Ein neues Eigenheim für Zauneidechsen
Die blauen Plastikplanen an der ehemaligen Panzerverladerampe sollen die Tiere vergrämen
- Die alte Panzerverladerampe ist eingeebnet. Wo einmal das Geschäftshaus am Bahnhof und ein Parkhaus stehen sollen, tut sich im Moment noch nicht viel. Das wird sich wohl im kommenden Jahr ändern. Möglichst ruhig bleiben soll es dagegen unter den blauen Plastikplanen neben den Bahngleisen. Denn sie wurden ausgelegt, um die Zauneidechsen zum Umziehen zu bewegen.
Ihr schickes neues Zuhause liegt jenseits der Bahngleise auf dem Gelände der Feuerwehr. Die so genannte Eidechsenburg ist nichts anderes als eine aus zwei Steinreihen bestehende Trockenmauer, die ohne Mörtel aufgeschichtet ist. Dahinter ist viel locker aufgehäufelte Erde und darin das eine oder andere Sandnest. So lieben es Zauneidechsen: Ein warmes Plätzchen in der Sonne und weiche Erde, in die sie sich und ihre Eier eingraben können.
Bisher wohnten die Zauneidechsen neben der Panzerverladerampe am Bahnhof. In der losen Erde haben sie überwintert, auf dem Schotter des Gleisbetts ihr Sonnenbad genommen. Weil Zauneidechsen geschützt sind, durfte die Stadt nicht einfach so losbauen. Sie musste wie zuvor schon die Bahn, als sie den Bahnsteig verlängert hat, auf die Tiere Rücksicht nehmen.
Die Bauarbeiten wurden zeitlich entsprechend geplant, sagt Klaus Ehrmann, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung. Mitte Februar haben sie begonnen. Da rund um die Rampe, die 150 Meter lang und 20 Meter breit war, eine Mauer gezogen war, wurde erst die Erde innerhalb der Mauer abgetragen, berichtet Marco Pilenza vom Tiefbauamt. 4300 Kubikmeter waren es alles in allem, das entspricht 300 Lastwagenfuhren. Das hat bis Anfang April gedauert. Immer dabei war der Kampfmittelbeseitigungsdienst.
Denn in der Nähe der Rampe hatten im Krieg Bomben eingeschlagen. So stand zu befürchten, dass sich hier nicht explodierte Munition findet. Das war zum Glück nicht so. Außer einem Splitter einer englischen Fliegerbombe und Blechschrott tauchte nichts aus dem Untergrund auf.
Blaue Planen vergraulen die Eidechsen
Die Eidechsen hielten derweil Winterschlaf in den Erdwällen neben dem Gleis. Damit sie dort ausziehen, wurden mit steigenden Temperaturen blaue Planen ausgelegt. Darunter wird es so warm, dass die Tiere dort keine Eier mehr legen und auch nicht mehr dorthin zurückkehren. Und weil die Planen nach und nach gelegt wurden, wurden die Eidechsen immer wieder ein Stückchen weiter vom Bahnhof abgedrängt. Diese Maßnahmen sind mit einem Gutachter und dem Naturschutz abgestimmt.
Hinter der künftigen Baustelle für das Geschäfts- und Parkhaus in der Bahnhofstraße können sie sich im Geröll neu einrichten, in die Eidechsenburg der Bahn ziehen oder, wenn es ihnen dort zu eng wird, durch den Schotter der Gleise schlüpfen und es sich in der Trockenmauer auf dem Feuerwehrgelände gemütlich machen. Das ist jedenfalls der Plan. Der anderswo wohl auch schon funktioniert hat.
Wobei die Eidechsen auch wieder zurückkommen können, wenn Geschäftsund Parkhaus und Kreisverkehr erst einmal fertig sind. Dann soll die Umgebung wieder so hergerichtet werden, dass sie sich wohl fühlen.
Wann die Bauarbeiten beginnen sollen, ist noch offen, sagt Ehrmann. Beim Kreisverkehr wartet die Stadt noch auf den Zuschussbescheid. Und beim Geschäftshaus läuft im Moment noch die Mietersuche. Die sei aber auf einem guten Weg. Ehrmann geht davon aus, dass es mit den Bauarbeiten 2018 losgeht.