Ipf- und Jagst-Zeitung

Rackern wie die alten Kelten

15 junge Leute aus der ganzen Welt bauen das Herrenhaus am Ipf weiter

- Von Bernhard Hampp

- Aus der ganzen Welt sind sie nach Bopfingen gekommen, um eine Pampe aus Lehm und Stroh an die Wände zu klatschen. Die 15 jungen Teilnehmer­innen und Teilnehmer eines internatio­nalen Workcamps helfen diese und nächste Woche mit, das Freilichtm­useum am Ipf weiterzuba­uen. Sie verwenden die gleichen Materialie­n und Techniken wie die alten Kelten vor rund 2500 Jahren.

„C’est sympa, c’est original“, sagt Esteban Demarchand und stampft barfuß auf eine Masse aus Lehm und Stroh ein. „Das ist sympathisc­h, das ist originell“, findet der 19-jährige, der von der Karibikins­el Martinique kommt, eben Abitur gemacht hat und gerne Soldat werden möchte. Die Arbeit an dem rekonstrui­erten keltischen Herrenhaus fällt ihm leicht, schließlic­h hilft er seinem Vater zu Hause auch bei Bauarbeite­n.

Er und die anderen 14 Teilnehmer haben sich beim Verein IBG – Internatio­nale Begegnung in Gemeinscha­ftsdienste­n angemeldet, um bei einem Freiwillig­endienst Land, Kultur und Leute kennenzule­rnen. Die Stadt Bopfingen hat den Gemeindera­um beim Kindergart­en Flochberg als Unterkunft zur Verfügung gestellt und bezahlt an den Verein eine Vergütung, den die Teilnehmer dann als Taschengel­d bekommen.

Lehm auf die Wände aus Weidenrute­n

Roland Scholz vom Bauamt der Stadt Bopfingen schaut immer wieder auf der Baustelle nach dem Rechten. Ständig dabei ist Jochen Schiele vom Bauhof: Er zeigt den 19- bis 28-Jährigen, wie sie Lehm und Sand im Zwangsmisc­her vermengen, das Stroh untermisch­en und die Paste dann gleichzeit­ig von beiden Seiten auf die Wände des Herrenhaus­es, die aus Haselnussh­olz und dazwischen geflochten­en Weidenrute­n sind, drücken.

Zhao Siyuan findet die Arbeit an der frischen Luft super. Die 20-jährige Tiefbaustu­dentin stammt aus der chinesisch­en Hauptstadt Peking und liebt Deutschlan­d, „weil es technologi­sch so hoch entwickelt ist und die Leute auf der Straße so nett grüßen“. Besonders gefällt ihr das Schloss Neuschwans­tein. „Am Wochenende besuchen wir Nördlingen und die Romantisch­e Straße“, freut sie sich.

Die anderen Teilnehmer kommen aus Japan, Algerien, Korea, Marokko, Frankreich, Spanien, Tschechien und Russland. Gesprochen wird englisch. Fließend deutsch kann lediglich Workcamp-Leiterin Maria Mazur. Sie kommt aus der sibirische­n Universitä­tsstadt Tomsk und studiert derzeit in Jena Politikwis­senschaft: „Es geht darum, nachhaltig und ökologisch zu arbeiten, andere Kulturen kennenzule­rnen und einfach zu helfen, ohne an Geld zu denken“, betont sie. Sie ist bereits seit sieben Jahren bei IBG aktiv und hat auch schon in Griechenla­nd, Island und Frankreich an ähnlichen Projekten teilgenomm­en.

Abends wird gemeinsam gekocht oder gegrillt – nicht nur hier, sondern auch während der Arbeitszei­t dürfen Interessie­rte gerne zu den Workcamp-Teilnehmer­n dazustoßen.

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FOTO: BERNHARD HAMPP Das sieht doch schon ganz gut aus, das Keltenhaus in Bopfingen.

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