Eine Zukunft für Nepals Mädchen
Petra Pachner und Herwig Jantschik aus Aalen planen ein Frauenförderprogramm in Nepal
- Petra Pachner kommt gerade aus Nepal zurück. Es war eine von vielen Reisen in den Himalaya-Staat. Sechs Tage voll intensiver Arbeit hat die Aalenerin dort verbracht und unter anderem Angebote von Bauträgern ausgewertet, eine große Baustelle besucht und mit vielen anderen Partnern und Unterstützern ein Frauenförderprogramm ins Leben gerufen.
Viele junge Männer verlassen das Land
Bereits seit vielen Jahren engagieren sich Petra Pachner und ihr Ehemann Herwig Jantschik in der Nepal-Hilfe. In ihrem aktuellen Projekt liegen ihnen vor allem Frauen und Mädchen am Herzen. „In Nepal sind Mädchen nichts wert. Sie werden für eine hohe Mitgift jung verheiratet und haben deshalb sehr schlechte Startbedingungen ins Leben“, sagt Petra Pachner. Dazu käme, dass täglich etwa 1500 Menschen, vor allem junge Männer, das Land verlassen, um in den Industrieländern zu arbeiten. „Die Männer müssen im Schnitt acht bis zehn Kinder ernähren. Viele von ihnen kommen nicht mehr zurück. Auf den Baustellen, zum Beispiel in den Arabischen Emiraten, werden sie oft ausgebeutet. Viele sterben“, erklärt Pachner. Können die Männer kein Geld mehr verdienen, hätten die Mütter in Nepal keine Lebensgrundlage mehr. Sie müssten also qualifiziert sein, um selbst arbeiten zu können. Laut Pachner könnten sich in Nepal aber nur gut betuchte Familien eine Ausbildung für ihre Kinder leisten, da diese sehr kostspielig sei. „Deshalb hatten wir die Idee, den Mädchen und Frauen eine Ausbildung zu ermöglichen“, so Pachner weiter. So hätten diese eine Perspektive und könnten für sich und ihre Kinder sorgen.
Mit einem lokalen Sportartikelhersteller konnte man einen Partner gewinnen, der in Kooperation mit Pachners Verein eine duale Ausbildung zur Schneiderin organisiert. Der Unterrichtsraum soll in dessen bestehender Schneiderei eingerichtet werden, die Nähmaschinen kommen aus Deutschland. „Diese stellt uns ein Spender zur Verfügung, der die alten Geräte wartet und erneuert“, sagt Pachner.
Die Ausbildung wird vier Monate dauern und mit einer Prüfung abschließen. Bei 25 Schülerinnen pro Kurs sollen 75 Frauen in einem Jahr im Dualen System ausgebildet werden. Während des Einsatzes im Betrieb erhalten die Auszubildenden ein Taschengeld.
Nach der Ausbildung übernimmt der Hersteller die Frauen für mindestens ein Jahr in ein Beschäftigungsverhältnis. Danach möchte der Verein den ausgebildeten Fachkräften eine Nähmaschine schenken, damit diese in ihren Dörfern weiterarbeiten können. Für Lehrmaterial und Lehrer würden pro Ausbildung 200 Euro benötigt, wofür der Verein noch Paten sucht. „Uns ist in allen Projekten wichtig, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben“, erklärt Pachner.
Ausbildungszentrum mit Voith-Maschinen geplant
„Uns ist es wichtig, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.“
Parallel zum Frauenförderprogramm entsteht im Moment ein Waisenhaus in Kathmandu sowie in der Region Dhading ein Ausbildungszentrum für Jugendliche. Junge Nepalesen sollen dort die Chance bekommen, eine Ausbildung in verschiedenen Bereichen zu absolvieren. In den letzten Monaten hat man das Grundstück erdbebensicher gemacht, Stützmauern hochgezogen und das Fundament vorbereitet. Die Bauarbeiten müssen schnell vorangehen. „Zum nächsten Monsun in sechs Monaten wollen wir fertig sein“, erklärt Petra Pachner. Denn während der Regenzeit könne man nicht bauen. Die Maschinen für die Ausbildung stammen vom Heidenheimer Unternehmen Voith. Nachdem sie gewartet und verpackt wurden, sollen sie im Herbst auf dem Seeweg nach Nepal gebracht werden.
Petra Pachner vom Verein „Zukunft für Nepal Ostwürttemberg e.V.“