Akribische Vorarbeit für sicheres Stadtfest
Schorndorfer Krawalle fließen ins Sicherheitskonzept für die Reichsstädter Tage mit ein
- Noch gute fünf Wochen und dann steht Aalen vom 8. bis 10. September wieder ganz im Zeichen der Reichsstädter Tage. Die Sicherheit beim größten Stadtfest der Region liegen der Stadt und der Polizei sehr am Herzen. In diesem Jahr werden auch die Krawalle und sexuellen Übergriffe auf junge Frauen beim Stadtfest in Schorndorf in die Bewertung einfließen, sagt Holger Bienert, ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums. Grund für Sorge oder gar Hysterie gebe es jedoch nicht. Es zeichne sich nicht ab, dass sich gegenüber den vergangenen Stadtfesten etwas ändert. „Eine konkrete Gefahr liegt nicht vor.“
Seit Jahren feilt die Stadt am Sicherheitskonzept für die Reichsstädter Tage, das im Laufe der Zeit immer weiter verbessert wurde. Im vergangenen Jahr wurden sogar erstmals Webcams installiert, mit deren Hilfe das Geschehen an verschiedenen Stellen der Innenstadt beobachtet werden konnte. Solche Kameras, deren Bilder bei Bedarf auch aufgezeichnet werden können und die 2016 Liveaufnahmen vom Marktplatz, der Helferstraße, der Reichsstädter Straße, dem Spritzenhausplatz und der Stadtkirche auf die Leinwand in der Sicherheitszentrale projizierten, sollen auch in diesem Jahr wieder angebracht werden, sagt die Pressesprecherin der Stadt Aalen, Karin Haisch. Dies habe sich bewährt. Auf diese Weise könnten sich die verantwortlichen Kräfte schneller und besser ein Bild von der Lage vor Ort machen. Die gemeinsame Sicherheitszentrale mit Polizei, DRK, Feuerwehr sowie Mitarbeitern des Gemeindlichen Vollzugsdienstes und des Amtes für Bürgerservice und öffentliche Ordnung der Stadt Aalen wird wieder im kleinen Sitzungssaal im Rathaus ihren Sitz haben.
Ob Poller aufgestellt werden, steht noch nicht fest
Um dafür zu sorgen, dass die dreitägige Veranstaltung am zweiten Septemberwochenende auch in diesem Jahr unbeschwert und friedlich über die Bühne geht, laufen seit Monaten bereits die Abstimmungsgespräche mit den Einsatzkräften und einer beauftragten privaten Sicherheitsfirma. Zu den genauen Planungen halten sich die Verantwortlichen bedeckt. Vieles sei noch in der Abstimmung, etwa ob die bislang üblichen Straßensperren zur Sicherheit vor einem möglichen Anschlag durch Poller ergänzt werden. Und vieles werde aus taktischen Gründen auch nicht öffentlich kommuniziert. „Das Sicherheitskonzept orientiert sich an den guten Erfahrungen aus den Vorjahren“, sagt Haisch allgemein. Denn außer Bagatelldelikten sei es zu keinen großen Vorkommnissen gekommen. Das spreche sowohl für die Besucher als auch für das bisherige Sicherheitskonzept der Stadt. Allerdings verschließen die Verantwortlichen vor den Ausschreitungen in Schorndorf nicht die Augen, sondern „diese werden in unsere Bewertung einfließen“, sagt Bienert. Die dortigen Krawalle und sexuellen Übergriffe würden dazu beitragen, die Lage noch sensibler zu bewerten.
Es gibt keinen Grund zur Panik
Der Pressesprecher des Polizeipräsidiums warnt allerdings vor Panikmache. Die Vorkommnisse beim Stadtfest in Schorndorf könne man nicht auf andere Stadtfeste umlegen oder übertragen. Momentan gebe es auch keine Hinweise darauf, dass es bei den Reichsstädter Tagen zu Eskalationen oder einer konkreten Gefahr kommen könnte. Mit abstrakten Gefahren sei bei einer großen Menschenansammlung immer zu rechnen, sagt Bienert und meint etwa alkoholbedingte Auseinandersetzungen oder Straftaten wie Diebstahl.
„Der Einsatz, den wir als Polizei bei den Reichsstädter Tagen fahren, wird sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht groß von den Einsätzen der vergangenen Jahre unterscheiden“, sagt Bienert und spricht von „wohldurchdacht und in einem dosierten Rahmen“. Ein besonderes Augenmerk werden auf Treffpunkte wie den ZOB, den Bahnhofsvorplatz und den Stadtgarten gelegt. Die Planungen diesbezüglich seien allerdings noch lange nicht abgeschlossen. Die Lage werde bis zur Eröffnung der Reichsstädter Tage bewertet und dann entschieden, wie viel Beamte tatsächlich im Einsatz sind. „Und auch während des Stadtfests sind wir jederzeit dazu in der Lage, nachzusteuern, wobei auch wir nicht aus einem unerschöpflichem Fundus imaginärer Beamter schöpfen können“, sagt Bienert. „Die Kräfte im Revier und im Polizeipräsidium sind begrenzt.“Immer wieder greife man deshalb auf das Personal der Bereitschaftspolizei in Göppingen zurück. Ob Beamte von dort bei den Reichsstädter Tagen vor Ort sind, wollte Bienert nicht sagen. „Wir haben in der Vergangenheit immer gut daran getan, uns nicht allzu sehr in die Karten schauen zu lassen und die eingesetzte Anzahl der Kollegen nicht zu thematisieren.“
„Eine konkrete Gefahr liegt nicht vor“, sagt Holger Bienert, ein Sprecher des Polizeipräsidiums Aalen.
Personenkontrollen und ein Blick in die Rucksäcke
Neben den Polizeibeamten werden auch Mitarbeiter des Gemeindlichen Vollzugsdiensts gemeinsam mit Bediensteten der Sicherheitsfirma Streifen bilden und in der Innenstadt unterwegs sein, sagt Haisch. Bei auffälligem Verhalten oder konkreten Vorfällen würden diese auch Personen kontrollieren oder einen Blick in Rucksäcke oder Taschen werfen.
Kein Pardon kennen Polizei und der Gemeindliche Vollzugsdienst bei Verstößen gegen den Jugendschutz. Wer Alkohol an Jugendliche unter 16 Jahre oder Branntwein an Jugendliche unter 18 Jahren ausschenkt, muss mit einer Strafe rechnen. Hart vorgegangen werde auch gegen diejenigen, die Rettungswege versperren oder gegen Sicherheitsauflagen verstoßen. Ob es ein generelles Schnapsverbot beim Stadtfest gibt, sei hingegen noch unklar.