Ipf- und Jagst-Zeitung

Als Bauern Baumstämme zum Bahnhof brachten

-

(sj) - Der ehemalige Tiefbauamt­sleiter Theodor Preker ist ein aufmerksam­er Beobachter des Zeitgesche­hens. 91 Jahre ist er inzwischen und hat viel von der Geschichte der Stadt miterlebt. Und so weiß er, dass die Panzerverl­aderampe beim Bahnhof, die inzwischen abgerissen ist, gar nicht gebaut wurde, um Panzer, sondern um Holz zu verladen. Nach dem Ersten Weltkrieg habe es in den Wäldern Franzosenh­ütten gegeben: „Dort waren wahrschein­lich französisc­he Kriegsgefa­ngene eingesetzt zum Holzfällen.“Nach dem verlorenen Krieg habe Deutschlan­d den Franzosen als Reparation­en Holz aus den Staatswäld­ern liefern müssen. Um Ellwangen herum habe es viele solcher Staatswäld­er gegeben. Das im Winter geschlagen­e Holz sei von Ellenberg, Keuerstadt und Matzenbach mit von Pferden gezogenen Langholzfu­hrwerken zum Bahnhof nach Ellwangen geliefert worden. Höchstens zwei Stämme habe solch ein Gaul ziehen können, der Transport habe bis zu fünf Stunden gedauert. „Ein Bauer hat am Tag vielleicht eine Fuhre gemacht, mehr hat der nicht geschafft mit seinen Gäulen“, erzählt Preker. Bis zum Abtranspor­t mit der Bahn musste das Holz in Ellwangen gelagert werden: „Dazu brauchte man eine Rampe, die so hoch war wie die Wagen der Eisenbahn. Wenn genügend Holz da war, hat man einen Eisenbahnw­aggon voll geladen.“Noch in Zeiten des Nationalso­zialismus’ sei an der Rampe Holz gelagert worden. Nach der langen Fahrt seien die Bauern in den Rosengarte­n gegangen und hätten dort gezecht. Der damalige Wirt namens Ziegler habe für sie rote Würste in einem normalen Putzeimer heiß gehalten. Jeder Bauer habe sich so viel Würste zum Vesper geholt, wie er wollte. Und dazu ein Fässle Bier mit drei Litern. Das habe ihm der Ellwanger Brauereibe­sitzers Hermann Veit erzählt. Die Panzer sind laut Preker erst mit der Bundeswehr gekommen. Die fuhren nicht nur von der Verladeram­pe zur Kaserne, sondern auch zur Eigenzelle­r Heide zum Schießen. Was den Straßen ganz schön zugesetzt hat. Weshalb der Bund bei der Erneuerung immer ein Drittel der Kosten zugeschoss­en hat.

 ?? FOTO: SCHNEIDER ?? Theodor Preker erinnert sich.
FOTO: SCHNEIDER Theodor Preker erinnert sich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany