Schlägerei in Ellwanger Gasse beschäftigt Amtsgericht
Neun Zeugen sagen bei Verhandlungsauftakt aus – Aussagen unterschiedlich – Prozess wird fortgesetzt
(mih) - „Sollte ich eine Zeugenbeeinflussung feststellen, gehen Sie heute noch in den Knast. Ist das klar?“, mit diesen Worten hat Amtsgerichtsdirektor Norbert Strecker die Hauptverhandlung gegen einen 26-Jährigen eröffnet. Der extrovertierte junge Mann nickt und hebt die Hände. „Alles klar“, sagt er.
Neun Zeugen hört das Gericht am Donnerstagvormittag, am 15. August wird der Prozess mit zwei weiteren Zeugen fortgesetzt. Der Mann bleibt bis dahin auf freiem Fuß.
Am Faschingsdienstag soll der Mann in eine Schlägerei verwickelt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Körperverletzung und Beleidigung in zwei Fällen vor. Die Beleidigungen gegenüber zwei Polizisten räumt er sofort ein, die vorgeworfenen Tritte und Faustschläge hingegen streitet er ab. Bei den beiden Beamten, die auch als Zeugen geladen sind, entschuldigt er sich.
Er sei mit zwei Freunden in Ellwangen unterwegs gewesen und in einer Gasse zwischen Fuchseck und dem Drogeriemarkt Müller angegriffen worden. „Ein Freund von mir war in einer Schlägerei. Ich wollte ihn rausziehen. Da sind zwei andere auf mich gesprungen und haben mich zu Boden gedrückt“, sagt er aus. Das bestätigen auch die beiden Freunde, die ebenfalls als Zeugen geladen sind. Sie hätten aus bedrohlichen Situationen heraus Schläge abgegeben, sagen beide. Securitys beenden den Tumult, die Polizei nimmt die drei in Gewahrsam, weil die Stimmung vor Ort sehr aggressiv gewesen sei, so ein Polizist in seiner späteren Zeugenaussage.
Angeklagter fühlt sich zu Unrecht beschuldigt
Einer der Sicherheitsleute soll auch aussagen, erscheint aber nicht. Bei der Polizei habe er angegeben, dass der Angeklagte ein stadtbekannter Schläger sei, verliest Strecker die vorliegende Aussage. Der 26-Jährige schüttelt immer wieder den Kopf, gestikuliert mit den Händen, als könne das alles nicht wahr sein. „Ich bestehe auf einem weiteren Zeugen“, sagt er. „Hier besteht keiner auf etwas, außer ich“, gibt Strecker zurück. Das sehe er alles nicht ein, so der Angeklagte immer wieder. Der Zeuge soll für die kommende Sitzung allerdings geladen werden.
Fünf weitere Zeugen sagen aus, die direkt oder indirekt an der Schlägerei am Faschingsdienstag beteiligt gewesen sind. Alle Beteiligten, mit Ausnahme des Angeklagten, sind zwischen 18 und 21 Jahren alt. Die fünf jungen Männer sind größtenteils Freunde und waren zusammen in der Stadt. Ihre Aussagen decken sich teils, stimmen aber in einigen Punkten nicht überein. Angetrunken seien sie alle gewesen, betrunken aber nicht, wie jeder einzelne vor dem Richter und vor Verteidiger Paul Feil auf Nachfrage betont.
Einige Zeugen sagen aus, dass einer aus der anderen, dreiköpfigen Gruppe einem jungen Mann mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben soll. Daraufhin habe einer der fünf den Schläger auf den Boden gedrückt und ihn mit seinem Körpergewicht dort fixiert. Der Angeklagte sei dann von hinten angelaufen gekommen und soll dem Mann auf dem Rücken seines Freundes Fußtritte und Faustschläge verpasst haben. Der Fixierer soll eine Kieferverletzung, Kratzspuren und Prellungen davongetragen haben. Der am Boden Liegende sagt aus, er habe an diesem Abend nie gelegen oder jemanden auf seinem Rücken gehabt.
Gegensätzliche Aussagen einiger Zeugen
Bei der getragenen Kleidung des Angeklagten sind sich auch nicht alle sicher. Ein Foto belegt, dass er einen Bundeswehr-Tarnanzug getragen hatte. Zwei der fünf Zeugen sagen aus, er sei schwarz angezogen oder mit einem Mantel bekleidet gewesen. Weswegen der Tumult losgegangen ist, ist noch nicht klar. Die einen sprechen von Naziparolen, die anderen von Beleidigung. Der Nächste hat den Anfang gar nicht mitbekommen. Sicher ist nur, dass sich der Angeklagte zu Unrecht beschuldigt fühlt. Das macht er bei den Aussagen, die gegen ihn gerichtet sind, immer wieder deutlich.