Trumps verwirrende Botschaften
US-Präsident droht Nordkorea und spricht von Einsatz für atomwaffenfreie Welt
(dpa) - Was für ein Auftritt. Die Welt am Rande des Nervenzusammenbruchs, der US-Präsident ganz entspannt. Im Sommerurlaub in Bedminster, nach dem Golfen, erhält Trump ein Sicherheitsbriefing. Und während die USA am Rande eines ernsten Konflikts mit Nordkorea stehen, beginnt er zu reden. Zwei Mal. Einmal vor dem Briefing, mehr noch danach. Offensichtlich hatte sich einiges aufgestaut.
Dass Donald Trump am Stück Fragen von Reportern beantwortet, ist in seiner Präsidentschaft eine echte Rarität. In Sachen Nordkorea bleibt er in der Spur – zunächst. Er warnt Staatschef Kim Jong-un, er solle bloß nicht auf die Idee kommen, dummes Zeug zu machen, furchtbar würden die Folgen für dessen Land sein. Die Arme auf dem Tisch verschränkt, das Siegel des Präsidenten im Kreuz, lässt Trump lässig das Szenario einer nuklearen Apokalypse entstehen.
Was er denn Nordkorea noch Schlimmeres androhen wolle als „Feuer und Wut“? „Sie werden schon sehen“, sagt der US-Präsident, und legt den Kopf schräg. „Sie werden schon sehen.“Eigentlich wolle er die Welt ja von Atomwaffen befreien, sagt Trump dann unvermittelt, und zwar vollständig. Amerikaner, Alliierte, alle sollten sich sicher fühlen.
Nicht im Urlaub, alles im Griff
Hier soll ein Bild entstehen, schreibt die „New York Times“: Ich habe alles im Griff. Und Urlaub ist das auch nicht. Anders als Barack Obama schätze er keineswegs den Klimawandel als größte Bedrohung der Menschheit ein, sagt Trump – das war nach sechs Monaten im Amt nicht überraschend. Sein Entnuklearisierungswunsch aber schon – hatte der Präsident doch Nordkorea gerade noch historische Konsequenzen an die Wand gemalt und stolz auf Amerikas atomares Arsenal verwiesen.
Trump ist schwer zu interpretieren. Oft widerspricht er sich in einem Gedankengang mehrfach. Trotzdem klang sein zweiter Auftritt in Bedminster beruhigender als der erste. Dort wollte er das „Feuer und Wut“Zitat keinesfalls zurücknehmen, aber auch nicht wörtlich wiederholen. Rhetorische Abrüstung war das nicht, aber entscheidend ist die konkrete Politik. Sie hat sich aus Washington bisher nicht geändert, auch aus dem Golfclubheim nicht.
Es folgte ein Trump’scher Ritt eigenen Tempos durch politische Krisenherde. Bei Russland bedankte er sich für die Ausweisung hunderter US-Diplomaten. Sei viel billiger so. Ernst gemeint, bei einem so wichtigen Thema? Man weiß es nicht. Vielleicht ja schon, hieß es in Kommentaren, angesichts schon jetzt nicht besetzter Stellen im Außenministerium und anderswo. Wer „Amerika zuerst“denke, brauche keine Diplomaten.
Für viele wäre es denkbar gewesen, dass Trump vor großer Medienkulisse in Bedminster vielleicht Präsident Wladimir Putin mal einen mitgibt, es kam aber erneut kein böses Wort über den Kremlchef.
Stattdessen bekam Mitch McConnell sein Fett weg, seit Tagen neues Attacken-Lieblingsziel des Präsidenten. McConnell ist Mehrheitsführer im Senat, ein wichtiger Republikaner, in Washington ob seiner Methoden nicht beliebt, aber geachtet und gefürchtet. Wenn Trump im Herbst und danach irgendjemanden für seine Großvorhaben brauchen wird, dann den Senator von Kentucky. Was bezweckt Trump also mit seinen Angriffen? „Mitchhunt“, titelte der „Atlantic“, angelehnt an die „Witchhunt“– eine solche Hexenjagd beklagt Trump in Sachen Russland-Affäre.
Und weiter jagte Trump durch die Themen: Vom zuletzt eigenhändig angeschossenen Chefankläger Jeff Sessions lässt er ab. Ein geseufztes „Ach, es ist, was es ist“, mag zwar nicht die stärkste Solidaritätsadresse sein, aber er wirft den standhaften Rechtskonservativen auch nicht raus.
Seinen Sicherheitsberater H. R. McMaster, befehdet von rechten Medien und ihm feindlich gesonnenen Kreisen des Weißen Hauses, versieht Trump mit dem Siegel „unser Freund“, guter Mann, sehr talentiert. Ach so, die Afghanistan-Strategie, da nähere man sich einer Entscheidung. Sei aber sehr schwer, er habe ja dort „ein Chaos“geerbt, leider.