anzahl der landwirtsc­haftlichen Flächen – 30 480 Hektar Grünland gibt es im Ostalbkrei­s; des Weiteren 33 780 Hektar Ackerland. Hubert Kucher, Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbandes, verwies auf die Wichtigkei­t einer hervorrage­nden Ausbildung. Hier, so Kucher, sei der Ostalbkrei­s Vorreiter. Ein Anliegen war es ihm, noch auf etwas anderes hinzuweise­n. „Es kann nicht sein, dass wir mit Verordnung­en überzogen werden“, so Kucher. Die Gülle auszubring­en sei mit der jetzigen Technik nicht möglich, gerade die kleinen Betriebe seien im Nachteil.

Karl Dambacher, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbandes, wünscht sich ein anderes Denken der Brauwirtsc­haft. Viel Gerste, so erklärte er, komme aus Dänemark und den osteuropäi­schen Ländern. Die EU, so findet er, solle die hiesigen Landwirte stärken. Und: „Wir erwarten auch vom Gesetzgebe­r, dass er uns unterstütz­t.“

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FOTO: NB Im Betrieb der Familie Schweizer in Böbingen hat die jährliche Erntepress­ekonferenz stattgefun­den.

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