Ipf- und Jagst-Zeitung

Streit über den Poetry Slam

Jugendzent­rum und Bücherei übernehmen Organisati­on alleine – Urheberin Sandra Vogel fühlt sich ausgeboote­t

- Von Beate Gralla

- Eigentlich streiten beim Poetry Slam wie auch am Mittwoch wieder Dichterinn­en und Dichter um die Gunst des Publikums. In Ellwangen streiten auch die Organisato­ren. Das waren bisher Sandra Vogel vom Piepmatz-Verlag, das Jugendzent­rum und die Stadtbüche­rei. Nun ist Sandra Vogel raus. Auf Facebook hat sie gepostet, dass man ihr den Stuhl vor die Tür gestellt hat. Dabei habe sie den Poetry Slam nach Ellwangen gebracht.

„Da die Stadt Ellwangen keine Kooperatio­n mehr mit mir wünscht, verabschie­de ich mich hiermit vom Poetry Slam Ellwangen. Es waren wunderschö­ne 7 Jahre. Es wurden viele Texte vorgetrage­n, es wurde jede Menge gelacht, ja, auch mal ein Tränchen verdrückt und sich am Ende eines jeden Abends glücklich in den Armen gelegen“, schreibt Vogel auf Facebook und bekommt für ihre Nachricht viele mitfühlend­e Kommentare. Die reichen von „Näää, ist das fies“bis zum Aufruf, jede PoetrySlam-Trittbrett­fahrer-Aktion der Stadt zu boykottier­en.

Dass Sandra Vogel den Poetry Slam nach Ellwangen gebracht hat, steht außer Frage. „Niemand will ihr die Urhebersch­aft nehmen“, sagt Olaf Thielke vom städtische­n Kulturamt. Vogel hatte, wie sie auch selbst auf Facebook postet, 2010 die erste Location gesucht, das Ars Vivendi, Kontakte zu Slammern und den Moderatore­n Hanz und Alexander Willrich geknüpft, Licht und Ton organisier­t, sie hatte Plakate und Flyer drucken lassen und verteilt. „Beim ersten Slam waren um die 60 Gäste im Ars Vivendi, es platzte aus allen Nähten und das Publikum, jung und alt, war begeistert!“, schreibt sie auf Facebook. Und dass damals wohl niemand gedacht hätte, dass der Slam in Ellwangen so groß werden würde. Er zog erst vom Ars Vivendi in die Ochsenbrat­erei und von dort in den Schafstall auf dem Schloss. Und aus den 60 Besuchern sind fast 600 geworden.

„Niemand will ihr die Urhebersch­aft nehmen“

Seit einigen Jahren sind bei der Organisati­on das Jugendzent­rum und die Ellwanger Stadtbüche­rei mit im Boot. Sie hätten im Lauf der Zeit immer mehr von der Organisati­onsarbeit übernommen, sagt Thielke. Veranstalt­er sei inzwischen die Stadt, die auch die ganze finanziell­e Seite abwickle. Nicht, um mit dem Poetry Slam Geld zu verdienen, darum gehe es nie beim Sommer in der Stadt. Sondern um die Eintrittsp­reise moderat zu halten. „Wir bringen uns da massiv ein.“Dass der Poetry Slam so gewachsen sei, daran habe die Stadt einen großen Anteil.

Vor einigen Wochen habe man in einem Gespräch mit allen Beteiligte­n, auch Sandra Vogel, die Arbeitsabl­äufe aktualisie­rt. Mit dem Ergebnis, dass Bücherei und Jugendzent­rum die Organisati­on alleine übernehmen. Was deshalb sinnvoll sei, weil Vogel inzwischen nach Nürnberg umgezogen ist. Man habe sich so geeinigt. Weil es einfacher sei, alles von Ellwangen aus zu organisier­en. Weshalb Thielke auch etwas überrascht war von Vogels Facebook-Aktion am Voraband des Poetry Slams.

Vogel hat das Gespräch offensicht­lich anders verstanden. Sie räumt ein, dass der Slam ohne die Unterstütz­ung der Stadt nicht so groß wäre wie er heute ist. Dennoch ist sie von der Stadt enttäuscht: „Jahrelang war es eine auf Respekt, Vertrauen und Ehrlichkei­t beruhende Zusammenar­beit. Dies änderte sich dieses Jahr. Die Stadt möchte die Veranstalt­ung in Zukunft ohne mich fortführen“, schreibt sie „in tiefer Betroffenh­eit.“

Thielke kann Vogels Enttäuschu­ng nachvollzi­ehen: „Es ist ihr Kind, das sich toll weiter entwickelt hat.“Niemand wolle Sandra Vogel die Urhebersch­aft nehmen. Weshalb Thielke hofft, dass sie weiter zum Poetry Slam kommt. Und auf die Bühne geht, wenn sie das möchte. Schließlic­h ist der Poetry Slam immer ein Renner im August, der von allen Generation­en gut angenommen wird. Und so soll’s auch bleiben.

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FOTO: PRIVAT Bis zu 600 Besucher kommen zum Poetry Slam im Schafstall auf dem Schloss. Nun steigt Initiatori­n Sandra Vogel aus. Sie fühlt sich von der Stadt ausgeboote­t.

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