Zwei junge Ostälbler werden „Missionare auf Zeit“
Marlene Mangold aus Oberkochen und David Knoblauch aus Ebnat arbeiten ein Jahr mit Jugendlichen in Peru
– In gut einer Woche besteigen Marlene Mangold aus Oberkochen und David Knoblauch ein Flugzeug, das sie nach Lima bringen soll. In der peruanischen Hauptstadt wollen sie ein Jahr lang in einem Kinder- und Jugendzentrum arbeiten – als sogenannte Missionare auf Zeit. Am Sonntag werden sie im Gottesdienst in Oberkochen von Pfarrer Andreas Macho ausgesandt, am Abend informieren sie die Bevölkerung über ihr Vorhaben.
„Ich freue mich unglaublich darauf“, sagt Marlene Mangold, „auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich hier etwas zurücklasse.“Deshalb nutzt sie die Zeit bis zum Abflug am Mittwoch, 16. August, nicht nur für die Vorbereitungen auf die lange Reise, sondern auch dazu, sich von Freunden zu verabschieden und vielleicht ein bisschen Spanisch zu pauken. Erst in einem Jahr wird man sich wiedersehen. In der Zwischenzeit wird die junge Oberkochenerin „Missionarin auf Zeit“(MaZ) in Südamerika sein.
Konkret bedeutet dies, dass sie ebenso wie David Knoblauch im Jugendzentrum „Haus der Talente“in Lima arbeiten werden. Wie diese Tätigkeit genau aussehen wird, hängt auch von ihnen selbst ab. „Wir werden unsere Eigeninitiative und unsere Kompetenzen einbringen“, erzählt Marlene Knoblauch. „Es ist ein großer Vorteil, dass wir unsere Arbeit selbst gestalten können.“Die Oberkochenerin nimmt zum Beispiel ihre Geige und damit ihre Musikalität mit, auch als geübte Wettkampfschwimmerin wird sie mit den Jugendlichen sicherlich gut klarkommen. David Knoblauch hat ein Faible für Literatur, er hat in der Schule Theater gespielt und hat erfahren, dass es an seiner künftigen Wirkungsstätte bereits eine Theatergruppe gibt.
Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche
Die Einsatzstelle will den Kindern und Jugendlichen eine Anlaufstelle mit einem Freizeitangebot sein. Dort sollen sie ihren Glauben ausleben können und Perspektiven sehen, so dass sie nicht in Drogen- und Bandenkriminalität abrutschen.
David Knoblauch kann sich auf Spanisch bereits gut verständigen, während Marlene Knoblauch die Sprache erst noch lernen muss. Zupass dürfte ihr dabei allerdings kommen, dass sie neben Englisch und Französisch in der Schule Italienisch gelernt hat. Beide haben sich – unabhängig voneinander – mit dem Gedanken beschäftigt, ins Ausland zu gehen. David Knoblauch ist zwar ein Kumpel von Marlene Knoblauchs Bruder, aber erst bei einem Vorbereitungstreffen bei den Combonis, die zusammen mit den Salesianern dieses Freiwilligenprogramm anbieten, haben sie entdeckt, dass sie nicht nur das Gleiche planen, sondern auch noch im gleichen Land. Auf ihren Einsatz sind sie ein halbes Jahr lang in mehreren Seminaren vorbereitet worden, in denen es um praktische Fragen wie Versicherung und Gesundheit ebenso gegangen ist wie um Rassismus, Geschichte und Verschiedenheit der Kulturen.
Marlene Knoblauch ist eine frischgebackene Abiturientin, die nach ihrer Rückkehr nach Deutschland Medizin studieren will. Jetzt sagt sie: „Vor meinem Studium möchte ich die Zeit und mein junges Alter dafür nutzen, mich an unbekannte Ufer zu wagen. Auf die Arbeit als MaZ im Jugendzentrum freue ich mich sehr, da ich gerne mit Jugendlichen beziehungsweise Kindern zusammen bin, ein offenes Ohr für sie habe und mit ihnen Aktionen starten möchte. Ich will durch diese einmalige Erfahrung meinen Horizont erweitern und an Herausforderungen wachsen. Außerdem ist es wichtig für mich, Gemeinschaft zu erleben und zu spüren, dass Gott Menschen verbindet; egal, von wo auf dieser einen Welt sie herkommen.“
Freiheit spüren und Gemeinschaft erleben
Dieses Jahr sei eine Chance, mal Abstand vom Alltag in Deutschland zu bekommen. Sie habe gewissenhaft, mit Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Herzblut, ihre Aufgaben in der Schule, im Sport, in der Musik, in Freundschaft und im Jugendkreis erfüllt. „Nun aber ist es an der Zeit, dass ich mir genug Raum schaffe für die Dinge und Werte, die mir genauso wichtig sind wie mein geregeltes Leben. Freiheit spüren, Gemeinschaft (er)leben, im Glauben wachsen und sowohl geben als auch nehmen.“
David Knoblauch studiert in Stuttgart technische Biologie und legt nun zwei Urlaubssemester ein. Er will sie nutzen, um seine soziale Kompetenz zu erweitern: „Ich will sehen, wo Gemeinsamkeiten und Unterschiede in unseren Kulturen liegen und ich hoffe, ich kann so Brücken zwischen der peruanischen und der deutschen Kultur bauen.“
Dabei wollen aber auch beide mit den Kirchengemeinden ihrer Seelsorgeeinheiten in Verbindung bleiben, in denen sie verwurzelt sind, David Knoblauch unter anderem als Oberministrant in Ebnat. Daher hoffen sie, dass ein Solidaritätskreis entsteht, der sie mental, aber auch finanziell unterstützt. Denn einen Teil der Kosten ihres Einsatzes, rund 2500 Euro, sollten sie selbst über Spenden aufbringen. Einmal im Monat wollen sie in Blogs auf der Website der Combonis über ihren Einsatz in Südamerika berichten und ihre Gemeinden auf der Ostalb an ihren Erfahrungen teilhaben lassen.