Nur die Sperrstunde kann diese Party stoppen
Zur 17. Auflage des Galgenberg-Festivals kommen locker 2500 Fans – Rockige Oden an den Südwesten
- Was für eine Party, was für Musiker: Messerscharfe Bläsersätze treffen auf die Stromgitarre, saukomische gesungene Lektionen in Schwäbisch, Ufo und Linsengericht, Blues, Rock und Reggae satt, 30 Musiker auf der Bühne und davor glücklich lächelnde Dauertänzer. Und alles wieder einmal perfekt organisiert. Die 17. Auflage des GalgenbergFestivals zog an beiden Abenden locker zweieinhalbtausend Fans der handgemachten Musik aufs Ex-Gaskessel-Areal. Das größte OpenairFestival in Aalen hat die Latte – beziehungsweise den Balken – wieder Mal ein Stück höher gehängt.
Kriegt er noch die „Stroßaboh“? Warum ist die Landsmannschaft im Südwesten so genial? Sind Diamanten der beste Freund auch der schwäbischen Dame? Das fragte – auf Englisch – etwa Fola Dada, die charismatische Sängerin und einzige Frau in den Reihen der SWR Bigband. Die bliesen mit ihrem Swing alles weg, was sich ihnen erst gar nicht in den Weg stellen wollte. Einfach genial. Etwa der posaunengestützte „Hummelflug“oder „Rehab“von Amy Winehouse.
Am Freitag ging alles los: Mit „Tigthrope“um Axel Nagel und natürlich den Stumpfes. Die hatten wie gehabt „koin Hommelsoich“mitgebracht, sondern eine feine Auswahl, eine Art „Best Of“von der „Welttour“bis so kurz nach ihren Anfängen. Fast hätten sie sich mit den „Fuenf“in die Wolle gekriegt. Denn die gaben nicht nur die Hymne aufs Schwabenland, sondern auch eine auf den Alkohol. Die Zeile „Warum seid ihr Schlümpfe blau? Wir saufen halt, du dumme Sau“! brachte dann die älteste Boy-Band Aalens in Rage. Denn die hatte statt „Schlümpfe“„Stumpfes“verstanden. Das Ganze – übrigens eine Gag-Einlage – wurde dann kurz und unblutig auf der Bühne geklärt. Später standen dann eh alle friedlich vereint und rockten, dass es eine Freude war: „Fuenf“, Bigband und Stumpfes. Für viele Fans wurde dann aber dann doch zu früh der Stecker gezogen. Vermaledeite Sperrstunde.
Der Abend des Vereinsorchesters und dessen Nachwuchses, der „Gallow Mountain Express“, ist der mit familiärem Touch. Ganze Familien tanzen hier, Zweijährige vorsichtshalber mit Gehörschutz ausgerüstet. Die jungen Galgenbergler singen „Skyfall“, der nahtlos in „Summer in the City“des Vereinsorchesters übergeht.
Am Samstagabend stehen dann 30 Musiker auf der Bühne. Wen soll man da hervorheben? Sie spielen im spielfreudigen Kombinat so zusammen, als würden sie das jeden Tag tun. Sonja Felkel etwa brilliert mit ihrer tollen Stimme und einem Gruß aus den 80ern, „Blaue Augen“von „Ideal“. Als die Wolken am dunkelsten sind über Aalen, stimmt sie „Here comes the rain again“an. Der Himmel nahm’s nicht wörtlich, obwohl am Stand mit den Getränke- und Essensmarken schon Mal Regenponchos bereit lagen.
Felkel greift später in die Saiten. Und Thomas Roder zum Mikro. Eigentlich sitzt er an der Orgel, hat aber auch noch eine super, sehr satte Stimme. Zum Mikro greift dann auch Timo Schaal, nach acht Jahren Galgenberg-Festival-Abstinenz. Ralf Meiser ist – mit Verlaub – eine echte „Rampensau“. Im besten Sinne. Er dreht ab auf der E-Gitarre und läutet eine der Zugaben ein: „Black Hole Sun“bei Fast-Vollmond über Aalen. Vorne tanzen alle. Zwei Abende, an denen es kaum mehr Musik und Spielfreude geben kann.
Das erste August-Wochenende 2018 ist jedenfalls schon mal dick angekreuzt.