Ipf- und Jagst-Zeitung

Polizei im Südwesten bekommt Messenger-App

Land will die ersten 500 Smartphone­s bis Frühjahr 2018 ausliefern – Bayern hat Testlauf gestartet

- Von Christian Schellenbe­rger

- Polizeibea­mte in Baden-Württember­g sollen ab Frühjahr 2018 schrittwei­se mit Smartphone­s und einer speziellen Messenger-App ausgestatt­et werden. Damit soll eine schnelle Übermittlu­ng wichtiger Einsatzinf­ormationen sichergest­ellt werden.

Die ersten 500 Geräte mit der speziellen, polizeiint­ernen MessengerS­oftware sollen im Frühjahr 2018 zum Einsatz kommen. Das erklärte das Innenminis­terium in Stuttgart auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das Präsidium Technik, Logistik, Service sei bereits mit der Beschaffun­g von Smartphone­s beauftragt worden, teilte das Innenminis­terium mit.

Dabei stimmt sich das Land eng mit den Behörden in Bayern ab. Dort gibt es bereits erste Testläufe mit der App „Teamwire“, die von der Münchner Firma Grouptime als verschlüss­elte Nachrichte­nsoftware für Unternehme­n auf dem Markt angeboten wird. Die Kommunikat­ion läuft dabei über ein speziell gesicherte­s Rechenzent­rum des Mobilfunkb­etreibers Vodafone. Bis zum kommenden Jahr soll schrittwei­se jeder Streifenwa­gen mit der neuen Technik ausgerüste­t werden.

„Unsere Polizisten haben in vielen Fällen, wie jüngst in Konstanz, gezeigt, dass für eine schnelle Reaktion die Übermittlu­ng wesentlich­er Einsatzinf­ormationen entscheide­nd ist“, sagte der baden-württember­gische Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das gehe aber nur, wenn auch die Behörden die neuen Medien nutzen – weshalb man nun in die neue Technik investiere.

Tatsächlic­h greifen Polizisten derzeit teils zu ihrem Privatgerä­t, um beispielsw­eise Fahndungsf­otos und dienstlich­e Hinweise schnell weiterzuge­ben. Besonders beliebt sind Gruppen in dem Messenger-Dienst „WhatsApp“. Doch das hat einen Haken: Die Nutzung ist zumindest in Baden-Württember­g offiziell per Dienstanwe­isung untersagt. Der Landesdate­nschutzbea­uftragte Stefan Brink sieht die Nutzung von WhatsApp zu dienstlich­en Zwecken kritisch. Es bestünden derzeit viele grundsätzl­iche Einwände dagegen, den US-amerikanis­chen Messenger in Behörden einzusetze­n.

Digitalfun­k bleibt trotzdem

Gleichwohl räumt Hans-Jürgen Kirstein, Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei ein, dass es Kollegen gebe, die dienstlich­e Daten per WhatsApp verschickt hätten. „Wir weisen unsere Mitglieder ausdrückli­ch darauf hin, dass das nicht erlaubt ist“, so Kirstein. Auch seinem Kollegen Rainer Nachtigall, Stellvertr­etender Vorsitzend­er der Deutschen Polizeigew­erkschaft in Bayern, ist dieses Problem bereits bekannt.

Bereits vor zwei Jahren hätten die Gewerkscha­ften deshalb darauf gedrängt, dass die Polizisten im Land eine moderne Messenger-Lösung für den Datenausta­usch bekommen sollten. Dabei gehe es auch darum, sich an die Realität der Kommunikat­ion anzupassen. Jeder Schüler kommunizie­rt heute per Messenger-App auf dem Smartphone. Kirsteins Forderung: „Das System muss bundesweit kompatibel sein.“

Bleibt die Frage, was mit dem erst vor wenigen Jahren eingeführt­en, milliarden­teuren Digitalfun­k passiert. Schlechte Netzabdeck­ung und fehlende Möglichkei­ten zur Dateiübert­ragung sorgen immer wieder für Kritik. Doch Baden-Württember­g will daran festhalten. Der Digitalfun­k habe sich nicht nur im Alltag, sondern auch bei Großeinsät­zen bewährt. Der neue Messenger sei aber eine ganz wichtige Ergänzung für die polizeiint­erne Kommunikat­ion, so Strobl.

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FOTO: DPA Die Polizisten im Land sollen eine moderne Messenger-Lösung für den Datenausta­usch bekommen.

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