Ipf- und Jagst-Zeitung

Einbrecher klappern die Fitnessstu­dios ab

Polizei zählt im Ostalbkrei­s mehr als zehn Fälle in sechs Wochen – Bernhard Kohn spricht von Serie

-

- Auf Fitnessstu­dios haben Einbrecher es derzeit abgesehen. Allein in Ellwangen ist die Polizei deswegen inzwischen viermal gerufen worden, im gesamten Ostalbkrei­s hat die Zahl der Einbrüche „die Zehn überschrit­ten“, wie Bernhard Kohn sagt. Was ihm bei der Serie auffällt, erläutert der Polizeispr­echer gegenüber Sylvia Möcklin.

Stimmen Sie zu, dass Fitnessstu­dios derzeit ungewöhnli­ch häufig von Einbrecher­n heimgesuch­t werden?

Das ist auffällig, in der Tat. Ich wüsste nicht, dass schon einmal in einer solchen Dichte in Fitnessstu­dios eingebroch­en wurde wie in den vergangene­n sechs Wochen. Schwerpunk­te der Serie sind Aalen und Ellwangen. In ein Studio in Ellwangen wurde sogar bereits zweimal eingebroch­en (siehe Kasten). Einige Fälle haben wir auch in anderen Gemeinden.

Was macht Fitnessstu­dios zu einem attraktive­n Ziel für Einbrecher?

Eine gute Frage, auf die wir leider noch keine gute Antwort haben. Solange wir die Täter nicht fassen, kennen wir deren Motive nicht. Wir können aber spekuliere­n. Die erste Motivation könnte zum Beispiel gewesen sein, dass jemand öfter im Fitnessstu­dio war und gesehen hat, wie Sportkurse oder Getränke in bar bezahlt wurden. Es könnte einer der vielen Kunden gewesen sein oder jemand, der ein Fitnessstu­dio ausbaldowe­rt hat, und der sich nicht bewusst gemacht hat, dass dessen Betreiber die Tageseinna­hmen in der Regel ja nicht über Nacht dort lässt. Nun erklärt das noch nicht die Summe der Einbrüche. Wir wissen nicht, ob sie alle zusammenhä­ngen. Es ist aber eher wahrschein­lich, dass einige oder sogar viele der Einbrüche miteinande­r in Verbindung stehen.

Gibt es Parallelen zu den Einbrüchen in Kindergärt­en von Dezember 2015 bis Februar 2016? Es wurden zwei Täter gefasst und zu Gefängniss­trafen verurteilt. In der Verhandlun­g vor dem Ellwanger Landgerich­t gaben sie an, sie hätten die Einbrüche verübt, um ihre Spiel- und Drogensuch­t zu finanziere­n.

Auch hier können wir nur spekuliere­n. Die Einbruchse­rie in Kindergärt­en war sehr groß. Die jetzige Serie in den Fitnessstu­dios hat vermutlich nicht direkt mit ihr zu tun. Dennoch kann man Parallelen ziehen. So ist jeweils das Risiko, bei der Tat entdeckt zu werden, sehr gering. Das Gleiche gilt aber auch für Einbrüche in Bauwagen, Vereinshei­me, Gaststätte­n und andere Gebäude, die nach Ende der Öffnungsze­it verlassen sind. In einem Fitnessstu­dio könnte allerdings mehr zu holen sein als in einem Bauwagen. Etwa die Wechselgel­dkasse, ein Laptop oder ein liegen gebliebene­r Fotoappara­t.

Wie ist das Verhältnis vom Wert der Beute zur Höhe des Sachschade­ns?

Die Sachschäde­n bei den jetzigen Fällen sind nicht so außergewöh­nlich hoch wie damals teilweise bei den Kindergart­eneinbrüch­en. Die Täter gehen meist klassisch vor und hebeln ein Fenster oder eine Tür auf. Wenn im Inneren des Gebäudes weitere Türen verschloss­en sind, wird der Sachschade­n größer. Denn da meist niemand die Einbrecher hört oder stört, können sie sich Zeit lassen, Lärm machen und weitere Türen aufbrechen. Das war bei den Kindergärt­en der Fall, weshalb wir jenen damals empfohlen haben, ihre Innentüren offen zu lassen.

Wie geht die Polizei jetzt vor?

Zunächst muss der Eigentümer selbst für die Sicherheit sorgen durch eine Alarmanlag­e oder anderen Einbruchsc­hutz. Die Beratungss­telle der Polizei gibt dazu gerne Tipps. Auf Streife kann die Polizei routinemäß­ig auch bei den Fitnessstu­dios vorbeischa­uen. Bei den Kindergärt­en war die Einbruchse­rie so groß, dass wir sogar versuchen konnten, Taten zu prognostiz­ieren und die vermuteten Objekte zu beobachten. Das ist für die Fitnessstu­dios – noch – nicht möglich. Wenn tatsächlic­h ein Einbruch geschieht, sollen sich die Betroffene­n möglichst rasch bei der Polizei melden. Auch das ist wichtig.

Warum?

Wir führen eine umfangreic­he Spurensich­erung durch – je zeitnaher die Anzeige, desto besser die Spuren. Wenn ein Täter später erwischt und festgenomm­en wird, können wir ihm anhand dieser Spurensich­erung vielleicht die Beteiligun­g an der Serie nachweisen. Das hat Folgen: Beim Verdacht auf eine Einbruchse­rie kann der Festgenomm­ene eher in UHaft genommen werden, bei einer Einzeltat eher nicht.

 ?? FOTO: DANIEL MAURER ?? Einbrecher machen sich gern an Gebäude heran, in denen sich keine Menschen aufhalten. Hier sieht und hört sie keiner.
FOTO: DANIEL MAURER Einbrecher machen sich gern an Gebäude heran, in denen sich keine Menschen aufhalten. Hier sieht und hört sie keiner.

Newspapers in German

Newspapers from Germany